Bistum Trier entlässt AfD-Politiker aus Kirchengremium

Der saarländische AfD-Landtagsabgeordnete Christoph Schaufert ist vom Bistum Trier aus seinem Ehrenamt in einer Kirchengemeinde entlassen worden. Das Bistum hält die Mitgliedschaft nicht vereinbar mit Schauferts Engagement in der AfD. Er schade dem Ruf der Gemeinde.

bistum trier entlässt afd-politiker aus kirchengremium

Christoph Schaufert, AfD-Landtagsabgeordneter, ist aus dem Verwaltungsrat der Pfarrei St. Marien in Neunkirchen ausgeschlossen worden picture alliance/BeckerBredel

Wie gehen Kirchen mit Vertretern der AfD um? Mit dieser Frage hat sich auch das Bistum Trier beschäftigt – und sich für eine Entlassung des saarländischen AfD-Landtagsabgeordneten Christoph Schaufert entschieden. Er wird nicht länger Mitglied im Verwaltungsrat einer Kirchengemeinde in Neunkirchen im Saarland sein.

Von Plettenberg sagte, bei seiner Entscheidung sei inhaltlich vor allem die Erklärung der deutschen Bischöfe „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ vom Februar 2024 maßgeblich gewesen. „Parteien, die rechtsextrem sind oder am Rande dieser Ideologie wuchern, können für uns Christen kein Ort der politischen Betätigung sein“, erklärte Generalvikar Ulrich von Plettenberg am Mittwoch in Trier. Die Mitgliedschaft in einem kirchlichen Gremium sei nicht vereinbar mit einer AfD-repräsentativen Funktion.

Der 55-jährige Schaufert ist seit 2016 Mitglied der AfD und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im saarländischen Landtag. Zudem hat der Archäologe mehrere Ämter für die Partei auf kommunaler Ebene inne.

Der Verwaltungsrat und der Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Marien hatten Ende Februar von Plettenberg gebeten, den Ausschluss von Schaufert zu prüfen. Sie argumentierten, dass Schaufert ein hoher Funktionsträger der AfD sei und sich von extremistischen Positionen nicht öffentlich distanziert habe. Dadurch schade er dem Ruf der Gemeinde.

Von Plettenberg erklärte am Mittwoch, dass es für Funktionen in der Kirche zwischen den kirchlichen und den individuellen öffentlichen Positionierungen eine Mindestübereinstimmung geben müsse. „Wer im kirchlichen Dienst beschäftigt ist oder ein Ehrenamt in der Kirche wahrnimmt, ist mitverantwortlich für die Glaubwürdigkeit der Kirche“, fügte er hinzu.

Wer eine Partei vertrete, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Kultur diffamiere oder ihnen das Recht auf ein faires Asylsystem verweigere, sei im kirchlichen Dienst oder im Ehrenamt nicht mehr tragbar.

Schaufert von Entscheidung „enttäuscht“

Ein persönliches Gespräch mit Schaufert habe gezeigt, dass er an seinen Ämtern und Funktionen in der AfD festhalte und sich nicht von verschiedenen Positionen distanzieren wolle. Daher sehe er keine Vertrauensbasis mehr für eine weitere Zusammenarbeit, erklärte von Plettenberg.

Schaufert sagte, er sei von der Entscheidung des Generalvikars „enttäuscht“. Man habe nichts gefunden, dass man ihm persönlich habe vorwerfen können: „Ich habe meine Ämter immer strikt getrennt und das Kirchenamt nie als politische Bühne genutzt“, sagte Schaufert der Deutschen Presse-Agentur. Er werde nun „heruntergestellt, nicht als Christoph Schaufert, sondern weil ich in der AfD bin“, sagte er.

Die Pfarrei St. Marien erklärte, sie bedaure, dass es in diesem Fall keine andere Lösung gegeben habe. Es gehe ihr nicht um die Person an sich, sondern um „das Wahrnehmen außerhalb der Kirchengemeinde, die eben mit Leitungsfunktionen innerhalb der Kirche nicht vereinbar sind“, erklärte Pfarrer Bernd Seibel. Gegen die Entscheidung kann Schaufert Beschwerde beim Trierer Bischof Stephan Ackermann einlegen.

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