US-Behörde gibt Startschuss für börsengehandelte Bitcoin-Fonds

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ARCHIV: Das Google-Logo am Eingang zu den Google-Büros in London, Großbritannien, am 18. Januar 2019. REUTERS/Hannah McKay

Washington/New York (Reuters) – Die Börsenaufsicht SEC hat in einer wegweisenden Entscheidung für die Krypto-Branche grünes Licht für die ersten in den USA notierten börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETFs) gegeben.

Die Behörde genehmigte elf Anträge, darunter von BlackRock, Ark Investments und 21Shares, Fidelity, sowie von Invesco und VanEck. Einige Produkte sollten bereits an diesem Donnerstag mit dem Handel beginnen. Die von den meisten Beobachtern erwartete SEC-Entscheidung sorgte für Rückenwind bei der Cyber-Devise. Der Bitcoin-Kurs zog nach der Zulassung zeitweise um bis zu 3,9 Prozent auf 47.750 Dollar an.

Für die SEC und deren Vorsitzenden Gary Gensler markiert der Schritt eine Kurswende. Denn bisher hatte die Aufsicht Bitcoin-ETFs stets wegen Bedenken abgelehnt, diese seien anfällig für Marktmanipulationen. Gensler gilt als scharfer Krypto-Gegner. Doch diesmal schloss sich der Demokrat den beiden republikanischen SEC-Kommissaren an und stimmte für die Genehmigung. Zwei demokratische SEC-Mitglieder votierten allerdings dagegen. Eine davon, Caroline Crenshaw, äußerte Bedenken hinsichtlich des Anlegerschutzes. Die Genehmigung erfolgte einen Tag nachdem eine Falschmeldung auf dem Kurznachrichtendienst X, die SEC habe bereits grünes Licht erteilt, die Krypto-Branche weltweit in Aufregung versetzt hatte.

Die Hoffnungen in der Branche auf eine Zulassung waren zuletzt gestiegen. Denn ein US-Bundesberufungsgericht hatte 2023 entschieden, dass die SEC einen Antrag von Grayscale Investments nicht hätte ablehnen dürfen, ihren bestehenden Grayscale Bitcoin Trust in einen ETF umzuwandeln. SEC-Chef Gensler teilte in einer Erklärung mit, angesichts dieses Richterspruchs sei eine Genehmigung der “nachhaltigste Weg nach vorne” gewesen. Das sei aber in keiner Weise als Signal zu verstehen, dass die SEC nun ihr Durchgreifen gegen Gesetze missachtende Krypto-Akteure lockern werde. Bitcoin sei eine spekulative Anlageform, die auch für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verwendet werde. “Anleger sollten weiterhin vorsichtig sein hinsichtlich der zahlreichen Risiken, die mit Bitcoin und Produkten verbunden sind, deren Wert an Krypto gebunden ist”, warnte Gensler.

MEILENSTEIN FÜR DIE KRYPTO-BRANCHE

Für die von Skandalen geplagten Krypto-Industrie ist die Zulassung ein großer Schritt vorwärts. Denn ETFs ermöglichen Anlegern Zugang zur weltweit größten Kryptowährung, ohne dass sie dabei auch alle Risiken tragen müssen, die mit einem direkten Kauf von Bitcoin verknüpft sind. “Das ist enorm positiv für die Institutionalisierung von Bitcoin als Anlageklasse”, meint etwa Andrew Bond, Geschäftsführer und leitender Fintech-Analyst bei Rosenblatt Securities. Ähnlich sieht das Rajeev Bamra, zuständig für Digital Finance bei der Ratingagentur Moody’s. “Die Zulassung hat das Potenzial, für eine breitere Anlegerschicht Bitcoin-Investitionen zu vereinfachen und abzusichern, was die Dynamik der Kryptowährungsinvestitionen verändern könnte”, meint der Experte.

Aus Sicht der Analystinnen Marion Laboure und Cassidy Ainsworth-Grace von der Deutschen Bank ist die SEC-Entscheidung wegweisend. “Ein Spot-Bitcoin-ETF wird es Anlegern erleichtern, über ein reguliertes Vehikel Zugang zu erlangen”, schreiben sie in einer Studie. Sowohl für Kleinanleger als auch für Profi-Investoren sei das attraktiv. “Dies könnte zu großen Zuflüssen in den Markt führen.” Dennoch bleiben Laboure und Ainsworth-Grace vorsichtig: “Nur die Zeit wird zeigen, ob eine größere Akzeptanz das Krypto-Ökosystem und das Finanzsystem stärker transformieren wird.” Die Analystinnen rechnen auch weiterhin mit schwankungsreichen Bitcoin-Kursen.

Experten des britischen Bankhauses Standard Chartered hatten unlängst geschätzt, dass Bitcoin-ETFs allein in diesem Jahr 50 bis 100 Milliarden Dollar an Anlegergeldern anziehen könnten. Dies würde womöglich den Bitcoin-Kurs auf bis zu 100.000 Dollar hochtreiben. Andere Experten gehen dagegen davon aus, dass die Zuflüsse über einen Zeitraum von fünf Jahren eher bei rund 55 Milliarden Dollar liegen könnten. Der Börsenwert von Bitcoin liegt laut dem Datenportal CoinGecko derzeit bei um die 918 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Nach Daten des Investment Company Institute (ICI), ein Verband amerikanischer und internationaler Investmentfonds, lag der Nettowert von US-ETFs im Dezember 2022 bei rund 6,5 Billionen Dollar.

(Bericht von Hannah Lang, Suzanne McGee, Manya Saini und Niket Nishant; Bearbeitet von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte).)

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