Franz Broich und die Basler Companie inszenieren «Erpresso Macchiato». Was als Gaunergeschichte verkauft wird, ist tatsächlich belanglos und banal.
Auch ein James-Bond-Verschnitt vermag schöne Bilder zu kreieren.
Das hier ist keine Theaterkritik, es ist der Versuch, dem Stück, das sich «Erpresso Macchiato» nennt, etwas Positives abzugewinnen. Vorab die ersten sechs Sätze aus der Medienmitteilung des Theaters:
«Ein Kunstraub in Basel ruft drei Agentinnen auf den Plan. Die Spuren führen in einen mysteriösen Ausstellungsraum, der sich als Falle erweist. Auf der Suche nach ihrem Auftrag verdächtigen sie sich gegenseitig. Sie beschatten, täuschen und sabotieren einander. Die Agentinnen spielen ihre Spielchen. Schliesslich sehen sie sich mit ihrer eigenen Geschichte konfrontiert.»
Von Kunstraub keine Spur
Von den ersten drei Sätzen ist im Stück rein gar nichts zu spüren. Oder war dieser Kunstraub derart bravourös inszeniert, dass ich ihn als Kunsthistoriker nicht bemerkt habe?
Dabei hätte es ein reales Vorbild gegeben. Aus dem Basler Kupferstichkabinett wurde in den 1990er-Jahren das sogenannte «Hundertguldenblatt» von Rembrandt entwendet, beziehungsweise durch ein Faksimile ersetzt. Der Täter war ein armer Schlucker, der sich eine Kunstsammlung nicht leisten konnte und sie sich auf diesem Weg ergaunert hat.
«Erpresso Macchiato» sorgt für Lacher, doch es fehlt der rote Faden.
Durchaus ein Stoff für eine abendfüllende Aufführung. Stattdessen spulen die Schauspielerinnen Elmira Bahrami, Marie Löcker und Annika Maier alle Morde der James-Bond-Filme runter, philosophieren über sich bewegende Steine und ihren Kunstsinn, ahmen Autocrashs nach, besteigen nacheinander die Zugspitze, die aus Pappmaché besteht, vollführen dadaistische Tänzchen auf der Bühne und berauschen sich am eigenen Humor und an belanglosen Blödeleien.
Das sorgt für Lacher und Erheiterung im Zuschauerraum und damit scheint das Ziel auch schon erreicht. So einfach geht das heute.
«Erpresso Macchiato» hat aber weder eine logische Handlung noch einen roten Faden. Es ist eine Aneinanderreihung von humoresken und drolligen Spässchen, witzigen Einfällen und prickelnden Wortspielchen.
Späte Erkenntnis
Und zum Schluss sitzen die Schauspielerinnen, die in ihren Rollen brillieren und ein Höchstmass an Spiellust und Engagement zeigen, auf einem Felsen, wie einst die Lorelei, Calypso oder die kleine Meerjungfrau aus Hans Christian Andersens Märchen und sinnieren über das Leben und welche Rolle wir wann und wo spielen sollen – wollen oder einfach nur spielen.
Da ist eine gewisse Tragik drin, eine gespielte, wie eine reale und irgendwie erinnert das alles ein wenig an «Warten auf Godot» oder an «Vergeigt» in der letzten Spielzeit.
«Und dies alles auf Kosten der Steuerzahler.»
Eine Tragik für die Schauspielerinnen und das Publikum, denn wäre diese Erkenntnis schon eine Stunde früher gekommen, so würde man längst bei einem kühlen Bier in der Kunsthalle sitzen, so aber muss man weiterhin ausharren in den engen, unbequemen Ledersitzen der Kleinen Bühne, bis dieses quälende Palaver zu einem eigenen Ende kommt und man ohne Publikumsstörung und unter giftigem Gezische den Zuschauerraum verlassen darf.
Zu guter Letzt gibt es den obligaten, gut inszenierten Applaus, neben den drei Schauspielerinnen kommen noch sechs weitere Beteiligte auf die Bühne und dies alles auf Kosten der Steuerzahler.
Und wenn Sie nun denken, mein einziges Ziel sei es, wieder mal eine Inszenierung des Theaters Basel in die Pfanne zu hauen, dann irren Sie sich. Ich hatte mich auf einen perfekt inszenierten Kunstraub gefreut, wie die Pressemitteilung ihn ankündigte, stattdessen wurde mir während 90 langen Minuten die Lust an der Theaterkunst geraubt.
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