Startups könnten die Versäumnisse der deutschen Autoindustrie wettmachen – wenn diese es zulässt

startups könnten die versäumnisse der deutschen autoindustrie wettmachen – wenn diese es zulässt

Moderne Automotive-Konzepte wie diese Radnabenmotor-Konstruktion braucht es mehr in Deutschland.

Moderne Automotive-Konzepte wie diese Radnabenmotor-Konstruktion braucht es mehr in Deutschland.

In Deutschland erwirtschaftet die Auto-Industrie 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – deutlich mehr als beispielsweise in den USA, wo der Anteil bei ungefähr 0,6 Prozent liegt. Diese Zahlen des statistischen Bundesamts zeigen die Bedeutung der Automobilbranche hierzulande. Aber das langsame Vorankommen deutscher Automobilbauer wie VW, BMW oder Mercedes bei komplett durchdigitalisierten Fahrzeugen ist Anlass zur Sorge: Wann macht sich die Entwicklung auch volkswirtschaftlich bemerkbar?

Gleichzeitig gibt es hierzulande in der Automobil-Industrie nur vergleichsweise wenige erfolgreiche Startups, wie aus einer Studie des Startup-Verbands im Auftrag von neu/wagen hervorgeht. Trotz der hohen Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft werde in diesem Bereich in den USA pro Kopf das Dreifache in Startups investiert – was auf eine stärkere Fokussierung auf Innovation im Vergleich zur Produktion hindeute. Stark vertreten seien auch asiatische Länder wie China und Indien.

Viel Software, wenig Hardware

Wie ist die deutsche Mobility-Branche abseits der großen Hersteller aufgestellt? Während die Zahl der Startup-Neugründungen im Mobility-Sektor allenfalls stabil bleibt, stieg das Finanzierungsvolumen zuletzt sogar an. Unter den jungen Unternehmen der Branche macht der Studie zufolge der hardwarebasierte Bereich nur etwa elf Prozent des Sektors aus. Fast jedes fünfte Startup ist demgegenüber im Bereich Automotive-Software angesiedelt. Mobility-Startups wollen sich zudem durch ihre starke Ausrichtung auf ökologische Nachhaltigkeit (76 Prozent), digitale Geschäftsmodelle (46 Prozent) und Technologieentwicklung (42 Prozent) auszeichnen, verrät die Untersuchung.

Der fehlende Fokus auf die Antriebselemente und Fahrzeuge der Zukunft selbst führt den Verband und Marktbeobachter zur Einschätzung, dass Deutschland in diesem Innovationsfeld merkbar den Anschluss verliert: So konzentrierten sich die größten Investitionen der vergangenen Jahre auf die Startup-Ökosysteme in den USA und Asien. Unter den aktuell fünf bestfinanzierten Mobility-Startups ist demnach mit Northvolt aus Schweden nur ein europäisches Unternehmen vertreten.

Kooperationen mit etablierten Unternehmen sollten ausgebaut werden

Auffällig ist, dass sich in Deutschland die Mobility-Startups an bekannten Automotive-Standorten konzentrieren, beispielsweise in der Region Hannover/Hildesheim. Dort sind unter anderem der Volkswagen-Konzern und Continental aktiv. Besonders vielversprechend erwiesen sich Kooperationen mit etablierten Unternehmen, die als eine bedeutende Stärke ausgebaut werden können, betonte der Startup-Verband optimistisch.

Immerhin, möchte man sagen. Aber wenn Startups, Investoren und Automobilkonzerne nicht beherzter vorpreschen – kürzere Entwicklungsschritte, höhere Investitionen, Zukauf von Startup-Technologien – dürfte die deutsche Automobilindustrie sich immer unangenehmeren Fragen stellen müssen. Das Software-Chaos bei VW zeigt die Probleme nur allzu schön – und es verdeutlicht, wie sehr die Industrie mit sich selbst beschäftigt ist, statt innovativ zu sein. Bei ihrer nationalen Bedeutungen werden die Auswirkungen auch volkswirtschaftlich immer bedrohlicher.

Mit Material von dpa.

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