Sydney: Polizei stuft Messerangriff in Kirche als Terrorakt ein

Vier Menschen werden während einer christlichen Messe in Sydney attackiert: Die Ermittler nehmen einen Jugendlichen fest – und werten die Tat als einen mutmaßlich durch religiösen Extremismus motivierten Terroranschlag.

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Sydney: Polizei stuft Messerangriff in Kirche als Terrorakt ein

Der Angriff auf Geistliche einer christlichen Gemeinde in Sydney während eines Gottesdienstes ist von den Ermittlern als Terrorakt eingestuft worden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters, der etwa 16 Jahre alt sei, liege offenkundig im Bereich des »religiös motivierten Extremismus«, sagte Karen Webb, die Polizeichefin des australischen Bundesstaats New South Wales bei einer Pressekonferenz.

Zu den verletzten Opfern gehören demnach der Bischof der Assyrer-Gemeinde in Sydneys westlichem Vorort Wakeley und mindestens ein Priester. Sie seien operiert worden und hätten nur durch Glück überlebt, sagte Webb.

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Der Bischof hatte am Montagabend eine Messe in der Kirche der örtlichen Assyrer-Gemeinde abgehalten. Im Internet veröffentlichte Aufnahmen von der Liveübertragung des Gottesdienstes zeigen, wie der Angreifer während der Messe auf den Geistlichen zugeht und auf ihn einhiebt, bevor Augenzeuge herbeieilen, um einzugreifen. Webb zufolge wurde die Tat wohl mit einem Klappmesser verübt. Der Angreifer wurde später festgenommen und war laut Webb schon vorher polizeibekannt, stand aber auf keiner Beobachtungsliste für Terrorverdächtige. Die Ermittler seien im Gespräch mit seinen Eltern, um Näheres über das Motiv des Jugendlichen herauszufinden.

Wütender vor der Kirche, Lage eskaliert

Nach der Tat kam es zu chaotischen Szenen vor dem Gotteshaus, wo sich neben Rettungskräften und Polizisten binnen kurzer Zeit eine Menge aus hunderten wütenden Menschen einfand. Die Situation eskalierte rasch, es kam zu Ausschreitungen. Laut Webb wurden Polizeieinheiten aus dem ganzen Stadtgebiet der Millionenmetropole Sydney zur Verstärkung gerufen.

Bei den Krawallen wurden demnach mehrere Einsatzkräfte verletzt und 20 Einsatzfahrzeuge beschädigt, zehn seien nicht mehr nutzbar. Die Polizisten wurden den Angaben zufolge mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen attackiert, ein Polizist erlitt einen Kieferbruch. Selbst Sanitäter hätten sich über Stunden hinweg in der Kirche verschanzen müssen, weil sie von der aufgebrachten Menschenmenge bedroht worden seien.

Der mutmaßliche Täter selbst wurde nach Polizeiangaben ebenfalls verletzt – unklar blieb, wie er die offenbar gravierenden Verletzungen erlitt. Medienberichten zufolge sollen ihm mehrere Finger abgeschnitten worden sein. Auf Fragen von Journalisten, ob der wütende Mob dafür verantwortlich sei, entgegnete Webb, dies sei Teil der Ermittlungen. Insgesamt mussten die Rettungsdienste nach eigenen Angaben 30 Patienten behandeln, sieben Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Polizeichefin kündigte an, dass die Sicherheitsbehörden alle Gewalttäter ermitteln und für die Randale zur Rechenschaft ziehen würden. »Alle, die an diesen Ausschreitungen beteiligt waren, können damit rechnen, dass wir an ihre Tür klopfen werden«, sagte Webb. »Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber wir werden euch finden und wir werden euch festnehmen. Das ist absolut inakzeptabel.«

Der Regierungschef von New South Wales, Chris Minns, richtete einen dringenden Appell an alle Bewohner des Bundesstaats, auf alle Formen der Selbstjustiz zu verzichten: »In Australien wird das Recht nicht in die eigenen Hände genommen«, betonte er auf der Pressekonferenz. Noch am Abend der Tat habe es ein Treffen mit den Führungsköpfen religiöser Gemeinden in Sydney gegeben, und alle hätten dazu aufgerufen, friedlich zu bleiben und jeglicher Gewalt abzuschwören.

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