Diese Geste des israelischen Fussballers Sagiv Jehezkel ;hat in der Türkei scharfe Reaktionen ausgelöst. Obtained by Reuters / Reuters
Es dürfte einer der folgenschwersten Torjubel der türkischen Fussballgeschichte sein. Sagiv Jehezkel vom Erstligisten Antalyaspor hielt am Sonntag nach seinem Ausgleichstreffer im Spiel gegen Trabzon seine bandagierte Hand in die Fernsehkameras.
Auf den Verband hatte der Stürmer das Datum des Überfalls der Hamas auf Israel («7. 10.») und «100 days» geschrieben sowie einen Davidstern gezeichnet. 24 Stunden später war der israelische Bürger Jehezkel nach einem Shitstorm und einer vorübergehenden Festnahme zurück in seiner Heimat und musste sich nach einem neuen Verein umsehen.
Anklage wegen Volksverhetzung
Denn in der Türkei hatte die Geste der Solidarität mit Israel und den seit hundert Tagen verschleppten Geiseln einen Sturm der Empörung ausgelöst. Bereits kurz nach dem Spiel teilte der Vorstand von Antalyaspor mit, dass Jehezkel aus dem Mannschaftskader entlassen werde. Der Verein werde niemals ein Verhalten tolerieren, das gegen die nationalen Werte verstosse. Der türkische Fussballverband sprach daraufhin von einer angemessenen Massnahme nach dem «inakzeptablen Verhalten» des Spielers.
Schon im Oktober war Jehezkel für eine Woche aus dem Kader ausgeschlossen worden, nachdem er sich geweigert hatte, vor einem Spiel an einer Schweigeminute für die Opfer in Gaza teilzunehmen. Nun soll sein Vertrag ganz aufgelöst werden, wie der Vereinspräsident Sinan Boztepe mitteilte. Das Bauunternehmen Caglayan, der Hauptsponsor von Antalyaspor, hatte gedroht, die Zusammenarbeit einzustellen, sollte Jehezkel weiter für den Verein spielen.
Doch damit nicht genug. Am Sonntagabend leitete die Staatsanwaltschaft in Antalya gegen Jehezkel eine Untersuchung wegen Volksverhetzung («Anstiftung der Öffentlichkeit zu Hass») ein und liess ihn vorübergehend festnehmen. Bei seiner Befragung entschuldigte sich der 28-Jährige bei der türkischen Bevölkerung und erklärte, er habe seiner Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges Ausdruck geben wollen.
Nach seiner Freilassung auf Kaution flog Jehezkel am Montag mit einer vom israelischen Fussballbund gecharterten Maschine nach Tel Aviv. Innenminister Ali Yerlikaya bestätigte die Ausreise und erklärte, die Türkei werde immer auf der Seite Palästinas stehen.
Disziplinarverfahren gegen weiteren israelischen Spieler
Es war nicht die einzige Kontroverse dieses Wochenendes um einen israelischen Spieler in der türkischen Süper Lig. Basaksehir Istanbul, der Lieblingsverein von Präsident Erdogan, eröffnete am Montag ein Disziplinarverfahren gegen Eden Kartsev. Dieser habe durch «die Verletzung nationaler Befindlichkeiten» gegen die Vereinsstatuten verstossen.
Der Mittelfeldspieler hatte auf Instagram einen Aufruf der Zionist Federation of Australia geteilt, die israelischen Geiseln der Hamas zurückzubringen. Nach der Aufregung um Jehezkel wurden in den sozialen Netzwerken Rufe laut, auch gegen Kartsev vorzugehen.
Laut der «Times of Israel» hat der israelische Verein Maccabi Haifa angeboten, Kartsev zu übernehmen, sollte auch er die Türkei verlassen. Mehrere israelische Politiker verurteilten die Vorgänge in der Türkei aufs Schärfste. Verteidigungsminister Yoav Gallant warf der Regierung in Ankara vor, sich wie ein Arm der Hamas zu verhalten.
Vereint in der Empörung
Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel befinden sich seit Ausbruch des Krieges in einer Abwärtsspirale. Präsident Erdogan und der Regierungschef Netanyahu decken sich öffentlich mit üblen Beschimpfungen ein. Die Türkei unterstützt zudem wie viele andere muslimische Länder die südafrikanische Genozid-Klage gegen Israel.
Die Empörung über die israelische Kriegsführung in der Türkei ist sehr gross und geht trotz der tiefen Polarisierung der Gesellschaft weit über Erdogans national-religiöse Kernwählerschaft hinaus. Eine Abweichung von der bedingungslosen Verurteilung Israels ist in dieser Situation kaum möglich. Der strafrechtlich relevante Verweis auf die «nationalen Empfindlichkeiten», die durch die Äusserungen der Fussballer verletzt worden seien, zieht eine rote Linie, wie man sie sonst aus Debatten über heikle historische Themen wie die Armenierfrage kennt.
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