"Mental Health Days" in Schulen sollen Kinder und Jugendliche stärken

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In einer Wiener Schule fanden die “Mental Health Days” statt, die die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken sollen.

Es wird gescherzt im Gemeinschaftsraum eines Gymnasiums in Wien, rund 70 Schülerinnen und Schüler warten auf einen Vortrag, der eine oder andere pubertäre Kommentar fällt. Doch wenn der Journalist Golli Marboe von seiner familiären Katastrophe erzählt, nachdem sein Sohn Suizid begangen hat und wie er damit umgeht, ist es mucksmäuschenstill in dem Raum. In der Schule finden die “Mental Health Days” statt, die die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärken sollen.

Im Frühling ist es für psychisch kranke Menschen besonders schlimm

Gerade im Frühling, wenn bei vielen die Lebensgeister erwachen, die Tage länger werden, öfters die Sonne vom Himmel lacht, ist es für psychisch kranke Menschen besonders schlimm. “Alle werden froh, außer man selbst”, bringt es ein Schüler bei dem Vortrag auf die Frage nach dem Warum auf den Punkt. Die Suizidrate ist nicht im Herbst oder vor Weihnachten besonders hoch. Die meisten Selbsttötungen geschehen im Mai, so Marboe.

Er hat nicht gewusst, dass sein Sohn Tobias so schwer krank ist. Die Familie dachte sich, dass er eine schlechte Phase durchmache, weil er sich in seiner Wohnung zurückzog. “Wir wussten zu wenig über Fragen des psychischen Wohlbefindens”, sagte Marboe. Wenn sich jemand das Bein brechen würde, wüsste man genau, was zu tun sei – Spital, Gips, Medikamente, Kontrolle im Krankenhaus, meinte der Journalist. “Aber da hatten wir keine Rezepte oder Anleitungen. Über sowas haben wir nicht gesprochen.”

Daher der Appell Marboes an die Schülerinnen und Schüler: “Ich wünsche mir, dass Sie lernen, über Ihre Gefühle zu sprechen.” Und stellt gleich die Frage: “Wer hat heute schon die Zähne geputzt?” So gut wie alle Hände schnellen in die Höhe. “Und wer hat heute schon über seine Gefühle nachgedacht?”, will der Vortragende wissen. Da gehen die Hände schon wieder runter. “Das ist auch der Sinn des Vortrags, dass man dieses Thema mehr zugänglich macht. Es soll eben nicht so sein, dass sich die Leute für Gefühle schämen”, sagt der 16-jährige Kajetan im APA-Gespräch. Der Schüler hat mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Dezember im Rahmen der “Mental Health Days” über Suizidprävention erfahren.

Mental Health Days” in den Schulen

Mit einem Mentimeter, einem Computerprogramm bzw. einer App für Echtzeit-Feedback während der Präsentation, werden mit Unterstützung einer Fachexpertin bzw. eines Fachexperten, der bei dem Vortrag dabei ist, die Schülerinnen und Schüler anonym über ihre Empfindungen befragt. “Das fand ich sehr, sehr gut. Er hat damit alle miteinbezogen”, sagt Kajetan. Damit könne sich jeder auf das Thema einlassen und sich damit beschäftigen, meint der 16-Jährige. Je nach Jahrgang geht es um Themen wie Mobbing, Körperbewusstsein & Essstörungen, Handy- und Internetabhängigkeit, Leistungsdruck & Prüfungsangst, Sucht mit Schwerpunkt Alkohol, Depression, Suizidalität oder Ängste.

Das Ziel ist, dass einmal pro Jahr jede österreichische Schule in allen Bundesländern einen Tag der psychischen Gesundheit abhält. Klassenübergreifend und altersgerecht wird zu Krisenbewältigungsstrategien und über Hilfsangebote, Anlaufstellen und – wenn vorhanden – vor allem auch schulinterne Supportpersonen wie Schulärzte und -psychologen gesprochen. Mittlerweile haben mehr als 60.000 Lehrlinge, Schülerinnen und Schüler über 1.100 eigenen Module absolviert. Neben diesen werden auch Module für Pädagoginnen und Pädagogen sowie für Erziehungsberechtigte angeboten.

Initiative arbeitet mit renommierten Partnerorganisationen zusammen

Die Initiative arbeitet mit renommierten Partnerorganisationen zusammen – etwa dem Safer Internet, der Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien, dem Publizistikinstitut der Universität Wien, dem Kriseninterventionszentrum Wien, der Telefonseelsorge, dem Bundesverband der Psychotherapie, dem Traumazentrum die Boje, der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, der Caritas oder der Koordinierungsstelle SUPRA. Unterstützt wird das Projekt vom Bildungs- und Gesundheitsministerium. Im Augenblick werden die “Mental Health Days” in Wien, Niederösterreich, Burgenland, der Steiermark und in Oberösterreich angeboten und ab dem nächsten Schuljahr auch in Salzburg. Ziel ist es, die psychische Gesundheit zu stärken, sowohl als Betroffener als auch als Außenstehender über das Thema zu reden und die Hilfsangebote bekannter zu machen. “Es hat sich noch niemand das Leben genommen, weil man ihn darauf angesprochen hat”, betonte Johann Kneihs vom Kriseninterventionsteam Wien, der dieses Mal Golli Marboe bei dem Modul begleitet. Und er betont, dass ab dem 14. Lebensjahr auch ohne Einwilligung von Erziehungsberechtigten eine Psychotherapie in Anspruch genommen werden kann. Die Therapeutinnen und Therapeuten sind zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet.

Für den 16-jährigen Kajetan ist es besonders wichtig, dass in seinem Freundeskreis auch über Persönliches gesprochen wird. “Schon ja”, sagt er auf die Frage der APA, ob Gefühle bei Burschen ein Thema sind. “Es ist natürlich kein tägliches Thema, wahrscheinlich nicht mal wöchentlich, sondern halt hin und wieder. Aber doch ist es gut, über seine Gefühle zu sprechen, vor allem mit seinen nahen Freunden. Das ist auch sehr gesund für die Freundschaftsbeziehung, dass man ein bisschen tiefer in die Gefühle geht.” Das sei ja eine der Botschaften, die die “Mental Health Days” überbringen wollen, dass man reden oder nachfragen soll und sich umeinander kümmert, meint der Schüler. “Es gibt aber auch Menschen, die das nicht zulassen, auch wenn es nötig wäre. Was ein bisschen schade ist, aber wenn man diesen Zugang nicht hat, dann schafft man es nicht so einfach.”

“Kinder übernehmen ja alles von ihren Eltern”

Dass Eltern ihren Kindern das beibringen müssen, davon ist Kajetan überzeugt. “Kinder übernehmen ja alles von ihren Eltern. Wenn Eltern viel Zuneigung geben und sich dafür einsetzen, dass sich das Kind auf eine gleiche emotionale Ebene begibt, dann nimmt das das Kind an und gibt es in seinem Umfeld weiter.” Der 16-Jährige hob in dem Zusammenhang das gute Verhältnis zu seiner Schwester hervor. Die beiden hatten als Kinder schon viel miteinander gespielt und Zeit verbracht und profitieren nun im jugendlichen Alter von den Gesprächen, wo es auch um Gefühle des jeweils anderen geht. Das wiederum habe dem 16-Jährigen geholfen, mit den Menschen in seinem Umfeld besser umzugehen und etwa rascher Freundschaften zu schließen. “Weil ich schneller auf der emotionalen Ebene mit der jeweiligen Person bin”, meint der 16-Jährige.

In seiner Schulstufe hätten sich alle auf den den Vortrag der “Mental Health Days” gefreut. “Es ist schön, wenn so Leute wie Golli Marboe freiwillig Vorträge vor Kindern und Jugendlichen halten, um die Awareness zu schaffen. Da kann man sich glücklich schätzen, wenn jemand so etwas freiwillig macht”, so Kajetan. Und: “Wenn man hört, was mit dem Kind von Golli Marboe passiert ist, dann ist es eine so tragische Geschichte und dann hat das Thema umso mehr Gewicht”, ist der Schüler überzeugt. Jetzt denkt er öfters beim Zähneputzen darüber nach, wie sein Tag war und wie es ihm seelisch geht.

“In jungen Jahren wird der Grundstein für ein gesundes Leben als Erwachsener gelegt – das gilt für die physische Gesundheit genauso wie für die psychische”, sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), der wie Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) Schulen zu den “Mental Health Days” einen Besuch abstattete. “Die ‘Mental Health Days’ leisten einen wichtigen Beitrag, damit sich junge Menschen in einem vertrauten Rahmen mit wichtigen Themen rund um psychische Gesundheit wie Mobbing, Ängsten oder Sucht auseinandersetzen und so ihre psychische Gesundheitskompetenz aufbauen und stärken. Als Gesundheits- und Sozialminister bin ich sehr froh, dass wir das Stigma rund um psychische Erkrankungen dank solcher Projekte für zukünftige Generationen Schritt für Schritt abbauen können.”

(Von Barbara Buchegger/APA)

(APA/Red)

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