«Ewigkeitschemikalien»: Rettet uns ein bekanntes Medikament?

PFAS, sogenannte «Ewigkeitschemikalien», sind überall und stellen für Mensch und Umwelt eine Gefahr dar. Jetzt haben Forschende herausgefunden, was PFAS-Werte im Blut deutlich senkt.

Praktisch, aber leider auch problematisch: So lassen sich die Eigenschaften von Stoffen aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFAS, zusammenfassen. Sie sind praktisch, weil sie Schmutz und Wasser abweisen. Deshalb kommen sie in sehr vielen Produkten vor (siehe Box).

Problematisch ist, dass PFAS extrem langlebig sind und sich in der Umwelt anreichern, was ihnen den Übernamen «Ewigkeitschemikalien» beschert hat. Zudem gelten einige von ihnen als gesundheitsschädlich.

Das machen PFAS mit Menschen

Der Mensch nimmt die Chemikalien über die Haut oder die Atemwege sowie über die Nahrung auf. Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass PFAS Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder zu Entwicklungsverzögerungen bei Kindern führen können. Auch ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten wird angeführt. Im Jahr 2023 stellte ein Bericht im «Guardian» einen Zusammenhang zwischen dem Krebstod von sechs US-Baseballspielern und PFAS her: Die Verstorbenen gehörten alle demselben Team an und hatten auf Kunstrasen gespielt.

Bei einer Untersuchung des deutschen Umweltbundesamts im Jahr 2020 wurden PFAS in zu hohen Mengen im Blut von Kindern und Jugendlichen gefunden. Bei bis zu einem Viertel der Jugendlichen sei die Konzentration im Körper so hoch gewesen, dass «gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können», hiess es.

Forscher entdecken Medikament, das PFAS-Werte im Blut senken kann

Gute Nachrichten zum Thema PFAS im Blut liefern nun Forschende aus Dänemark. Sie konnten in einer Studie zeigen, dass das Medikament Colestyramin, das ursprünglich zur Senkung von hohen Blutfettwerten entwickelt wurde, den PFAS-Gehalt im Blut deutlich senken kann.

Bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern, die Colestyramin einnahmen, sei der Wert innerhalb von drei Monaten um durchschnittlich 63 Prozent gefallen, heisst es im Fachjournal «Environmental International». Von diesem Rückgang seien etwa drei Prozent natürlichen Abbauvorgängen zuzurechnen, während die restlichen 60 Prozent auf die Wirkung des Medikaments zurückgeführt werden können, so das Team um Morten Lindhardt von der Universität Holbaek. Die «Ewigkeitschemikalien» im Blut könnten mithilfe des Medikaments 20-mal schneller abgebaut werden als ohne.

So weit verbreitet sind PFAS in der Umwelt

Laut dem Umweltwissenschaftler Martin Scheringer, der an der ETH Zürich und der Masaryk-Universität im tschechischen Brünn lehrt, ist das PFAS-Problem «flächendeckend»: In einem ETH-Interview sprach er von «über 15’000 kontaminierten Standorten in Europa». Das war im Sommer 2023. Rund ein halbes Jahr später listet die Website, auf die er verwies, bereits 17’000 Standorte auf.

PFAS auch in der Schweiz ein Thema

In der Schweiz sind PFAS im Trink- und Grundwasser, wie Untersuchungen von «Saldo» und «K-Tipp» 2023 zeigten. Die Werte seien aber nicht überall gleich hoch. Am meisten belastet sei das Grundwasser in Chiasso im Kanton Tessin. In der Deutschschweiz seien die PFAS-Belastungen besonders hoch in den Gebieten Stein AG und in der Nähe des Mettmenhaslisees in Niederhasli ZH.