Massive Verluste nach Dauer-Fronteinsatz: USA wollen erschöpfte Notfall-Brigade am Leben erhalten
Ukraine-Krieg
Massive Verluste nach Dauer-Fronteinsatz: USA wollen erschöpfte Notfall-Brigade am Leben erhalten
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Die 47. mechanisierte Brigade ist im Ukraine-Krieg zur Stelle, wenn es kritisch wird. Doch die Truppe ist seit fast einem Jahr im Dauereinsatz an der Front – und erschöpft.
Ocheretyne – Ob bei der Eroberung der Stadt Robotyne, der Schlacht um Awdijiwka oder dem Kampf um Ocheretyne: Die 47. mechanisierte Brigade der ukrainischen Armee ist immer dort, wo’s brennt. Die Eliteeinheit formte sich zu Beginn des Ukraine-Kriegs aus Freiwilligen und kämpft seitdem fast ununterbrochen. Was die Truppe nun wirklich brauche, sei eine Pause, meinen Experten.
Lange Einsatzzeiten im Ukraine-Krieg an der Front: „Ein Jahr ohne Rotation“
Die rund 2.000 Freiwilligen der Brigade haben eine Nato-Ausbildung und wurden von den USA unter anderem mit N109 Haubitzen, dem Kampfpanzer M1 Abrams und dem Schützenpanzer M2 Bradley ausgestattet. Bei der Schlacht um Awdijiwka hatte die Notfall-Brigade eine Schlüsselposition. Zu Beginn seien die Russen schlecht vorbereitet und ein leichtes Ziel gewesen, sagte der Soldat Oleh der 47. Brigade über die dortige Situation zur Nachrichtenagentur AP. Doch Ende November habe sich etwas verändert: Der Himmel füllte sich mit Gleitbomben.
Vor rund zwei Wochen war die Truppe gerade dabei, sich endlich von der Front zurückzuziehen, als die russische 30. Motorschützenbrigade Ocheretyne angriff, wie Forbes berichtete. Berichten zufolge hatte die 115. mechanisierte Brigade der Ukraine ihre Stellung verlassen. Also drehte die 47. mechanisierte Brigade um und unterstütze die ukrainische Armee an dem umkämpften Frontabschnitt. Eigentlich sei man auf dem Weg zur Erholung gewesen, kommentierte der Kommandeur der Brigade, Mykola Melnyk und ergänzte: „Noch ein Monat und es ist ein Jahr ohne Rotation.“
Lange war es Kiew nicht gelungen, ein funktionierendes Rotationsprinzip für seine Truppen im Ukraine-Krieg auf die Beine zu stellen. Teilweise hatten Soldaten seit Beginn der russischen Invasion an der Front gekämpft. Die ukrainischen Militärs hätten Wege gefunden, ihren Soldaten Möglichkeiten zur Entspannung zu bieten, teilte der Generalstab in Kiew Mitte April auf Facebook mit. „Die geplante Rotation der Einheiten, die seit Beginn der umfassenden Invasion in den Kampfgebieten im Einsatz sind, geht weiter“, hieß es in der Mitteilung weiter. Inwiefern dies bald auch für die 47. mechanisierte Brigade gilt, war zunächst nicht bekannt.
Verluste von Mensch und Maschine: Erste Waffenlieferung der USA geht an die 47. Brigade
Die Belastung der Truppe ist groß – wie groß, zeigt sich wohl auch an der Fluktuation in der Führung. Innerhalb von sieben Monaten wurde die 47. mechanisierte Brigade von vier verschiedenen Kommandeuren angeführt. Aktuell hat Yan Yatsishen die Leitung inne. Die Truppe schreie förmlich nach einer Pause, kommentierte Forbes. Hunderte Soldaten und mindestens 40 seiner insgesamt 200 M2 Abrams-Panzer verlor die Brigade – auch wegen des Munitionsmangels. Allein in drei Monaten an der Front von Saporischschja seien 30 Prozent der Soldaten der „Notfall-Brigade“ gefallen, hieß es von El Pais unter Berufung auf Militärquellen.
Wie ein Facebook-Beitrag vom Dienstag zeigt, versucht die 47. Brigade aktuell aktiv neue Kämpfer anzuwerben. Berichten von AP zufolge soll die Truppe ihre M1 wegen russischer Drohnenangriffe von der Front abgezogen haben. Dem widersprach die Brigade aber vehement. Man würde „einen Panzer nicht vor dem Feind verstecken, der den Feind dazu bringt, sich zu verstecken“, zitierte die US-Denkfabrik Institute for the Study of War das Dementi. Ebenso würde man die ukrainische Infanterie nicht ohne Feuerunterstützung lassen, hieß es von der Elitetruppe weiter.
Als der US-Kongress nach monatelanger Debatte in der vergangenen Woche endlich die Ukraine-Hilfen freigab, umfasste die erste neue Waffenlieferung auch M2 und damit Nachschub für die 47. mechanisierte Brigade, wie Forbes berichtete. Die Truppe ist offenen Quellen zufolge die einzige in der Ukraine, die das Modell M2 einsetzt. Die Entscheidung Washingtons zeigt die Bedeutung der 47. mechanisierten Brigade für den Abwehrkampf gegen Russland. Doch was die Truppe wohl wirklich braucht, ist eine Pause. (bme)