Thomas Heinze über Berlin: „Die Fahrt mit der U8 macht nicht mehr wirklich Spaß“

thomas heinze über berlin: „die fahrt mit der u8 macht nicht mehr wirklich spaß“

Ging früher mal ins Berghain, heute lieber nicht mehr: Thomas Heinze

In Interviews über seine Heimatstadt Berlin kommt der Schauspieler Thomas Heinze schon mal ins Schimpfen. Vor einem Jahr zum Beispiel ärgerte er sich über den neuen Hauptstadtflughafen BER – ein Thema, das ihn auch heute noch beschäftigt, wie man aus unserem Berlin-Fragebogen herauslesen kann.

Der Sohn eines amerikanischen Offiziers und einer deutschstämmigen Niederländerin lernt von seiner Heimatstadt Berlin auch durch Dreharbeiten immer wieder neue Ecken kennen – und längst nicht alle bringen ihn zum Meckern. Im Fragebogen verrät uns der 60-Jährige, wo er gern essen und einkaufen geht und welcher Ort ihn durch seine fast schon magische Aura immer wieder erfreut.

Freuen kann sich der Schauspieler, der im vergangenen Jahr die Hauptrolle in der Krimireihe „Der Alte“ übernommen hat, auch über die Resonanz auf die neue Staffel, die gerade im ZDF angelaufen ist. Die Auftaktfolge am 5. April erreichte den Tagessieg beim Gesamtpublikum: Knapp sechs Millionen Zuschauer schalteten ein, um Heinze als Hauptkommissar Caspar Bergmann zu sehen.

1.   Herr Heinze, seit wann ist Berlin Ihr Anker?

Ich bin geborener Berliner – kam am 30. März 1964 als Sohn eines amerikanischen Soldaten im US-Krankenhaus in Lichterfelde/Steglitz auf die Welt. Wie es damals in der Army üblich war, wurden wir danach quer durch Deutschland versetzt, aber seit 1989 ist Berlin wieder meine Basis.

2.   Ihr Lieblingsort in der Stadt?

Der Kirchgarten der Sophienkirche – zu jeder Jahreszeit ein herrlicher Ruhepol und mitten im Mitte-Getümmel. Schön mit einem Espresso und etwas zu Lesen unter den prächtigen Bäumen sitzen, ab und zu läuten die Glocken, das hat etwas Magisches.

3.   Ihre persönliche No-Go-Area?

Gibt es eigentlich gar nicht. Obwohl …! Wir haben lange am Paul-Lincke-Ufer gewohnt, allerdings macht die Fahrt mit der U8 nicht mehr wirklich Spaß, vor allem, wenn du am Kotti oder Hermannplatz rausmusst. Da kannste wat erleben, wie der Berliner sagt.

4.   Wo in Berlin wollten Sie immer schon mal hin, haben es aber noch nie geschafft?

Ich habe so viel in Berlin gedreht, dass ich gefühlt schon überall war. Angefangen bei der alten Abhörstation auf dem Teufelsberg über die Berliner Unterwelt bis zum Dach vom Weekend. Ich weiß aber, wo ich mal wieder hin will: in eine Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie.

5.   Endlich mal wieder ein freies Wochenende – was steht auf Ihrer To-do-Liste?

Da ich dann ja meistens vom Drehen aus München nach Berlin komme, erstmal Post sichten, unbedingt mit den Kindern, die keine Kinder mehr sind, etwas unternehmen, und wenn die Zeit dafür noch da ist, ein paar gute Freunde treffen.

6.   Ein Abend mit Freunden – in welchem Restaurant wird reserviert?

Im Grill Royal. Da waren wir gerade wieder an meinem Geburtstag und alle waren glücklich. Gutes Essen, guter Wein, gute Atmosphäre plus die nette Terrasse mit Blick auf die Spree, da fühlt man sich ein bisschen wie in Paris. Das geht aber natürlich nur ab und zu.

7.   Einkaufen in der Stadt: In diesem Store kennt Ihre Kreditkarte kein Limit.

In Buch- und Plattenläden, bei Burg & Schild (weil die meinen Lieblingsparka haben) und bei Butter Lindner.

8.   Wie oft waren Sie schon im Berghain?

Ich war da früher tatsächlich ein paar Mal, aber immer wegen der Gruppendynamik. Du bist mit Freunden unterwegs und landest dann da. Ist aber nicht wirklich meine Musik und inzwischen hätte ich Angst, meine Kinder da zu treffen. Die fänden das gar nicht cool.

9.   Der beste Stadtteil Berlins – von diesem Kiez kriege ich nie genug.

Immer noch Mitte. Meine Kinder sind auf die Berlin Metropolitan School (BMS) gegangen und deshalb sind wir von Kreuzberg nach Mitte gezogen. Und obwohl sie schon längst ihren Abschluss in der Tasche haben, ist es immer noch perfekt hier. Alles da, Läden, Cafés, Restaurants, herrliche Theater und Museen und eben der Kirchgarten …

10.   Die schlimmste Ecke Berlins – in dieses Viertel bringen mich keine zehn Pferde.

Ehrlich? Gibt es eine „schlimmste Ecke Berlins“? Solche Orte haben doch auch immer etwas mit schlimmen persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen zu tun – und davon bin ich (fingers crossed) bislang verschont geblieben. Na gut, ich würde vielleicht nicht unbedingt nachts um 2 Uhr über den Alex spazieren.

11.   Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Die Verkehrspolitik der letzten sieben, acht Jahre. Diese konzeptlose Verkehrswende nervt. Verkehrsleitsysteme, die funktioniert haben, sind durch Poller, Radwege, Parklets und Sperrungen nur noch dysfunktional.

Bestes Beispiel: die Friedrichstraße. Gesperrt, geöffnet, gesperrt … keine Ahnung, ich hab’s aufgegeben, wo stehen wir da eigentlich jetzt gerade? Und die Leidtragenden sind der Einzelhandel, die Anwohner und das Hotel- und Gaststättenwesen. Ach, und ich vermisse TXL auch heute noch.

12.   Das muss sich hier dringend ändern:

Dieses „Das“ ist ja immer so unpersönlich. Wir als Menschen in dieser Stadt müssen uns vielleicht wieder besser benehmen. Das wäre ein Anfang. Nicht immer gleich so snobby oder patzig im Umgang mit anderen sein, erst mal vor der eigenen Tür kehren, einfach erst mal „atmen“, bevor du in die Luft gehst.

13. Kommen vs. gehen: Nach Berlin ziehen oder lieber bleiben lassen?

Aus meiner Sicht natürlich „Kommen“, wenn du dich traust. Berlin ist eine Metropole, die dir fast alles bieten kann, wo du fast alles ausleben und möglich machen kannst, aber du musst auch ein dickes Fell haben. Berlin empfängt dich nicht zwingend mit offenen Armen und Zuckerguss obendrauf. Aber verglichen mit London, Paris oder New York: Wo sonst auf der Welt bekommst du noch so tolles urbanes Leben, das du dir noch halbwegs leisten kannst?

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