Manchester United hat seinen Glanz verloren: Theater der Albträume
Negativrekorde und keine Titel: Bei Manchester United erinnert nichts mehr an die glorreichen Zeiten unter Sir Alex Ferguson.
Theater der Albträume
Der Mai ist im Fussball normalerweise der Monat der Entscheidungen. Doch in diesem Jahr sind in fast allen grossen Ligen die Titel bereits vergeben. Leverkusen, Inter Mailand, Real Madrid und Paris Saint-Germain haben sich die Meisterehren lange vor Saisonende gesichert, ebenso Sporting Lissabon in Portugal und Eindhoven in Holland. Und in der Super League könnte Leader YB mit einem Sieg gegen Lugano schon nächstes Wochenende zum sechsten Mal in sieben Jahren die Meisterschaft feiern – vorausgesetzt Servette kommt in St. Gallen nicht über ein Unentschieden hinaus.
Richtig spannend ist der Titelkampf eigentlich nur noch in England. Dort lieferten sich Arsenal, Liverpool und Manchester City über die gesamte Saison ein höchst unterhaltsames Rennen an der Spitze. Wer am Ende vorne liegt, ist auch zwei (Arsenal und Liverpool) respektive drei Spiele (ManCity) vor Schluss noch völlig offen. Klar ist dagegen, dass Rekordmeister Manchester United wieder einmal überhaupt nichts mit dem Ausgang der Meisterschaft zu tun hat. Im Gegenteil: Den Red Devils droht das schlechteste Abschneiden seit Einführung der Premier League vor über 30 Jahren.
Die magische Nacht von Barcelona
Die glanzvollen 1990er- und 2000er-Jahre unter Trainer-Legende Alex Ferguson, als ManUtd 13 seiner insgesamt 20 Meistertitel und zwei Champions-League-Siege holte, sind ja schon seit einiger Zeit vorbei. Doch in den letzten 10 Jahren konnte man sich immerhin mit dem einen oder anderen kleineren Titel sowie regelmässigen Teilnahmen an den europäischen Wettbewerben trösten.
Inzwischen sind allerdings im «Theatre of Dreams», wie das heimische Old Trafford seit den ruhmreichen 1960ern genannt wird, eher Albträume an der Tagesordnung: Unter dem holländischen Coach Erik ten Hag gab es einige historische Negativmarken in der Liga und der Champions League, wo man in einer Gruppe mit Bayern, Kopenhagen und Galatasaray als Letzter sang- und klanglos ausschied.
Während die Bayern am Mittwoch bei Real Madrid um den Final-Einzug kämpfen, können die United-Fans also nur wehmütig an den Mai vor 25 Jahren zurückdenken, als man selbst im Endspiel den Bayern gegenüber stand – und den wohl grössten Triumph der Vereinsgeschichte feierte. Jenes legendäre 2:1 im Camp Nou von Barcelona, als Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer mit ihren Toren in der Nachspielzeit für einen der verrücktesten Europapokal-Abende aller Zeiten sorgten, bescherte Manchester als erstem englischen Klub das Triple aus Meisterschaft, FA-Cup und europäischer Königsklasse. Nach einem Vierteljahrhundert ist davon nicht viel mehr als die blasse Erinnerung geblieben.
Trainertausch mit Bayern?
Aber wer weiss, vielleicht landet ManUtd in diesem Mai noch einen ähnlichen Last-Minute-Coup wie 1999. Denn angeblich ist Erik ten Hag ein ganz heisser Anwärter auf den Trainerjob in München, wo man sich bekanntlich von Thomas Tuchel trennen wird und zuletzt eine Reihe schmerzlicher Absagen von Wunschkandidaten verdauen musste.
Umgekehrt hat der englische Traditionsklub seine Fühler schon seit geraumer Zeit nach dem deutschen Coach ausgestreckt. Nicht auszudenken, wenn sich Tuchel mit dem möglichen Champions-League-Sieg im Gepäck auf den Weg nach Manchester machen würde, während im Tausch Erfolglos-Coach ten Hag als C-Lösung bei den Bayern landet. Sheringham und Solskjaer wären wohl nicht die Einzigen, die sich vergnügt auf die Schenkel klopfen würden.