Ukraine – Lage am Morgen: Selenski dringt erneut auf westliche Hilfe bei Flugabwehr

Nach einer schweren Drohnenattacke auf die Stadt Odessa bittet der ukrainische Präsident inständig um Unterstützung. Derweil gibt es in der Armee neue Personalwechsel.

Nach dem Tod zweier Kinder bei einer russischen Drohnenattacke in Odessa am Schwarzen Meer hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erneut auf Hilfe des Westens bei der Flugabwehr gedrungen. „Verzögerungen bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine sowie bei der Luftverteidigung zum Schutz unserer Bevölkerung führen leider zu solchen Verlusten“, teilte Selenski am Samstagabend bei X (vormals Twitter) mit.

Der russische Terror müsse gestoppt werden. „Und wenn Menschen sterben, während unsere Partner sich in politischen Spielchen oder Diskussionen verlieren, die unsere Verteidigung einschränken, ist das unverständlich und unvorstellbar.“

Es war bereits sein zweiter Appell nach dem Drohnenangriff in Odessa, bei dem in der Nacht zum Samstag ein neunstöckiges Haus schwer getroffen und beschädigt worden war. Mindestens sieben Menschen starben, acht wurden verletzt.

Unter den Toten seien zwei Jungen im Alter von vier Monaten und drei Jahren gewesen, sagte Selenski. Die Zahl der seit Kriegsbeginn vor gut zwei Jahren bei russischen Angriffen getöteten Kinder steige immer mehr. „Die Ukraine hat niemals mehr verlangt als das, was nötig ist, um Leben zu retten“, sagte Selenski in seiner in Kiew veröffentlichten Videobotschaft.

Nach dem Drohnenangriff suchten Einsatzkräfte in den Trümmern weiter nach Verschütteten. Laut Behörden waren mindestens 18 Wohnungen zerstört worden.

///Explosion in St. Petersburg // .

Auch in Russland meldeten die Behörden neue Drohnenangriffe. Bei einer Explosion an einem Wohnhaus in der russischen Millionenmetropole St. Petersburg wurden am Samstag mehrere Menschen verletzt. Örtliche Medien berichteten, dass eine Drohne detoniert sei. Gouverneur Alexander Beglow versprach den Bewohnern der beschädigten Wohnungen Hilfe.

Sechs Menschen hätten medizinische Hilfe gesucht, teilten die Behörden mit. Eine 92 Jahre alte Frau wurde ins Krankenhaus gebracht. Bei der Explosion barsten Scheiben an dem fünfgeschossigen Wohnhaus. Bewohner wurden in einem Kindergarten untergebracht. In sozialen Netzwerken wurden Videos verbreitet, auf denen eine schwere Explosion zu sehen und zu hören ist. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht überprüft werden.

Das St. Petersburger Nachrichtenportal „Fontanka“ berichtete, dass die Drohne womöglich ein Öllager in der Nähe als Ziel gehabt habe. Dort sei auch Drohnenabwehr im Einsatz. St. Petersburg wurde als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg bisher kaum von Flugkörpern getroffen. Allerdings hatte die Ukraine mitgeteilt, dass die Reichweiten ihrer Drohnen immer größer werde.

Am Samstagabend informierte auch der Gouverneur des an St. Petersburg grenzenden Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko, über den Einsatz der Flugabwehr am Finnischen Meerbusen. Er veröffentlichte ein Video, auf dem eine Explosion zu sehen ist. Zeigen soll der Clip den Abschuss einer Drohne durch eine Flugabwehrrakete.

Verletzte oder Schäden gab es demnach nicht. Kurzzeitig hätten aber auf dem Flughafen Pulkowo keine Maschinen landen dürfen, hieß es. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte diesen und einen weiteren Drohnenabschuss im an die Ukraine grenzenden Gebiet Belgorod.

In ihrem Verteidigungskampf gegen die Invasoren greift die Ukraine immer wieder auch Ziele im russischen Hinterland an. So soll etwa der Nachschub für die russischen Truppen gestört werden. Besonders betroffen von den ukrainischen Gegenangriffen sind die russischen Grenzregionen. Getroffen wurden aber auch Ziele tiefer im Landesinneren. Die Schäden stehen in keinem Vergleich zu den Folgen der täglichen russischen Angriffe auf die Ukraine, die Tod und Zerstörung über das Land bringen.

///Russland meldet Drohnenangriffe auf die Krim // .

Russischen Angaben zufolge hat die ukrainische Armee in der Nacht zum Sonntag erneut einen größeren Drohnenangriff auf die von Moskau annektierte Halbinsel Krim gestartet. Alle 38 Drohnen seien aber erfolgreich in der Schwarzmeer-Region von der Luftverteidigung abgeschossen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Ob das wirklich so war, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Moskau behauptet bei ukrainischen Drohnenngriffen oft, alle Geschosse abgewehrt zu haben.

In sozialen Netzwerken schrieben Menschen unterdessen von lauten Explosionsgeräuschen in der Region um die Stadt Feodossija. Es gab auch Berichte über Rauchsäulen in der Nähe eines Öldepots. Zwischenzeitlich stellten die russischen Behörden den Autoverkehr auf der Krim-Brücke ein, die russisches Festland mit der bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierten Krim verbindet.

///Selenski erwartet auch Veränderungen beim Militär // .

Der neue Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, kündigte indes weitere Veränderungen auf unteren Kommandoebenen an. Es gebe Brigadekommandeure, deren Handlungen das Leben und die Gesundheit von Soldaten gefährdeten, teilte Syrskyj mit. Details nannte er nicht.

Die ukrainischen Streitkräfte kämpfen aber neben dem Munitions- und Personalmangel auch mit Führungs- und Motivationsproblemen. Die Lage an der Front hatte Kiews Militärführung zuletzt immer wieder als schwierig bezeichnet.

Der Oberkommandierende habe freie Hand für personelle Veränderungen beim Militär, sagte Selenski in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. „Alle ukrainischen Kommandeure müssen die Front kennen, die Front spüren – die wirklichen Bedürfnisse“, sagte Selenski. Er erwarte Anfang der Woche nach Syrskyjs Rückkehr von der Front einen detaillierten Lagebericht und Vorschläge für Veränderungen, um die ukrainischen Ziele zu erreichen.

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