Der Verkehr kommt dann schon

Öko-Logisch

Der Verkehr kommt dann schon

der verkehr kommt dann schon

Eine Bundesstraße am Südufer des Schweriner Sees wurde 221 trotz Kritik der Umweltorganisation BUND ausgebaut. Die Baumaßnahme trennte ein Randmoor vom See ab.

Verkehrswachstum bedeutet Wirtschaftswachstum. Auch deshalb werden Straßen oft noch lieber größer gebaut. Doch Natur- und Klimaschutz bleiben so auf der Strecke. Die Kolumne „Öko-logisch“.

Was mich immer wieder deprimiert, ist der fortschreitende Aus- und Neubau von Straßen. Und deswegen drängt es mich regelmäßig darüber zu schreiben. Während es bei der Energiewende inzwischen gut vorangeht, verschlimmert sich die Lage im Straßenverkehr. Mehr Autos, mehr Kilometer, mehr Spritverbrauch, mehr Klimagase, mehr Schadstoffe, mehr Mikroplastik.

Dass zusätzliche Straßen mehr Verkehr mit sich bringen ist kein Mythos, sondern Fakt. Doch die meisten Politiker scheinen das zu verdrängen wie Donald Trump den Klimawandel. Und wie ist das bei den Fachleuten im Verkehrsministerium? Sind die dumm und ignorant? Wohl kaum. Wie erklärt sich dann, dass man einfach weiter plant und baut, als gäbe es kein Morgen?

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Die für Verkehrspolitik Verantwortlichen begrüßen in ihrer breiten Mehrheit auch Verkehrswachstum, denn damit geht ja schließlich wirtschaftliches Wachstum einher. Gewiss, da sind die oben genannte Probleme mit dem Natur- und Klimaschutz. Aber offenbar scheinen diese Probleme den Verkehrsfachleuten im Bund und Land weniger am Herzen zu liegen als das Wirtschaftswachstum.

Nur grüne Politiker stellen das Verkehrswachstum grundsätzlich in Frage. Ansonsten sehe ich krasse Widersprüche zwischen Postulaten und Taten: In der Politik begegnen mir in breiter Mehrheit Menschen, die den Verkehr begrenzen, ja sogar verringern wollen und zugleich den Ausbau von Straßen und Neubaustrecken befürworten. Da wird das Problem der Verkehrszunahme geleugnet und verdrängt.

Gewiss, Umgehungstraßen erscheinen notwendig, um Bewohner:innen zu entlasten. Zugleich verkürzt sie die Fahrzeit für Pendler:innen. Und insgesamt verlängern sich durch diese Form der Beschleunigung die Pendeldistanzen. Ergebnis: Mehr Verkehr. Ich erinnere mich gut an einen Schlagabtausch im Kommunalparlament. Es ging um die Frage, wie großzügig eine Straße ausgebaut werden sollte, die zwei Stadtteile durch ein Wohngebiet verbindet. Eine schmale Straße mit Tempo 30 hätte die Probleme klein gehalten. Die breite Version mit Tempo 50 würde den Verkehr zwischen den Stadtteilen anschwellen lassen. Die Grünen wurden überstimmt. Eingeprägt hat sich bei mir der Satz zur sozialdemokratischen Begründung der Asphaltmaximalversion: „Der Verkehr kommt dann schon!“.

Michael Kopatz ist Dezernent für Klimastrukturwandel in Marburg.

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