„Loud Budgeting“: Wie Tiktoker ihre gesamten Finanzen offenlegen

„loud budgeting“: wie tiktoker ihre gesamten finanzen offenlegen

Die Influencerin „leaalexandrah“ legt auf Tiktok ihr Budget offen.

Die junge Amerikanerin Allison hat eine Abmachung mit sich selbst getroffen: „Ich werde in diesem Jahr 28.000 Dollar an Schulden abbezahlen.“ Sollte die 28-Jährige es schaffen, bis Januar 2025 schuldenfrei zu sein, könne sie ihre Arbeitszeit zunächst auf vier Tage die Woche reduzieren und dann, sobald sie eine Familie gründen möchte, auf drei Tage.

Von diesem Vorhaben erzählt Allison auf ihrem Kanal auf der Plattform Tiktok. Ihren Zuschauern listet sie dort genau auf, wie sich ihre Verschuldung zusammensetzt: 2200 Dollar sind von ihrer Kreditkartenrechnung ausstehend, 7700 Dollar muss sie für ihren Studienkredit bezahlen, und für die Finanzierung ihres Autos fallen 17.800 Dollar an.

Allison ist eine von vielen bei Tiktok, die so explizit über ihre finanzielle Situation sprechen. „Loud Budgeting“, zu deutsch „lautes Budgetieren“, heißt der Trend in den sozialen Medien, der vor allem seit Beginn des Jahres die Runde macht. Während sich außerhalb von Tiktok viele Leute davor scheuen, über Einkommen und Kontostand zu sprechen, scheint nun eine ganze Generation mit der Tradition „Über Geld spricht man nicht“ zu brechen.

Knausern ist kein Tabu

Unter dem Hashtag #loudbudgeting verbreiten sich Tausende Videos, in denen die Nutzer zeigen: Sparen und Geizen sind in Mode. Das sonst so übliche Zögern bei der Frage nach dem eigenen Geld gibt es bei dieser Bewegung nicht. Stattdessen erzählen junge Leute im Internet ganz offen, wie hoch ihr Einkommen ist, wie sie es ausgeben, wo sie sparen und wie sie – so wie Allison zum Beispiel – ihre Schulden zurückzahlen möchten. Dabei ist Knausern kein Tabu, sondern erwünscht.

Maßgeblich geprägt hat das Phänomen des Loud Budgeting der amerikanische Influencer Lukas Battle. Anfang des Jahres erwähnte er den Begriff bei seinen knapp 620.000 Followern auf Tiktok. Er möchte das Sparen und Wirtschaften mit wenig Geld normalisieren. Wer dem Trend folge, so Battle, habe nicht zwangsläufig wenig Geld. Vielmehr geht es darum, dass man es einfach nur nicht ausgeben möchte.

Anstatt sich dem scheinbar endlosen Luxus und Konsum hinzugeben, der in den sozialen Medien täglich verbreitet werde, solle man dazu stehen, wenn man sich mal etwas nicht leisten wolle oder könne. Ziel ist es, offen über das eigene Budget zu sprechen und Freunden gegenüber keine Scham zu haben, zuzugeben, wenn das Geld aktuell nicht reiche, um abends miteinander auszugehen. „Ich kann heute Abend leider nicht mit dir essen gehen, mir stehen täglich nur sieben Dollar zur Verfügung“, schlägt Trendsetter Lukas Battle beispielsweise als Absagebegründung vor, wenn man sparen möchte.

Bei amerikanischen Nutzern ist Sparen im Trend

Sei einigen Monaten nun teilen Nutzer unter dem Hashtag #loudbudgeting Videos bei Tiktok, in denen sie ihre finanzielle Situation darlegen. Die einen erzählen, wie viel Geld sie im Monat für Lebensmittel ausgeben, andere berichten, wie sie im Alltag Geld sparen. Eine Nutzerin teilte im Januar eine Liste mit Veränderungen im Alltag, durch die sie in diesem Jahr Geld sparen möchte. Das Video hat mehr als eine halbe Million Aufrufe.

Ihre Tipps: Anstatt sich Essen liefern zu lassen, könne man es abholen, so spare man sich die Liefergebühren. Wenn man mit Freunden ausgehe, solle man entweder etwas essen oder in eine Bar gehen, beides an einem Abend sei überflüssig. Vorgekochte Mahlzeiten von zu Hause seien außerdem günstiger, als täglich mit den Kollegen im Restaurant zu Mittag zu essen.

Diese Spartipps, die vielleicht zunächst banal und selbstverständlich wirken, erfreuen sich bei jungen Menschen immer noch großer Beliebtheit, was die Kommentarspalte unter den Videos zum Loud Budgeting zeigt. Denn auch untereinander interagieren Nutzer und teilen ihre Maßnahmen, um im Alltag Geld zu sparen. „Ich habe die Regel, außerhalb des Supermarkts kein Geld für Alkohol auszugeben. In Restaurants und Bars nichts zu trinken hat mir sehr geholfen“, kommentiert eine junge Frau das Video mit den Spartipps.

Akribischer Finanzplan

Die Bewegung fällt in dieser Zeit auf fruchtbaren Boden, insbesondere in den USA. Die Inflation dort ist immer noch hoch, und die Summe privater Verschuldung war 2023 so groß wie nie. Vor allem akademische Bildung in den USA ist teuer, somit nehmen viele junge Menschen bereits hohe Kredite auf, um sich die Studiengebühren von oft mehreren zehntausend, teils über hunderttausend Dollar leisten zu können.

Und so teilen junge Menschen auf Tiktok auch, auf welchem Weg sie ihre Schulden so schnell wie möglich zurückzahlen möchten. Dabei veröffentlichen sie ihren detaillierten Finanzplan. In Excel-Tabellen wird aufgelistet, wie hoch Einkommen, Steuern und Abgaben sind, wie viel Geld wo investiert wird und welcher Betrag in die Tilgung des Kredits geht.

Das Loud Budgeting reiht sich damit auch in eine Vielzahl an Trends der Selbstoptimierung ein, die in den sozialen Medien hochgehalten wird. Während einige ihr Leben durch Sport, gesunde Ernährung und Meditation verbessern und das anpreisen, stürzen sich andere auf ihre Ausgaben und die persönliche Finanzplanung. Das geht teils sogar so weit, dass sich mancher Nutzer einem „No Spending Year“ verschreibt. Konkret bedeutet das: ein Jahr lang kein Geld zu verschwenden und offen mit den eigenen Budgetkürzungen umzugehen.

Die Regeln beim “Loud Budgeting“ schreibt man selbst

So auch die Britin Chrissie Mon­crieffe. Bei Tiktok nennt sie sich „chrissie.milan“ und teilt in den sozialen Medien, wie sie sich der Herausforderung stellt, ein Jahr lang kein Geld zu verschwenden. Dafür hat sie Anfang des Jahres eine Liste mit Ausgaben erstellt, auf die sie nicht verzichten will. Auf ihre Pilates-Kurse freue sie sich immer so sehr, dass sie dafür gern weiter Geld ausgebe, genau wie für ihr Fitnessstudio, erzählt sie ihren Followern. Geburtstage, egal ob ihr eigener oder von Freunden, seien ihr wichtig, also plane sie auch hier einen bestimmten Betrag ein. Und auf Miete, Lebensmittel und andere Lebenshaltungskosten könne man ohnehin nicht verzichten.

Doch abgesehen von den beschlossenen „Essentials“, wie die 25-Jährige ihre unverzichtbaren Kosten nennt, soll die Kreditkarte in diesem Jahr im Portemonnaie bleiben. Sie will keine neue Kleidung kaufen, nicht zum Friseur, ins Nagel- oder Kosmetikstudio gehen und auf teure Abendessen mit Freunden und Kollegen verzichten. Mahlzeiten und Kaffee sollen von nun an zu Hause vorbereitet werden, und Freizeitaktivitäten mit Freunden sollen auch kein Geld mehr kosten.

Ihre Zuschauer nimmt sie bei dieser Herausforderung mit. Am Ende eines jeden Monats erzählt sie, wie viel Geld sie am Ende trotz dieser Einschränkungen ausgegeben hat. Denn erfolgreich scheint sie anfangs nicht: Im Februar waren es immer noch über 500 britische Pfund, die sie außerhalb ihres Budgetrahmens ausgegeben hatte. Im März habe sie ihre Ausgaben dann allerdings bereits um 300 Pfund reduzieren können und landete am Ende des Monats bei einer Summe von knapp 270 Pfund.

Die Bewegung kommt auch in Deutschland an

Manche Tiktoker denken beim Geldsparen auch weit in die Zukunft und haben ganz konkrete finanzielle Ziele, um später von ihrem Vermögen gut leben zu können. So hat die Influencerin „kaitalayna“ beschlossen, ihr Leben so umzukrempeln, dass sie 100.000 US-Dollar für ihre Rente investieren kann. Wie die 27-Jährige ihr Gehalt dafür einteilt, zeigt sie ihren Followern im Detail: welcher Betrag für ihre Fixkosten wie Miete und andere Rechnungen draufgeht, wie viel Steuern sie zahlen muss und was sie am Ende auf dem Finanzmarkt anlegen kann.

Hava Misimi, Finanzexpertin und Gründerin der Beratung „Femance“, sagt, junge Nutzer könnten von diesem Trend viel lernen. „Er zeigt, dass man mit seinem Geld wirtschaften muss, um etwas zur Seite legen und sich finanziell weiterentwickeln zu können.“ Dass der Trend bislang überwiegend in den USA Erfolg hatte, wundert sie nicht. „In Deutschland sprechen wir noch sehr wenig über Geld“, so Misimi. In den USA sei die Mentalität anders. Wenn dort jemand finanziellen Erfolg habe, wolle man sofort wissen, wie er das geschafft habe. In Deutschland sei die Einstellung eher, „bloß nicht über Geld reden und nicht zeigen, was man hat“.

Wenngleich es auch zunehmend mehr Videos von deutschen Nutzern gibt, die dem Trend folgen, etwa die 25-jährige Lea auf ihrem Kanal „leaalexandrah“. Jedes ihrer Videos beginnt sie mit dem gleichen Satz: „Hallo, ich bin Lea, und ich kann nicht mit Geld umgehen.“ Nachdem sie festgestellt hatte, dass ihre Kreditkarte regelmäßig mehrere Hundert Euro im Minus war und sie zusätzlich demnächst ihr Bafög zurückzahlen muss, wollte sie ihre Finanzen wieder in den Griff bekommen.

Vorausschauendes Handeln ist gefragt

Auf Tiktok erzählt sie nun, wie sie zur „Sparmaus“ werden will, wie sie es selbst nennt. Wie will sie das schaffen? Einkaufen möchte sie nur noch beim Discounter, auf neue Kleidung verzichten, und am wichtigsten ist für sie: Monatliche Einnahmen und Ausgaben plant sie fortan im Voraus, um sich so wieder einen Überblick über die eigenen Finanzen verschaffen.

Dass das Loud Budgeting so viel Aufmerksamkeit erzeugt, zeigt, dass Influencer Lukas Battle mit der Erfindung des Trends bei vielen einen Nerv getroffen hat. Und dennoch hat die Bewegung auch ihre Kritiker. Einige Nutzer finden beispielsweise, dass die Teilnehmer ihren Followern die Budgeteinschränkungen schlimmer darstellen, als sie eigentlich sind. So seien Besuche im Nagelstudio und wöchentliche Restaurantbesuche ohnehin Luxusausgaben, auf die jeder verzichten könne.

Finanzexpertin Hava Misimi warnt außerdem vor dem unreflektierten Nachahmen von Budgetplänen anderer: „Als Inspiration kann man solche Videos gern nutzen, aber man muss immer bedenken, dass man selbst in einer anderen finanziellen Situation ist.“ Empfehlungen für die Aufteilung des Gehalts müsse man von mehr Aspekten abhängig machen als von der Empfehlung eines Fremden in den sozialen Medien. Tiktok-Nutzer müssten sich immer vor Augen führen, so Hava Misimi, dass jeder Mensch andere Ziele und Lebensumstände habe.

Sie sollten daher keinen direkten Vergleich mit Budgetplanungen von Onlinenutzern, die sie nicht mal wirklich kennen, anstellen. „Jeder ist in einer anderen finanziellen Situation, Ziele und Lebenssituation unterscheiden sich oft grundlegend.“ Die Expertin empfiehlt deshalb, Gespräche über Finanzen nicht nur im Kosmos der sozialen Medien zu führen, sondern auch im echten Leben mit Freunden und Familie offen über das Thema Geld und Budget zu sprechen.

Die Amerikanerin Allison hat sich nichtsdestotrotz für Tiktok als Kommunikationskanal entschieden. Anfang des Jahres stand sie mit 28.000 Dollar Schulden da und machte ein Video darüber. Mit ihren Zuschauern teilte sie ab diesem Zeitpunkt jede finanzielle Entscheidung und berichtete von all ihren Einnahmen und Ausgaben. Sie mache das, um sich selbst herauszufordern, sich an ein Budget zu halten und persönliche finanzielle Ziele zu erreichen. Mit Erfolg: Innerhalb weniger Monate hat sie so bereits knapp 7000 Dollar abbezahlen können. Dabei sehen ihr 72.000 Follower gespannt zu.

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