Kind in Hundebox gesperrt und gequält: Gutachter spricht von "Folter"

Kind in Hundebox gesperrt und gequält: Gutachter spricht von “Folter”

Die Stimmung war im Schwurgerichtssaal am Landesgericht Krems an der Donau an den ersten beiden Prozesstagen am Montag und Dienstag merkbar angespannt.

Das Martyrium, das ein 12-jähriger Bub im Jahr 2022 erleben musste, war selbst für langjährige Gerichtsberichterstatter nicht leicht mitanzuhören.

Der Erstangeklagten (33) wird versuchter Mord, Quälen eines Minderjährigen sowie Freiheitsenziehung vorgeworfen. So soll sie ihren Sohn oft mehrere Stunden in eine Hundebox gesperrt haben. Sie bekennt sich teilschuldig. Ihrer damaligen 40-jährigen Freundin wird vorgeworfen, dass sie ihr Anweisungen dazu gegeben hätte.

Nachdem an den ersten beiden Tagen etliche Zeuginnen und Zeugen befragt wurden, trägt heute der Sachverständige Peter Hofmann das psychiatrische Gutachten vor. Danach stehen die Abschlussplädoyers auf dem Plan.

Tränen bei der Einvernahme

Zuvor werden aber die beiden Angeklagten noch einmal einvernommen. Der Mutter des Kindes fällt es schwer zu reden, sie weint immer wieder. Was sie jetzt zu ihrem Sohn sagen würde? “Dass es mir schrecklich leid tut, was passiert ist.”

“Was hat ein Kind in einer Hundebox verloren?”

Auch die Zweitangeklagte weint in ihrer erneuten Einvernahme. Sie habe das Kind nur einmal in der Hundebox gesehen und habe es da sofort rausgeholt. „Was hat ein Kind auch nur eine Sekunde in einer Hundebox verloren?“, fragt die Richterin scharf. „Nichts“, sagt die Zweitangeklagte. “Ich habe sie nie angestiftet, den Buben einzusperren.” Sie habe sich außerdem bei dem Buben und dem Vater des Kindes entschuldigt, dass sie nicht eingeschritten sei.

Zwei der Geschworene lesen Chats zwischen den beiden Frauen vor. Die Zweitangeklagte wird gefragt, warum sie der Kindsmutter geschrieben hat, dass sie das Fenster ganz aufmachen soll, obwohl der Bub bereits gefroren hat. “Ich weiß, dass das ein Fehler war.”

“Emotionale Störung” laut Gutachten

Der Sachverständige Peter Hofmann spricht im psychiatrischen Gutachten davon, dass die beiden Frauen eine symbiotische Beziehung gehabt haben. Die Kindsmutter habe zur Zweitangeklagten aufgesehen und sie deshalb gefragt, wie sie ihren Sohn erziehen könne. Nach dem Tod der Mutter der 33-Jährigen im Jahr 2019 seien ihre krankhaften Persönlichkeitszüge immer mehr in den Vordergrund getreten.

Durch eine emotionale Störung habe sie eine Einschränkung bei ihrem Bezug zur Realität erfahren. “Letztendlich zurechnungsfähig war sie in jedem Fall”, sagt Hofmann. “Ich bin zum Schluss gekommen, dass diese Gesamtstörung eine schwerwiegende ist.” Die Voraussetzung für eine Unterbringung in eine forensisch-therapeutische Psychiatrie liege vor.

Das, was dem Kind angetan wurde, grenze laut dem Gutachter an Folter.

Manipulativer Gesprächsstil

Bei der Zweitangeklagten kann der Gutachter eine klassische psychiatrische Erkrankung ausschließen. “Bei ihr kann man davon ausgehen, dass sie die Tragweite ihres Handelns einschätzen kann. Die Zurechnungsfähigkeit war immer gegeben.

Er könne einen klassischen manipulativen Gesprächsstil beobachten. “Sie bekommen nie eine konkrete Antwort. Außer sie fragen fünf mal nach.”

Falls sich die Zweitangeklagte tatsächlich wie in der Anklage vorgeworfen verhalten hat, deute das eindeutig auf “innerlich große Abgründe” und “mangelnde Empathie” hin. 

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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