"Sind kein Friedhof" – zu Besuch im Reich von "Dr. Tod"

“Anatomisches Theater der Moderne”: “Heute” war zu Besuch im Plastinarium im deutschen Guben.

Tiefe Einblicke in den menschlichen Körper: Die bekannte Ausstellung “Körperwelten” kommt nach Linz. “Heute” schaute hinter die Kulissen.

Der Anblick ist überwältigend und zugleich irritierend. Es sind Bilder, die nicht aus dem Kopf gehen: Dutzende tote Körperteile – Arm, Herz, Gehirn – liegen auf Tischen und werden von geschulten Mitarbeitern präpariert. Es herrscht Ruhe, Worte sind nur selten zu hören, schließlich erfordert die Arbeit allerhöchste Konzentration.

Mit Messern und anderen Werkzeugen ausgerüstet, bearbeiten die Angestellten stundenlang die vor ihnen liegenden Organe. Später werden die Teile entweder für eine Ausstellung verwendet oder an Universitäten zum Zwecke der Forschung verschickt.

Anlässlich der neuen “Körperwelten”-Ausstellung, die ab Februar in Linz stattfindet, war “Heute” zu Besuch im Plastinarium. Das “anatomische Theater der Moderne” befindet sich in Guben (Deutschland), rund zwei Autostunden südöstlich von Berlin, nahe der polnischen Grenze. Dort werden sämtliche Präparate von zirka 115 Mitarbeitern angefertigt. Das Plastinarium ist quasi ein Blick hinter die Kulissen der “Körperwelten”. Einige der in Guben ausgestellten Exponate werden auch in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu sehen sein.

Auf einer Fläche von über 3.000 Quadratmetern in einer ehemaligen Tuchmacherei werden dem Besucher das Konzept der Plastination und der Präparationstechnicken gezeigt. 1977 erfand der angesehene wie umstrittene Anatom Gunther von Hagens an der Universität Heidelberg die Plastination.

Trotz angeschlagener Gesundheit (er leidet an Parkinson) nahm sich “Dr. Tod”, wie der Mediziner von Hagens von deutschen Medien einst bezeichnet worden ist, zum Schluss des Termins ein paar Minuten Zeit für die Delegation aus Oberösterreich.

Beim gemütlichen Zusammensitzen erzählte von Hagens einige Anekdoten aus seiner langjährigen Tätigkeit: unter anderem, als er einmal einem Officer in New York während einer Kontrolle den plastinierten Kopf in seiner Tasche zeigen musste. Der Beamte schaute nur kurz hin, reagierte völlig unbeeindruckt und sagte, dass alles in Ordnung sei.

Das Besondere dabei: Die Präparate stammen von Menschen, die nach dem Tod ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Bis dato haben über 20.000 Personen am Körperspendeprogramm des Institutes für Plastination in Heidelberg teilgenommen.

Bedeutet: Mit dieser Idee ist es möglich, den Verfall des toten Körpers anzuhalten und Menschen vor Augen zu führen. Von Hagens wurde weltweit berühmt für seine “Körperwelten”-Ausstellungen, die bis jetzt von insgesamt über 54 Millionen Menschen besucht worden sind.

“Wir sind kein Friedhof”, sagt Rurik von Hagens, Sohn von Gunther. Er ist Geschäftsführer des Plastinarium und führt durch die Ausstellung. “Bei uns geht es darum: Von den Toten für die Lebenden lernen.” Der Unternehmer wird selbst einmal seine Organe und seinen Körper spenden.

Was passiert mit den Hunderten von Stücken? Jene, die nicht ausgestellt werden, werden bewusst für die Wissenschaft aufbereitet: “Wir verkaufen manche Präparate an Universitäten. Das teuerste Ganzkörperpräparat kostet 100.000 Euro”, so von Hagens. Forschungseinrichtungen bezahlen viel für die mühsame Tätigkeit der Plastinarium-Mitarbeiter.

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