„Geister der Arktis“: Die Begegnung mit dem Tier ist der größte Schatz

„geister der arktis“: die begegnung mit dem tier ist der größte schatz

Einen Eishai zu filmen ist ein aussergewöhnlicher Moment für Kamerafrau Christina Karliczek.

Frau Karliczek Skoglund, was erwartet Zuschauer in Ihren neuen Dokumentarfilmen?

Der erste Film ist eine Dokumentation über Eishaie, auch Grönlandhaie genannt – eine Art, die bisher nur sehr selten gefilmt werden konnte. Ihr Lebensraum erstreckt sich von den Tiefen des Atlantiks bis unter das arktische Eis. Es ist sehr aufwendig, in diese Region zu reisen, weshalb sie kaum erforscht ist. Darum begebe ich mich in diesem Film auch auf diese Reise, um mit Haiforschern zu sprechen, und frage, warum wir eigentlich so furchtbar wenig über diese Tiere wissen, die mehrere Hundert Jahre alt werden können.

„geister der arktis“: die begegnung mit dem tier ist der größte schatz

Christina Karliczek auf der Suche nach Eishaien in Grönland

Worum geht es in dem zweiten Teil?

Das ist ein Expeditionsfilm, für den wir in den hohen Norden von Grönland reisen, um Narwale zu filmen. Wir haben zusammen mit lokalen Jägern nach diesen Tieren gesucht, die inzwischen sehr stark von der Klimakrise bedroht sind.

„geister der arktis“: die begegnung mit dem tier ist der größte schatz

Das Expeditionsteam beladet ein Boot mit Filmausrüstung.

Und Sie haben Wale gefunden. Wie lief die Suche mit den Jägern ab?

Wir sind der Spur von lokalen Jägern gefolgt, also Einheimischen, weil die sich am allerbesten mit den Tieren auskennen. Wir haben dann mit einem kleinen Team versucht, uns den Tieren so zu nähern, wie es die Bewohner dieser arktischen Gemeinschaften tun. Die Menschen sind in sehr kleinen Booten unterwegs. Manchmal auch für eine längere Zeit, um Gebiete zu erforschen, die weit im Norden liegen.

Wie war die Begegnung?

Jede Begegnung mit so einem Tier ist wirklich der allergrößte Schatz, den man haben kann. Narwale sind nicht nur sehr bedroht, sondern auch extrem scheu. Es ist wirklich schwierig, sie zu filmen. Als sich dann endlich das Eis geöffnet hat und wir die Wale gesehen haben, war das ein unglaublich glücklicher Moment für mich.

Narwale haben zwei bis drei Meter lange Stoßzähne. War das nicht gefährlich?

Narwale sind keine gefährlichen Tiere. Sie erkennen einen Taucher direkt im Wasser und fliehen dann eher. Gefährlich war, dass wir weit weg von medizinischer Hilfe waren und in extreme Wettersituationen hätten geraten können. Wir waren mehrere Wochen unterwegs und irgendwann weit weg von dem letzten Ort, der mit einem Helikopter zu erreichen ist. Und natürlich gibt es in diesem Lebensraum auch andere Tiere, die gefährlich werden können, wie Eisbären oder Walrösser.

„geister der arktis“: die begegnung mit dem tier ist der größte schatz

Christina Karliczek taucht unter dem Meereis.

Mit Walrössern haben Sie Erfahrung.

Ja, ich bin schon mal von einem Walross angegriffen worden. Ich hatte an dem Tag gar nicht geplant, Walrösser zu filmen, aber plötzlich kam eines auf mich zugeschossen und hat mir dann mit der Flosse einen Schlag gegeben. Ich war wirklich Auge in Auge mit diesen roten Augen, und mir blieb gar nichts anderes übrig, als ruhig zu bleiben und zu versuchen, zurück zur Eiskante zu schwimmen. Das Walross ist dann neben mir hergeschwommen, und ich habe es sogar noch geschafft, Bilder zu machen. Das Sicherheitsteam auf dem Eis war in großer Aufregung.

In der Dokumentation tauchen Sie auch unter Eis.

Ja, beim Arbeiten in der Unterwasserwelt gehört es dazu, in Höhlen zu tauchen und auch unter Eis zu tauchen. Gerade der Lebensraum unter Eis ist für mich sehr interessant. Aber das bedeutet natürlich auch, dass man eine geschlossene Decke über seinem Kopf hat und nicht jederzeit auftauchen kann. Dementsprechend ist die ganze Tauchplanung wesentlich aufwendiger und gefährlicher. Im Sport ist das definitiv als Risikosportart eingestuft. Man muss regelmäßig trainieren und sein Wissen auf Stand halten. Das ist auch ein großer Teil von meiner Arbeit als Taucherin.

Trainieren Sie auch Ihre Psyche?

In meinem Job bin ich ständig einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Das reizt mich eher. Es erfordert aber eine starke psychische Willensstärke, in abgelegenen Regionen und auch unter extremen Bedingungen arbeiten zu können.

Wieso sind Sie Unterwasser-Kamerafrau geworden?

Ich bin an der Nordsee aufgewachsen und wollte unbedingt Tauchen lernen. Mit meinem Beruf habe ich zwei Leidenschaften kombiniert – das Filmen und meine Begeisterung für die Unterwasserwelt.

Ein Beruf, für den Sie sich immer wieder extremen Situationen aussetzen. Was ist Ihre Motivation?

Für mich ist es wichtig, Tiere in Lebensräumen zu zeigen, die für viele Menschen nicht zugänglich sind. Das ist extrem wichtig, weil wir oft gar nicht merken, wie stark wir von der Natur abhängig sind. Die Frage ist also nicht nur, ob ich als Tierfilmerin Haie spannend finde. Es geht mir vor allem darum, dass diese Tiere ganz klar mit unserer eigenen Lebensgrundlage verbunden sind und dass sie gefährdet sind. Dafür möchte ich ein visueller Botschafter sein.

Sie machen das jetzt seit 15 Jahren. Konnten Sie in dieser Zeit Veränderungen in Ihrer Arbeit durch den Klimawandel feststellen?

Ja, selbst in meiner relativ kurzen Karriere als Tierfilmerin sehe ich zunehmend, dass wir die Tiere nicht mehr finden können. Auch weil sozusagen die Muster, unter denen man das Verhalten der Tiere vorhersagen konnte, einfach nicht mehr zutreffen. Daneben macht das Wetter unsere Drehreisen manchmal extrem schwierig. Und ich sehe immer wieder, wie verschmutzt unsere Meere sind.

„Geister der Arktis“ läuft am Montag, 4. März, um 20.15 Uhr im Ersten und ist ab Montag in der ARD-Mediathek verfügbar.

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