Das Studium an der Uni Zürich ist geschafft – diese 9 Dinge werde ich nicht vermissen

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1833 gegründet: die Universität Zürich.

Sechseinhalb Jahre bin ich an der Universität Zürich ein und aus gegangen. Jetzt ist alles vorbei, das Masterzeugnis da, der Uni-Abschluss amtlich. Vieles vom Studentenleben bleibt mir sehr positiv in Erinnerung. Die folgenden 9 Dinge aber definitiv nicht.

Tatsächlich, es ist geschafft. Mit 26 Jahren habe ich entschieden, auf zweitem Bildungsweg an der Universität Zürich ein Studium in Angriff zu nehmen. Sechseinhalb Jahre später habe ich meinen Master in Politikwissenschaften und Germanistik in der Tasche.

Es war ein schöner, aber auch herausfordernder und nicht immer einfacher Lebensabschnitt. Die klassische Studentenzeit gab es für mich selten: Zunächst musste ich – als ehemaliger KV-Lehrling – die eidgenössische Matura nachholen. Meine Kommilitonen an der Uni waren im Schnitt rund acht Jahre jünger, zudem habe ich während des gesamten Studiums rund 60 Prozent gearbeitet.

Anbei meine ganz persönlichen Lowlights. Die Highlights gibt es dann morgen.

1. Die zerstückelte Woche

Studiert man an der Uni nicht gerade Medizin – die angehenden Ärztinnen und Ärzte haben oft einen ganz normalen Stundenplan wie am Gymnasium –, ist die Woche alles, aber nicht regelmässig.

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Hier für einmal ganz entspannte Medizinstudenten.

Ich hatte Wochen, an denen vier von fünf Tagen durch eines oder mehrere Seminare belegt waren. Die Zeiten variierten von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags, die Standorte – Irchel, Oerlikon, Uni-Zentrum – wechselten sich ebenfalls ab. Auch wenn dies Klagen auf hohem Niveau ist: Ich kam damit nicht immer klar.

Damit einher geht, – dies werden mir viele Uni-Absolventen bestätigen – dass man nicht jede Vorlesung und jedes Seminar besuchen muss. Gewisse Inhalte hätte ich ganz gut selbstständig von zu Hause erarbeiten können. Noch herausfordernder hatten es Kolleginnen und Kollegen, die ausserhalb der Stadt Zürich wohnten. Reisten die aus der Agglomeration beispielsweise für ein Seminar an die Uni und wieder nach Hause, war locker ein halber Tag weg. Was der Flexibilität in Bezug auf einen Nebenjob auch nicht unbedingt zuträglich war.

2. Statistik

Man liebt oder hasst es – das statistische Arbeiten gehört jedoch zu fast jedem sozialwissenschaftlichen Studium dazu. Wollen Studenten irgendeinen Zusammenhang erforschen (z. B. ob Männer eher rechte Parteien wählen als Frauen), müssen sie die vorhandenen Daten mit einem statistischen Programm, bearbeiten, auswerten und die entsprechenden Effekte interpretieren.

Der Erfolg, abgesehen vom persönlichen Talent, steht und fällt mit der Person, die einem das Programm erstmalig erklärt. Kommst du in den Einführungslektionen nicht mit, kann der weitere Verlauf des Studiums in Bezug auf Statistik zur Mega-Qual werden. Ich habe mich stunden-, tage- oder sogar wochenlang mit irgendwelchen Codes abgemüht, verzweifelt in Foren nachgeschaut oder nett bei meinen Kommilitonen nach Hilfe gefragt.

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So sehen Codes bei R Studio aus. Es ist eines der oft verwendeten Statistikprogramme an der Universität Zürich.

Das Arbeiten mit Statistikprogrammen kann aber auch befriedigend sein. Sind alle Fehler behoben, kann man den Code einer ganzen Masterarbeit ohne einen einzigen Unterbruch von oben nach unten durchlaufen lassen – ein herrliches Gefühl.

3. Spezielle Aufgaben

Auch wenn die Mehrheit der Studenten nach dem Studium keine akademische Laufbahn verfolgt – die Uni bereitet ihre Absolventen genau auf diesen Werdegang vor: eine wissenschaftliche Karriere. Dazu gehört, dass Studenten nach dem Masterstudium in der Lage sind, selbstständig wissenschaftlich zu arbeiten.

In der Studienrichtung Germanistik – mein Nebenfach nebst Politikwissenschaften im Hauptfach – ist es unabdingbar, dass man in der Lage ist, adäquat und effizient zu recherchieren. Inklusive regelmässigem Besuch der Bibliothek. Weil: Zahlreiche Werke sind (noch) nicht digitalisiert.

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Pflichtlektüre im Germanistikstudium: der Bildungsroman «Wilhelm Meisters Lehrjahre» (über 600 Seiten).

Zur Übung wurden wir daher in Gruppen auf einen sogenannten «Bibliotheksparcours» geschickt und mussten zahlreiche Aufgaben lösen. Da der Rundgang zum Pflichtenheft gehörte, spazierten wir zwei Stunden durch die Gänge der Bibliothek und reichten danach artig unsere Antworten ein.

4. Mangelnde Flexibilität

Ein Uni-Studium ist grundsätzlich darauf ausgelegt, dass man bei der gewählten Fachrichtung bleibt. Natürlich stehen angehenden Studenten vorab sehr viele Informationen zur Verfügung, die der Studienwahl dienlich sind. Nichtsdestotrotz kann es sein, dass man nach einem halben Jahr merkt, dass der gewählte Studiengang nicht so richtig zu einem passt.

Die bislang absolvierten Leistungen sind abgesehen von den gesammelten Erfahrungen mehrheitlich für die Katz. Auch ich habe nach zwei Semestern gemerkt, dass mir das ursprünglich gewählte Nebenfach Umweltwissenschaften nicht zusagt. Durch den Wechsel zu Germanistik zählten einige meiner erbrachten Leistungen nichts mehr.

Im Optimalfall ist man sich bei der Wahl der Studienrichtung also sicher.

5. Teilzeit studieren

Die Mehrheit der Studenten an der Universität Zürich studiert Vollzeit. Bedeutet: 10 Semester Regelstudienzeit, 6 für den Bachelor, 4 für den Master.

Im Gegensatz zu Fachhochschulen haben Universitäten immerhin den grossen Vorteil, dass man sich seinen Modulkatalog in vielen Studiengängen relativ frei zusammenstellen kann.

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Dank meines Rollers gelangte ich zügig von einem Uni-Standort zum nächsten.

Ich habe in den meisten Semestern rund 25 Credits gebucht und daneben gearbeitet. Es gab Phasen, da stand ich um 3 Uhr für meinen Job beim Radio auf und sass um 10.15 Uhr an der Uni in einem Vorlesungssaal. Oder ich hatte Uni bis 14 Uhr und hängte danach eine watson-Spätschicht an.

So konnte ich mir zwar mein Leben finanzieren, tanzte aber mental und organisatorisch dauerhaft auf mehreren Hochzeiten. Was der Stressbewältigung und Work-Life-Balance nicht wirklich zuträglich war.

6. Der Ruf

Gerade bei Personen, die selber nie studiert haben, gilt man als Student schnell mal als Mensch, der ein ziemlich entspanntes Leben führt. Sei es im Büro, innerhalb der Familie oder im Fussballverein. Das «Pläuschler-Image» bringt man nie ganz weg, insbesondere wenn man wie ich an der philosophischen Fakultät studiert.

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Dieses Bild erscheint, wenn man bei unserer Stockfoto-Agentur nach «fauler Student» sucht.

Gewiss, Studenten haben oft frei, wenn alle anderen arbeiten. Es gibt aber auch die umgekehrte Situation: Ich musste aufgrund von Prüfungsdaten und Abgabefristen mein komplettes Studium hindurch den ganzen Dezember und bis Mitte Januar lernen. Egal ob Weihnachten oder Neujahr, ich sass an meinem Pult und vertiefte mich in meinen Uni-Stoff.

7. Nie fertig sein

Der ganz grosse Unterschied zur Arbeitswelt. So lange das Semester läuft, gibt es etwas zu tun. Während ich jetzt in den meisten Fällen aus dem Büro laufe und die Arbeit dann auch wirklich – zumindest für diesen Tag – erledigt ist, war dies an der Universität sehr selten der Fall.

Eine 25-seitige Seminararbeit ist eigentlich nie fertig. Da kann man immer noch etwas überarbeiten, anpassen oder umschreiben. Noch extremer ist es bei der Vorbereitung auf eine Prüfung. Mehr lernen geht immer. Reicht es für einen 4,5er, gibt’s einen 5er? Oder sogar einen 5,5er? Absolut keine Ahnung.

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Ein Tag in der Natur ist Gold wert.

Ich verbrachte meine Freizeit – z. B. ein Bier mit Freunden – regelmässig mit einem schlechten Gewissen. In Kombination mit meiner Berufstätigkeit kam es teilweise so weit, dass ich in Stressphasen fast gar nichts mehr unternahm. Dies kann ich rückblickend definitiv nicht mehr empfehlen, einen Tag den Kopf lüften ist auf lange Sicht die deutlich bessere Variante.

8. Mangelnde Unterrichtsbegeisterung

Nicht alle Dozenten sind zum Unterrichten gemacht. Tun müssen es die meisten trotzdem. Denn oft gehört die Lehre nebst der Forschung zum Stellenprofil, vom Doktoranden bis zur Professorin.

Hinzu kommt, dass Dozenten an der Uni, anders als Lehrpersonen, nicht zwingend eine pädagogische Ausbildung absolvieren. Dies macht sich in der Art und Weise, wie Lehrveranstaltungen abgehalten werden, gelegentlich bemerkbar. Ein Seminar oder eine Vorlesung bei einem unmotivierten, gelangweilten oder genervten Dozenten kann an der Uni durchaus vorkommen. Mühsam.

Die grosse Mehrheit der Dozierenden ist aber gut und engagiert, um die geht es dann morgen.

9. Theorielastigkeit

Für Praktiker ist die Universität absolut nichts und auch Studenten, die gerne mit dem Kopf arbeiten, kommen zuweilen an ihre Grenzen.

Gerade in geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen liest man sich gefühlt ins Grab. Im Master war es echt extrem. Ich habe zwecks Recherche für meine Seminararbeiten hunderte von Seiten politikwissenschaftlicher Studien gelesen, sass monatelang vor dem Laptop. Meine Hände brauchte ich für nichts, ausser um meinen Kaffee zu halten.

Besonders bitter: Die eigenen Endprodukte – Aufwand: mehrere Wochen bis Monate – liest fast kein Mensch. Ich, jemand zur Korrektur und dann der Dozent, that’s it.

Bei welchen Dingen aus der Studienzeit bist du froh, sie hinter dir gelassen zu haben? Schreib’s doch in die Kommentare!

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