Zebras sind unattraktiv für VCs: So kommen Sozialunternehmer trotzdem an ihr Geld

zebras sind unattraktiv für vcs: so kommen sozialunternehmer trotzdem an ihr geld

“Vielen Kapitalgebern ist es in erster Linie nicht primär wichtig, wie viel Impact du erzielst, auch wenn hier ein erstes Umdenken stattfindet”, schreibt Impact-Gründer Tim Weinel in seinem Buch.

“Vielen Kapitalgebern ist es in erster Linie nicht primär wichtig, wie viel Impact du erzielst, auch wenn hier ein erstes Umdenken stattfindet”, schreibt Impact-Gründer Tim Weinel in seinem Buch.

Tim Weinel ist Gründer des nachhaltigen Modelabels Espero, das unter fairen Bedingungen produziert und pro Bestellung ein Viertel des Erlöses an Projekte zum Schutz bedrohter Tierarten in Europa, Asien und Afrika spendet. In seinem Buch “Dein Weg zum eigenen Zebra” beschreibt der Unternehmer, was Gründerinnen und Gründer beachten müssen, wenn sie ein sozial ausgerichtetes Startup aufbauen wollen. Ein Thema ist dabei die Finanzierung von sogenannten “Zebras”. Denn einen Kapitalgeber für ein nachhaltiges Projekt zu finden, ist oftmals nicht so leicht. Weinel zeigt Alternativen auf und gibt Tipps. Ein Buchauszug aus “Dein Weg zum eigenen Zebra”.

Es gibt so viele verschiedene Wege, die Idee für dein Impact Startup zu finanzieren: Aus eigener Tasche, durch Friends & Family, durch externe Geldgeber oder durch Stipendien, Förderprogramme und andere Zuschüsse. Welche Möglichkeit du wählst, hängt im Wesentlichen von dir und deinem Konzept ab. Es ist ein komplexes Thema, da sich ein Finanzierungsbedarf natürlich auch je nach Phase ändern kann. Vielleicht brauchst du für die ersten Schritte noch kein Kapital, aber später für die

Wachstumsphase. Daher bekommst du hier einen Überblick über die Möglichkeiten, die dir grundsätzlich zur Verfügung stehen.

Kapitalgeber wollen Rendite sehen, weniger Impact

Du bist auf dem Weg, dein eigenes Impact Startup zu gründen. Auch das Thema Kapital verhält sich – wie könnte es anders sein – für Impact-Gründer etwas anders. Impact-Gründer zu sein bedeutet, dass es dir in erster Linie darum gehen dürfte, etwas mit deinem Konzept und auch mit dem zur Verfügung

stehenden Kapital zu verändern. Du möchtest Dinge mit deinem Unternehmen bewegen und idealerweise gut davon leben können. Es geht dir in der Regel nicht darum, möglichst schnell zu wachsen, wenn es für deine Idee nicht gesund ist. Ausnahmen sind die Regel und auch möglich.

Doch genau das ist häufig ein Problem für Kapitalgeber.

Vielen Kapitalgebern ist es in erster Linie nicht primär wichtig, wie viel Impact du erzielst, auch wenn hier ein erstes Umdenken stattfindet. Im Vordergrund steht in der Regel immer noch, wie viel Rendite ein Kapitalgeber für sein eingebrachtes Geld bekommt. Vereinfacht gesagt bedeutet das, wie hoch ist der Ertrag, den er von seinem Investment bei dir in ein paar Jahren erwarten kann. Und da gibt es nun einmal Impact-Konzepte, die nicht darauf ausgelegt sind, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften, aber umso mehr Wirkung erzielen – beispielsweise Unternehmen, die einen prozentualen Anteil vom Umsatz spenden.

Solche Faktoren schmälern einfach die Marge, aus der mögliche Kapitalgeber gerne bedient werden. Das ist auch vollkommen nachvollziehbar, da sie ja immerhin Risikokapital zur Verfügung stellen. Das gilt nicht pauschal, spiegelt aber einen Trend wider. Also was tust du, wenn du ein solches Konzept an der Hand hast und Kapital benötigst? Ja, es ist schwieriger, externe nicht Kapitalgeber von einem

Impact Startup zu überzeugen. Das muss man wissen.

Kombination aus Sozial und Tech macht VCs hellhörig

Wenn Teile der Erträge dazu genutzt werden, den reinen Impact zu finanzieren, mindert das automatisch den Betrag, der für mögliche Kapitalgeber übrigbleibt. Das muss zum einen aber nicht immer der Fall sein und zum anderen gibt es ja noch einen Unternehmenswert, der im Ganzen gesteigert werden kann, und von dem Kapitalgeber bei einem Exit selbstverständlich ebenfalls profitieren. Zudem findest du mittlerweile auch externe Kapitalgeber, egal ob Banken oder Investoren, die gerne oder auch vorrangig in Impact Startups investieren, wobei gefühlt mindestens 50% der Investoren vorwiegend dann hellhörig werden, wenn es irgendetwas mit „Tech“ zu tun hat.

Das gilt insbesondere für Venture Capital, also klassisches Risikokapital, und wird dir sicher häufig begegnen, solltest du dich auf die Suche nach Venture Capital begeben. Sei dir bewusst, dass du mit externen Dritten im Unternehmen immer gewisse Verpflichtungen eingehst und du natürlich auch abliefern musst. Am Ende des Tages handelt es sich nun einmal um Risikokapital, bei dem sich auch die Kapitalgeber darüber im Klaren sind, dass sie entsprechende Risiken eingehen und das Kapital auch verloren gehen kann. Wie eine Vereinbarung hinsichtlich der Konditionen, etwa Verzinsung, Rückzahlung oder Exit, aussieht, hängt im Einzelfall vom Startup und von deinem Verhandlungsgeschick ab.

Für externes Kapital kannst du zunächst auch Banken anfragen. Dabei kommt grundsätzlich jede Bank in Frage, du kannst dich aber natürlich auch vorrangig an Nachhaltigkeitsbanken wenden, die ihr Angebot klar an eine nachhaltige Kundschaft richten. Die andere Möglichkeit sind Online-Plattformen oder Datenbanken, über die du speziell mit Investoren für alle Unternehmensphasen in Kontakt treten kannst. Informiere dich vorher genau darüber, welche Leistungen erbracht werden und was von dir erwartet wird.

Bei Zebras: Selbstfinanzierung kann sinnvoll sein, aber nur vorübergehend

Du musst dein Startup aber natürlich nicht fremdfinanzieren. Du kannst das auch komplett aus deinen eigenen Mitteln stemmen, sofern du das Kapital dafür erspart hast. Zudem gibt es auch Konzepte, die sich weitestgehend selbst tragen und keine hohen Anfangsinvestitionen benötigen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn du eine Dienstleistung anbietest, digitale Produkte vertreibst oder die Möglichkeit hast „on demand“ zu produzieren. Das bedeutet, erst wenn jemand bei dir einen Auftrag zur Produktion einreicht und gegebenenfalls auch schon dafür bezahlt hat, gibst du das Ganze an einen weiteren Auftragnehmer ab, der den Rest für dich erledigt, also Produktion und Versand an den Kunden in deinem Namen. Natürlich musst du immer mit gewissen Gründungskosten rechnen, doch die können überschaubar ausfallen (Gewerbeanmeldung, Notarkosten bei Handelsregistereintragung, Hosting,

Internetseite, etc.). Im Falle einer solchen Gründung hast du die Chance, das ganze Vorhaben komplett allein zu stemmen, also ohne weitere Dritte.

Das hat den großen Vorteil, dass du weder Rechenschaft gegenüber anderen Gesellschaftern schuldig bist noch die Kapitalkosten für etwaiges Fremdkapital tragen musst. Und 100% deiner Unternehmensanteile sind in deiner Hand. Dazu hast du natürlich auch die Möglichkeit dich über

„Friends & Family“ zu finanzieren, wenn du etwas dafür anbieten kannst. Ich würde davon eher abraten, da du eine finanzielle Verpflichtung gegenüber Freunden und deiner Familie eingehst. Was ist, wenn der Erfolg ausbleibt? Das kann eine sehr schwierige Situation sein.

Doch auch eine Finanzierung komplett über Eigenkapital kann Nachteile haben. Denn je nachdem wie vermögend du bist – und die meisten von uns haben leider nicht übermäßig viel auf der hohen Kante – kommt im Idealfall der Zeitpunkt, an dem du merkst, dass du eigentlich mehr Kapital brauchst. Das dürfte insbesondere dann der Fall sein, wenn du deinen Proofof-Concept erbracht hast und dich so langsam in die Wachstumsphase begibst. Dann fehlt häufig Kapital, um verschiedene Marketingmaßnahmen und Vertriebswege zu testen, um so den idealen Wachstumskanal zu finden (es sei denn, man hat das auf Kapital dem Weg bis dahin schon erwirtschaftet).

Crowdfunding: Community mit Geschenken belohnen

Vielleicht kennst du deinen Wachstumskanal auch schon und dir fehlt nur noch das Geld, um ihn bespielen zu können. Oder du erzielst günstigere Einkaufspreise, wenn du die Möglichkeit

hast, höhere Mengen abzunehmen. Egal wie du dich finanzierst, mach dir auch bei einer Eigenkapitalfinanzierung vorher Gedanken darüber, wie du verfährst, wenn du das erste Mal vor

höheren Ausgaben stehst, und bereite dich darauf vor. Dann kannst du nämlich mit Vollgas durchziehen.

Je nachdem wie viel Kapital du benötigst, kannst du natürlich auch eine Crowdfunding-Kampagne aufsetzen. Beim Crowdfunding finanzieren viele Menschen gemeinsam spannende Projekte und Unternehmen und bekommen als Dankeschön für ihren Beitrag in der Regel ein kleines Goodie vom unterstützten Unternehmen oder Projekt. Die Goodies, die du deinen Unterstützern anbietest, kannst du frei festlegen. Am schönsten ist es natürlich, wenn es ein Goodie ist, das direkt mit deinem Unternehmen oder mit deinem Impact in Verbindung steht. Wähle am besten verschiedene Goodies, in Abhängigkeit vom eingegangenen Betrag. So legst du Anreize, auch höhere Beträge einzuwerben. Es gibt immer wieder Menschen, die gute Ideen auch mit hohen Beträgen unterstützen.

Nicht unterschätzen: In Kampagnen steckt viel Arbeit – und Zeit

Schau dir dafür unbedingt auch andere Kampagnen an und sei einfach kreativ. Insbesondere gut funktionierende Kampagnen solltest du unbedingt als Beispiel heranziehen: Auf was wurde besonders Wert gelegt? Wo wurde die Kampagne kommuniziert? Welche Goodies wurden zu welchem Betrag angeboten? Viele der Crowdfunding-Plattformen haben auch selbst Best-Practice-Beispiele und Handbücher, damit du dich optimal auf die Kampagne vorbereiten kannst. Nutze diese kostenlosen Guides! Denn so eine Kampagne ist viel harte Arbeit, die auch nicht mit dem Start der Kampagne endet.

Dann beginnt erst noch der schwierige Teil, nämlich die Kommunikation und Bewerbung deiner Kampagne. Doch so ein Crowdfunding bietet auch sehr viele spannende Vorteile. Wenn du es genau

nimmst, gewinnst du so deine ersten Kunden. Denn wer unterstützt schon eine Idee, wenn er sie nicht auch gut findet? Wenn du etwas produzierst, dann ist das deine Gelegenheit, deine ersten Verkäufe zu machen. Und vergiss die Reichweite nicht. Du erreichst auf einen Schlag tausende von Menschen. Für welche Plattform du dich dabei entscheidest, das bleibt dir überlassen und ist im Einzelfall wieder von deiner Idee abhängig. Eine Plattform mit entsprechend hoher Reichweite ist dabei aber sicher nicht schädlich.

Fördermittel und Netzwerke für soziale Startups im Blick behalten

Dennoch muss auch die Crowd zu deinem Vorhaben passen – und dein Vorhaben zur Crowd. Das sind noch längst nicht alle Mittel und Wege, eine vernünftige Finanzierung auf die Beine zu stellen, aber es sollte dir einen ersten Überblick geben. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Zuschüsse, Fördermittel sowie kostenloser Förderprogramme. Dort findest du häufig auch Zugang zu Finanzierungsoptionen und wertvolle Kontakte, die dich bei deinem Vorhaben beraten und unterstützen – einige davon sogar kostenlos.

Die Möglichkeiten sind schier endlos und ändern sich im Grunde fortlaufend. Neue kommen hinzu und alte verschwinden. Damit du dir aber einen zielgerichteten Überblick verschaffen kannst, kommt hier deine Hilfe zur Selbsthilfe: Nutze einfach das Internet für deine Recherche. Klar, toller Tipp, denkst du jetzt vielleicht. Aber insbesondere für Impact-Gründer gibt es immer wieder kostenlose Förder- und Beratungsprogramme, manchmal abhängig vom jeweiligen Standort bzw. Bundesland. In einem solchen Programm hast du häufig kostenfreien Zugriff auf mehrere Beraterstunden und kannst dich mit anderen wichtigen Akteuren vernetzen und austauschen.

Daneben gibt es eine Vielzahl von Startup-Netzwerken. Viele von ihnen sind ebenfalls regional ansässig. Suche das Netzwerk raus, das nahe deinem Standort liegt und stelle dich auch dort vor. Häufig werden Stammtische angeboten, sodass man sich auch direkt mit anderen vernetzen kann. Auch hier steht das Thema Finanzierung von Startups häufig im Fokus und du kannst auf echte Beratung und echte Erfahrung zurückgreifen. Da sich Programme generell relativ unterschiedlich ausgestalten können, solltest du hierbei regelmäßige Recherchen betreiben. Fokussiere dich dabei etwas mehr auf den

Begriff “Social Startup”, da es für solche Startups häufig noch einmal etwas andere Programme und Fördermöglichkeiten gibt.

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