Klärschlamm: Nicht nur in Sindlingen ist die Luft künftig reiner

Es sind die Einwohner der Stadt Kelsterbach, die sich freuen können, dass die Frankfurter Stadtentwässerung auf dem Gelände der Kläranlage in Frankfurt-Sindlingen eine neue und besonders effiziente Abluftanlage in Betrieb nimmt. Der Eigenbetrieb hat darin 3,1 Millionen Euro investiert. Die alte, im Jahr 2008 errichtete Anlage, in der mit einem Standardverfahren versucht wurde, die Gerüche aus der Luft zu filtern, hatte von Anbeginn ihr Ziel nicht vollständig erreicht. „Es gab vor allem anfangs viele Geruchsbeschwerden“, heißt es bei der Stadtentwässerung. Die Probleme gab es in Sindlingen, aber noch mehr im auf der anderen Mainseite gelegenen Kelsterbach.

Anlass für die Stadtentwässerung, ihre Ingenieure daranzusetzen, das Verfahren zu optimieren. Die suchten sich Unterstützung in der Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Gemeinsam testeten sie unterschiedliche Verfahren der Abluftbehandlung. Ergebnis ist eine Anlage, die die Luft über eine zweistufige Biofilteranlage mit nachgeschalteter Aktivkohleeinheit reinigt. In jeder der drei Stufen werde die „Geruch­stoffkonzentration signifikant reduziert“, heißt es. Damit würden die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten und die Belästigung minimiert.

Die in den vergangenen beiden Jahren errichtete Anlage hat bereits einen zweimonatigen Probelauf hinter sich, ehe sie nun offiziell in Betrieb geht. Das Ergebnis hat die Stadtentwässerung zufriedengestellt. „Beschwerden wegen unangenehmen Geruchs erhalten wir so gut wie keine mehr“, bestätigt Susanne Schmid, Leiterin der Abwasserbehandlung bei der Stadtentwässerung. Während der Bauzeit blieb die alte Abluftanlage in Betrieb, sodass zu keinem Zeitpunkt die Gerüche ungefiltert in die Luft gelangen konnten.

Entwässert, getrocknet und verbrannt

Die neue Anlage, die ausschließlich für die Klärschlammbehandlung gebraucht wird, hat für die Stadtentwässerung große Bedeutung. Denn am Standort Sindlingen soll diese Klärschlammbehandlung stark verändert werden. In den nächsten Jahren sollen vier jeweils 28 Meter hohe Faultürme errichtet werden, um das während des Gärens entstehende Methangas in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme zu verwandeln. In dieses Projekt investiert die Stadtentwässerung 330 Millionen Euro und erreicht auf diese Weise, dass die Kläranlage in Sindlingen energieautark betrieben werden kann. Mit der Baustelleneinrichtung wird in diesem Monat begonnen. Viele Büsche und Bäume werden dazu gerodet und eine Altanlage aus den Sechzigerjahren entfernt. Im März, sagt Andreas Hickmann, der technische Leiter der Stadtentwässerung, will man dann mit dem eigentlichen Bau beginnen.

Dass in Frankfurt so viel Klärschlamm anfällt, hat damit zu tun, dass die Großstadt nicht nur das Abwasser der eigenen Bevölkerung entsorgt, reinigt und gefiltert wieder dem Main zuführt, sondern dies für zahlreiche Nachbarkommunen übernimmt. Die dafür notwendige Infrastruktur stellt Frankfurt an zwei Standorten bereit: mit einer großen Kläranlage in Niederrad und einer kleineren in Sindlingen. Doch nur dort am Stadtrand wird der Klärschlamm aus beiden Anlagen weiterbehandelt. Bisher wurden die Feststoffe im Abwasser samt Bakterien gesammelt, belüftet, dann entwässert, getrocknet und verbrannt. Künftig gelangt der Schlamm nach der Belüftung in die Faultürme, damit sich das Methangas entwickeln kann. Erst anschließend wird entwässert, getrocknet und der Rest verbrannt. Das Abfangen der Gerüche in den ersten beiden Arbeitsschritten ist jedoch auch künftig notwendig. Dafür braucht es die jetzt in Betrieb genommene Anlage.

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