Krebs schlug mehrmals zu: "Ich habe keine Angst"
Werner
Der Burgenländer Werner Achs lebt mit mehrfacher Krebsdiagnose. Im “Heute”-Gespräch verrät er, wie er es schafft, seinen Lebensmut beizubehalten.
Es begann ganz harmlos. Es war im Jahr 2015, als Werner Achs aus Gols im Burgenland einen Termin beim Zahnarzt hatte. Ihm stand eine Zahn-OP bevor, da ihm die Weisheitszähne entfernt werden mussten. Alles war gut gelaufen, doch die Schwellung war nach zwei Wochen immer noch zu sehen. Anfangs dachte er sich nichts dabei und wartete ab.
“Nach vier Wochen war ich allerdings verwundert und kontaktierte die Zahnärztin. Auch sie meinte, das könne eigentlich nicht mehr mit der Zahn-OP zusammenhängen”. Er bekam eine Überweisung zu einem HNO-Arzt – dann nahm das Schicksal seinen Lauf.
Ultraschall und MR ergaben, dass er einen vergrößerten Lymphknoten am Hals hatte. Man schickte ihn zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus, anfangs noch im Burgenland. Das Ergebnis der entnommenen Gewebeprobe war nach einer Woche verfügbar.
“Im Behandlungsraum warteten sie dann zu zweit auf mich. Der Arzt und eine Psychologin. Doch das realisierte ich erst später”. Die erste Diagnose lautete, dass es sich um einen hochgradig bösartigen Tumor handle. “Die Psychologin meinte dazu nur, es gebe keine Wunder. Woraufhin ich erbost die psychologische Betreuung ablehnte. Ich wollte mit niemandem reden, der von Anfang an alles schwarz malt”, erzählt Werner.
Bereits in der Folgewoche wurde der Golser operiert und man entnahm im dabei zwei Lymphknoten. Die Biopsie brachte eine große Überraschung: Morbus Castleman – eine sehr seltene Form einer Lymphknotenerkrankung, die nach schneller Behandlung verlangt. “Daraufhin folgte eine schmerzhafte Entnahme meines Knochenmarks, da man schnell sicherstellen musste, dass die Krankheit nicht schon auf das Blut übergegangen war”. Der Befund war negativ.
Doch die Erleichterung hielt nur kurz an. “Bei einem Pet-CT, hier wird der gesamte Körper auf die Ausbreitung von Tumoren untersucht, entdeckte man einen zweiten Knoten in der Leistengegend.
Im Oktober 2015 folgte damit die nächste niederschmetternde Diagnose: Multizentrischer Morbus Castleman. Eine derart seltene Variante dieser Krankheit, dass man Werner sofort in eine Studie am AKH Wien aufnahm. “Glück im Unglück, denn die Immuntherapie und die ganzen Untersuchungen waren unglaublich teuer. Nur mit der normalen Versicherung hätte ich mir das niemals leisten können”.
Nach einer weiteren Operation und mehreren Durchgängen der Immuntherapie sah es gut aus und Werner konnte 2016 auf Reha nach Bad Sauerbrunn fahren. “Dort suchte ich dann doch auch das Gespräch mit psychologischen Experten und machte Bekanntschaft mit der Krebshilfe Burgenland. Diese unterstütze ich mittlerweile ehrenamtlich und mit Leidenschaft”.
Das Glück war allerdings erneut wieder nur von kurzer Dauer, denn ein Stechen in der Brust führte ihn zurück ins Krankenhaus. “Ich wurde operiert, doch der Tumor hatte bereits Rippen angegriffen. Die folgende Diagnose lautete: Blutkrebs”. Das bedeutete für den Burgenländer im Jahr 2018 Chemotherapie und Bestrahlung. “Doch die Chemo habe ich nicht vertragen und wir mussten auf Immuntherapie umsteigen. Nach 18 Einheiten Bestrahlung hatte ich es fürs Erste überstanden”. Doch die zahlreichen Medikamente hinterließen nach und nach ihre Spuren.
“Die Chemo hatte natürlich auch Nebenwirkungen, so leide ich bis heute an Neuropathie – in meinem Fall einem stechenden Schmerz in den Füßen. Manchmal brennen sie oder werden taub, das wird wohl auch in Zukunft so bleiben”. Auch begleitet ihn eine ständige Müdigkeit, die ihm die Ausübung eines Berufs unmöglich macht. “Bis 2019 habe ich trotz der Therapien noch immer Vollzeit gearbeitet. Das wollte ich mir einfach nicht nehmen lassen. Doch irgendwann konnte dann auch mein Körper nicht mehr”.
Im Jahr 2019 wurde Werner dann zur Eigenstammzellentransplantation zugelassen. “Ich musste zuvor zum Neurologen, Augenarzt, Internisten und Zahnarzt. Als alle bestätigt hatten, dass ich als eigener Spender in Frage komme, konnten wir mir der Transplantation beginnen”. Danach fiel er für ein Jahr aus, da er sich gesundheitlich erholen musste. Sein Dienstverhältnis am Bezirksgericht in Bruck/Leitha wurde in dieser Zeit aufgelöst. “Auch mein Hund musste für zwei Monate zu meiner Mutter, da ich mich vor allen Viren und Bakterien schützen musste”.
Für die Zeit nach seiner Quarantäne hatte er damals nur einen Wunsch, um sich für die Strapazen der letzten Monate zu belohnen. “Ich wollte unbedingt ein Grillhendl beim Kirchenwirt in Gols essen. Davon träume ich heute noch. Nach Monaten, wo ich kaum Hunger hatte und nur wenig schmecken konnte, war es eine Geschmacksexplosion”.
Mittlerweile lebt der Burgenländer seit fünf Jahren wieder tumorfrei. Er muss weiterhin regelmäßig zur Erhaltungstherapie, freut sich aber sehr, die letzten Jahre überstanden zu haben. “Ich bin froh, dass es mir soweit gut geht. Natürlich habe ich starke Nebenwirkungen von den Medikamenten, aber anderen gehts noch schlechter, die müssen zum Beispiel im Rollstuhl sitzen”.
Von seiner unbändigen Lebensfreude hat sich der Golser in den letzten Jahren nicht nehmen lassen. Mittlerweile organisiert er regelmäßige Spendenaktionen und Wanderungen für die Krebshilfe im Burgenland. Und ist auch weiterhin für jeden Spaß zu haben. “Letztens habe ich mich für die ORF Sendung ‘Guten Morgen Österreich’ freiwillig gemeldet, weil sie jemanden suchten, der für Krebspatienten Perücken testet. Ich hab mir dafür sogar extra nochmal die Haare abrasiert”, erzählt er lachend.
Der leidenschaftliche Fußballfan habe sich sein Leben natürlich anders vorgestellt, doch heute sei er froh, dass er fit genug ist, um weiterhin am Leben und den Aktivitäten, die ihm Freude bereiten, teilhaben zu können. “Ich freue mich auch, dass ich ab Mai die Invaliditätspension bekomme und mit meiner Freundin in unser gemeinsames, neues Haus ziehen kann. Der nächste Lebensabschnitt wartet auf mich”, erzählt der Burgenländer mit strahlenden Augen.