„Können uns das nicht leisten“ – Siemens sieht Vier-Tage-Woche kritisch
Mobiles Arbeiten hat auch bei Siemens Fans, kürzeres Arbeiten hingegen nicht. Letzteres könne sich Deutschland „volkswirtschaftlich ganz klar nicht leisten“, sagt Personalchefin Judith Wiese in einem Interview.
Judith Wiese, Vorstandsmitglied der Siemens AG dpa/Daniel Vogl
Zwischenruf von Siemens-Personalchefin Judith Wiese: Die Managerin hält die Debatte über eine Vier-Tage-Woche in Deutschland für heikel. „Eine Diskussion über kürzere Arbeitszeiten können wir uns volkswirtschaftlich ganz klar nicht leisten“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“.
Denn Deutschland altere schnell und es fehlten Fachkräfte. Anstelle kürzerer Arbeitszeiten müssten die Menschen durch lebenslanges Lernen beschäftigungsfähig bleiben, betonte sie – und es müsse mehr Menschen ermöglicht werden, einer Beschäftigung nachzugehen „idealerweise in Vollzeit und mit ausreichender Flexibilität“.
Siemens gewährt keinen vollen Lohnausgleich
Die Frage bei der Vier-Tage-Woche sei zudem, ob sie mit vollem Lohnausgleich eingeführt werde, betonte Wiese. „Wir sehen bei Siemens keinen Trend zur Vier-Tage-Woche.“ Obwohl sie bei Siemens heute schon möglich sei, werde dies nur von den wenigsten Arbeitnehmern in Anspruch genommen. Allerdings gibt es bei Siemens dafür auch keinen vollen Lohnausgleich.
Mit dem mobilen Arbeiten auf breiter Front, bei dem Siemens zu den Vorreitern gehörte, machte Wiese dagegen gute Erfahrungen. „Wir sehen nicht, dass die Leute im Home-Office weniger produktiv sind“, sagte sie der Zeitung. „Bei manchen steigt sogar die Produktivität durch flexibles Arbeiten.
Und außerdem: Nur weil man im Büro sitzt, ist man nicht automatisch produktiv.“ Dies gilt auch für den Zusammenhalt der Teams: „Auch das ist ein Mythos, zu glauben, dass man für ein Zugehörigkeitsgefühl unbedingt physisch zusammensitzen muss.“