Kohl-Enkel im Interview: "Ich teile viele politische Werte meines Großvaters"

Beim CDU-Parteitag könnten die Delegierten den 27-jährigen Johannes Volkmann zum jüngsten Mitglied des Bundesvorstandes wählen. Sein Großvater, Altkanzler Kohl, schaffte es erst mit 36 Jahren in den Bundesvorstand. Im ntv.de-Interview spricht Volkmann darüber, wie sich seine Ziele von denen seines Großvaters unterscheiden.

Sechs Jahrzehnte nach seinem Großvater, Altkanzler Helmut Kohl, will auch Johannes Volkmann in den CDU-Bundesvorstand gewählt werden. Er kandidiert beim CDU-Bundesparteitag vom 6. bis 8. Mai 2024 in Berlin als Beisitzer.

Beim CDU-Bundesparteitag am 6. Mai 2024 könnten die Delegierten den 27-jährigen Johannes Volkmann zum jüngsten Mitglied des Bundesvorstandes wählen. Sein Großvater, Altkanzler Helmut Kohl, schaffte es 1966 erst im Alter von 36 Jahren in den Bundesvorstand. Im Interview mit ntv.de spricht Volkmann darüber, wie sich seine politischen Ziele von denen seines Großvaters unterscheiden.

Beim CDU-Bundesparteitag am 6. Mai 2024 könnten die Delegierten den 27-jährigen Johannes Volkmann zum jüngsten Mitglied des Bundesvorstandes wählen. Sein Großvater, Altkanzler Helmut Kohl, schaffte es 1966 erst im Alter von 36 Jahren in den Bundesvorstand. Im Interview mit ntv.de spricht Volkmann darüber, wie sich seine politischen Ziele von denen seines Großvaters unterscheiden.

Johannes Volkmann: Ich empfinde es als große Ehre, dass die Junge Union und mein Landesverband Hessen mich für den Bundesvorstand vorgeschlagen haben. Sollte ich gewählt werden, möchte ich mich dafür einsetzen, dass die CDU als weltoffene und heimatverbundene Volkspartei in den nächsten Bundestagswahlkampf geht.

Erstens müssen wir wieder mehr für unsere eigene Sicherheit tun und uns der wachsenden Bedrohung durch den russischen Imperialismus, aber auch den Systemwettbewerb zu China stellen. Europa muss in die Lage versetzt werden, seine Freiheit selbst zu verteidigen, dafür brauchen wir mehr gemeinsame Beschaffung und eine Verteidigungsunion. Zweitens möchte ich mich für Generationengerechtigkeit einsetzen. Es wird für meine Generation immer schwerer, den Aufstieg in die Mittelschicht aus eigener Arbeit zu schaffen. Der Erwerb von Wohneigentum ist für uns viel weniger erschwinglich als das noch bei unseren Eltern oder Großeltern der Fall war. Das hat viel mit einer zu hohen Besteuerung mittlerer Einkommen zu tun, hier müssen wir mit Reformen für eine Agenda der Fleißigen ansetzen. Drittens müssen wir den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gegen Extremismus und vor allem auch die wachsende Gefahr des Islamismus verteidigen.

“Die AfD redet viel über Probleme, liefert aber nicht”

Unsere Generation steht vor der Frage, wie wir auch morgen in Freiheit und Frieden in Europa leben wollen. Der Bundeskanzler redet von Zeitenwende, aber in der Praxis tut er dafür zu wenig. Die gesamte Europäische Union hat letztes Jahr weniger Artilleriemunition an die Ukraine geliefert als Nordkorea an Russland. Eine militärische Niederlage der Ukraine wäre nicht nur menschlich katastrophal, sondern bedroht die Sicherheit der NATO, auch hier in Deutschland. Es sind unsere Altersgenossen, die in der Ukraine statt im Hörsaal im Schützengraben sitzen.

Ich glaube nicht, dass “Fridays for Future” oder die “Letzte Generation” junge Menschen in Deutschland repräsentieren. Viele sind von deren moralischer Selbstüberhöhung eher genervt. Schauen Sie sich die Erstwähler-Ergebnisse bei Landtagswahlen in Hessen an. Den Kampf gegen den Klimawandel werden wir nur dann gewinnen, wenn Deutschland eine Vorbildfunktion für andere Staaten entwickelt. Wenn wir durch praxisferne Regulierungen unsere Industrieproduktion in Deutschland kaputt machen, diese nach China abwandert und wir schlussendlich klimaschädlichen Stahl aus China importieren, helfen wir dem Weltklima nicht. Effektive Klimapolitik heißt: Preissignale wie den Zertifikatehandel nutzen, in Innovation und Forschung zu investieren, zum Beispiel bei der Kernfusion. Wenig effektiv sind hingegen Verbote, zum Beispiel des Verbrennungsmotors, sich auf Hauptstraßen festkleben oder moralisch aufgeladene Diskussionen über Flugscham.

Ich war nicht auf die CDU festgelegt, aber habe recht früh gemerkt, dass ich dort mit meinen Überzeugungen eine politische Heimat finde. Neben den eigenen Werten trifft man recht schnell viele engagierte Leute und stellt fest, dass man mit denen auf einer Wellenlänge ist.

Natürlich denkt man mit zwölf Jahren anders über Politik. In meiner Heimatgemeinde Lahnau wurde damals durch eine SPD-geführte Kreisregierung meine Grundschule geschlossen – obwohl eine Mehrheit unseres Ortes massiv gegen die Schließung war. Die Grundschule hatte die Gemeinde über Jahrzehnte geprägt und war das Herzstück unserer Dorfgemeinschaft. Dieses Erlebnis hat mich politisiert. Damals bin ich in die Schüler Union eingetreten.

Jeder Mensch wird durch seine Sozialisierung geprägt. Meine Eltern waren damals keine CDU-Mitglieder. Für sie wäre es kein Problem gewesen, wenn ich eine andere Partei gegangen wäre.

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Ja. Man macht es sich viel zu einfach, wenn man denkt: Der Enkel vom Kohl wurde in eine CDU-Familie geboren, tritt deswegen in die CDU ein und macht jetzt CDU-Politik. So war das nicht. Mein Großvater hat viele Verwandte, ich bin der Einzige aus unserer Familie, der Politik betreibt. Es sind meine eigenen Überzeugungen, die mich in die aktive Politik führen.

Ich habe Volkswirtschaft und zeitgenössische China-Studien studiert. Vor diesem Hintergrund hätte ich mir vorstellen können, für ein deutsches Unternehmen in China oder für chinesische Unternehmen in Europa zu arbeiten. Ich gehe nicht aus Mangel an beruflichen Alternativen in die Politik, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass ich hier meine Talente am besten einbringen kann.

Ich teile viele politischen Werte meines Großvaters, wie sein Bekenntnis zur europäischen Integration und zur Sicherung des Friedens durch eigene Stärke. Meine Leistungen im Studium, der Kommunalpolitik und im Beruf habe ich mir eigenständig erarbeitet. Deswegen hoffe ich auch danach beurteilt zu werden.

Ich bin Vorsitzender des Kreistags des Lahn-Dill-Kreises und seit kurzem CDU-Kreisvorsitzender. In meiner Lokalpresse gab es eine Entwicklung: Anfangs ging es darum, wer mein Großvater ist. Wenn Sie heute die Berichterstattung durchlesen, geht es um mich als Person und meine Tätigkeit im Kreis.

Mit Blick auf die deutsche Einheit und die europäische Integration ist er als Staatsmann für mich ein Vorbild. Für ihn war klar: gegen autoritäre Systeme hilft nur eine Politik der eigenen Stärke und des Rückgrats. Ein gutes Beispiel dafür ist der NATO-Doppelbeschluss. Trotz erheblichen politischen Gegenwinds hat er am Staatsziel der deutschen Wiedervereinigung festgehalten. Es gibt aber auch Themen, zu denen ich ein anderes Verhältnis habe als er.Wiedervereinigung “freut mich jeden Tag”

Mit Blick auf die deutsche Einheit und die europäische Integration ist er als Staatsmann für mich ein Vorbild. Für ihn war klar: gegen autoritäre Systeme hilft nur eine Politik der eigenen Stärke und des Rückgrats. Ein gutes Beispiel dafür ist der NATO-Doppelbeschluss. Trotz erheblichen politischen Gegenwinds hat er am Staatsziel der deutschen Wiedervereinigung festgehalten. Es gibt aber auch Themen, zu denen ich ein anderes Verhältnis habe als er.

Zum Beispiel steht mir das Thema Innovation und Technologie näher. Digitalisierung hatte in seiner Amtszeit einen anderen Stellenwert…

Ja. Ich habe schöne persönliche Erinnerungen an ihn, darüber möchte ich mich aber öffentlich nicht äußern.

Angela Merkel und Friedrich Merz sind unterschiedliche Führungspersonen. Angela Merkel stand für Verlässlichkeit in einer Zeit vieler Umbrüche und Krisen – unabhängig von Fehlern, die in Themen Migration, Rente und Energie gemacht wurden. Unter ihr war Deutschland 16 Jahre lang der Stabilitätsanker der EU. Dieses Vertrauen hat die Ampel in kurzer Zeit verspielt.

Friedrich Merz steht für eine Erneuerung der CDU aus ihren politischen Wurzeln und für die Bereitschaft, Fehler zu korrigieren. Anders als der jetzige Bundeskanzler kann er Positionen erklären und vertritt streitbar Überzeugungen. Und genau das tut unserer Demokratie gut. Wir müssen Auseinandersetzungen um die besten politischen Ideen wieder in die Mitte holen und dürfen die Deutungshoheit nicht den politischen Rändern überlassen.

Indem wir die richtigen Prioritäten setzen: ein Staat, der in seinen Grundaufgaben funktioniert. Ein Steuer- und Sozialsystem, in dem der Fleißige belohnt wird. Das heißt: steuerliche Entlastungen für den Mittelstand und die Abschaffung des Bürgergelds in der jetzigen Form. Eine Zeitenwende in der Migrationspolitik, damit wir einerseits attraktiver für Fachkräfte werden und andererseits die Migrationskrise beenden. Das heißt: nur wer einen Einreisetitel hat, sollte in die EU kommen. Wer illegal nach Europa einreist, sollte in einem sicheren Drittstaat untergebracht werden. Die Ampel verliert sich hingegen in Identitätspolitik und Symbolthemen wie der Cannabislegalisierung oder dem Selbstbestimmungsgesetz. Die drei Koalitionspartner haben keine gemeinsame Vision, wohin sie Deutschland und die EU führen wollen.

Helmut Kohl, der “ewige Kanzler”

Ich bewerbe mich im September in meinem Wahlkreis um die Nominierung. Es gibt in puncto Wahlkreisarbeit für mich in der hessischen CDU-Landesgruppe viele Vorbilder.

Ich finde als 27-Jähriger ist Hochmut fehl am Platz.

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