Hat der geschasste Boltiger Doktor seinen Abschluss gefälscht?

Neue Vorwürfe an die Adresse des neuen Dorfarztes von Boltigen BE: Mohammed Al Saad soll Urkunden gefälscht haben. Die zuständige Ärztekammer hat Strafanzeige eingereicht.

Der Fall des neuen Boltiger Hausarztes, dem der Kanton Bern die Bewilligung entzogen hat, bekommt eine juristische Dimension. Wie «SRF Investigativ» berichtet, soll Mohammed Al Saad eine Urkunde gefälscht haben; ein Dokument aus Deutschland, das ihn als «Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie» ausweist.

Von der Landesärztekammer Baden-Württemberg heisst es jedoch: «Herr Al Saad hat keine Facharztprüfung in Nordwürttemberg absolviert.» Am Tag, an dem Al Saad die Facharztprüfung abgelegt haben will, habe gar keine Prüfung im Bereich der Inneren Medizin und Kardiologie stattgefunden, heisst es weiter. Die Landesärztekammer habe Strafanzeige eingereicht.

Für die Gemeinde Boltigen ist die Angelegenheit doppelt unglücklich. Erstens muss sie sich nun wieder auf die Suche nach einem neuen Hausarzt machen. Zweitens hat man Al Saad ein zinsloses Darlehen über 700’000 Franken für den Kauf und zur Renovierung der Praxis gewährt. Wie die «Berner Zeitung» schreibt, hat die Gemeinde einen Anwalt eingeschaltet.

Fachärztetitel sind ungültig

Am vergangenen Montag entzog das Berner Gesundheitsamt Mohammed Al Saad mit sofortiger Wirkung die Berufsausübungsbewilligung. Damit ist ihm die Tätigkeit als Arzt in eigener Verantwortung im ganzen Kanton untersagt (praktizieren dürfte er lediglich als Assistenzarzt).

Der Massnahme vorausgegangen war ein Entscheid der Medizinalberufekommission (Mebeko) des Bundesamts für Gesundheit (BAG): Die Mebeko erklärte Al Saads Fachärztetitel in Kardiologie und Innerer Medizin, die dieser angeblich 2021 in Deutschland erworben hatte, für ungültig.

In Dällikon ZH ebenfalls Praxis geplant

Bisher arbeitete Al Saad hauptsächlich in einer Gruppenpraxis in Brienz. Dort hat er auf Ende Jahr gekündigt, ist aber seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Auf der Internetseite des Unternehmens ist er bereits nicht mehr aufgeführt – was dem Entzug der Berufsausbildungsbewilligung im Kanton Bern geschuldet sein dürfte.

Im Ärztezentrum Dällikon ZH, wo er wohl eine zweite Niederlassung geplant hatte, ist er noch nicht tätig gewesen, wie 20 Minuten erfuhr. Geplant sei gewesen, dass er im Januar 2024 seine Tätigkeit aufnehme. Zurzeit wisse man aber nicht, «ob er überhaupt kommt», sagte eine Praxisassistentin. Bislang habe er keine Patientinnen und Patienten aufgenommen.