Dax-Umfrage: Anleger glauben nicht mehr an weiter steigende Kurse

dax-umfrage: anleger glauben nicht mehr an weiter steigende kurse

Der Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse data-portal-copyright=

Nach einem Plus von über 20 Prozent in nur vier Monaten wächst die Skepsis gegenüber einer Rally-Fortsetzung. Auch die Investitionsbereitschaft sinkt. Was das für die kommenden Wochen bedeutet.

Das aktuelle Stimmungsbild ist typisch für eine Rally: Anleger freuen sich über die Kursgewinne und über die vielen neuen Rekordhochs am Aktienmarkt.

Doch gleichzeitig verstehen sie nicht, warum die Aktienbörse eine so starke Rally aufs Parkett legt. Ungläubig schauen sie täglich auf die immer weiter steigenden Kurse.

Das lässt sich aus der aktuellen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment ableiten. Das Fazit des Sentimentexperten Stephan Heibel nach der Auswertung der Erhebung: „Es ist nachvollziehbar, dass Anleger angesichts der neuen Rekordstände gut gelaunt sind, und es ist nachvollziehbar, dass sie skeptisch für die weitere Dax-Entwicklung sind.“

Entsprechend ist aus der aktuellen Sentimentlage keine Schieflage in der Stimmung abzuleiten. Damit sind widersprüchliche Werte gemeint, die deutlich fallende oder steigende Kurse signalisieren.

Der Dax ist in der abgelaufenen Woche um zwei Prozent gestiegen. Seit Ende Oktober beträgt das Plus 20 Prozent, seitdem gab es keinen nennenswerten Rücksetzer.

Die Stimmung unter den Anlegern war zu Beginn der Rally sprunghaft angestiegen, doch schon nach wenigen Wochen mischten sich Zweifel über die Nachhaltigkeit der Rally unter die Feierlaune.

Denn die Nachrichten sind negativ: Ukrainekrieg, Gazakrieg, politisches Chaos in Berlin und Konjunkturflaute, um die wichtigsten zu nennen. Bei diesen Meldungen ist es für viele Anleger schwer nachzuvollziehen, wie der Dax in nur vier Monaten um 20 Prozent steigen konnte.

Doch die Finanzwelt ist nüchtern: Weder die Ukraine noch der Gazastreifen sind wirtschaftlich betrachtet wichtig, und das politische Chaos in Berlin sowie die Konjunkturflaute in Deutschland belasten die international aufgestellten Dax-Konzerne nur wenig.

///Aktuelle Umfragedaten // .

Die Stimmung ist auf plus 4,8 angestiegen, wenngleich die Extremwerte von Ende Oktober mit oberhalb plus sechs nicht erreicht werden. Werte oberhalb von vier gelten als Extremwerte und signalisieren eine euphorische Stimmung unter den Anlegern. Auch die Selbstzufriedenheit ist mit plus 2,8 groß.

Die Zukunftserwartung ist jedoch auf minus 3,4 abgerutscht, ein Extremwert, der nur sehr selten erreicht wird – in den vergangenen 25 Jahren nur fünf Mal. Es folgten mit einer Ausnahme einige schwache Börsenmonate.

Auch die Investitionsbereitschaft ist mit einem Wert von minus 2,2 extrem niedrig. Eine niedrige Investitionsbereitschaft kündigt ein paar schwache Börsenwochen an, doch auf Sicht von vier Monaten und länger lässt sich keine Tendenz ableiten.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, ist auf minus acht gesackt und zeigt mit dem erhöhten Kauf von Put-Produkten ein gestiegenes Absicherungsbedürfnis an. Ist der Wert des Indexes positiv, setzt die Mehrheit auf einen steigenden Markt, ist er negativ, auf fallende Kurse.

Das Put-Call-Verhältnis an der Frankfurter Terminbörse Eurex, über die sich die institutionellen Anleger absichern, ist in den vergangenen Wochen rückläufig: Profis vernachlässigen ihre Absicherungsgeschäfte.

In den USA ist das Put-Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE eher als neutral einzustufen. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote auf 89 Prozent gesteigert, ein Plus von 15 Prozentpunkten gegenüber der Vorwoche. Die Bulle-Bär-Differenz der US-Privatanleger steht bei 25 Prozentpunkten. Mit 46 Prozent gibt es mehr als doppelt so viele Bullen wie Bären.

Der anhand technischer Marktindikatoren berechnete „Angst-und-Gier- Indikator“ der US-Märkte zeigt mit 77 extreme Gier an, der US-Markt ist überhitzt.

///Anleger erwarten fallende Zinsen // .

Am Zinsmarkt erwarten die Anleger einen steigenden Kurs des Bund-Futures und somit fallende Zinsen. Der Bund-Future ist ein standardisierter Terminkontrakt, der einen Handel mit den Anleihen ermöglicht und invers zur Zinsentwicklung verläuft. Dieser Terminkontrakt bezieht sich auf eine fiktive zehnjährige Bundesanleihe mit einem Kupon von sechs Prozent.

So viel Optimismus mit Blick auf einen steigenden Bund-Future wie derzeit gab es in der Vergangenheit selten. Eigentlich nur zwei Mal, und das im vergangenen Jahr. Es folgten vier Wochen mit steigenden Anleihekursen, also einem fallenden Zins. Anschließend kehrte sich die Entwicklung wieder um.

Der Grund für die aktuelle Entwicklung: Die rückläufigen Inflationszahlen aus der vergangenen Woche bieten Raum für fallende Zinsen.

///Extremer Optimismus beim Ölpreis // .

Beim Ölpreis sind Anleger so optimistisch wie selten, erwarten also steigende Kurse. Nur drei Mal in der Vergangenheit gab es einen vergleichbar großen Optimismus: 2023, 2020 und 2006.

Es folgte stets ein steigender Ölpreis, nach sechs Monaten lag der Preis durchschnittlich 20 Prozent höher. Wenn sich die Geschichte wiederholt, dürfte der Ölpreis bis zum Spätsommer über die Marke von 90 Dollar pro Barrel (159 Liter) springen.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentimentumfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

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