Bauern und Lokführer: Was die Wut- und Streikwoche über den Zustand von Deutschland verrät

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Immer häufiger und immer schneller eskalieren in Deutschland die gesellschaftlichen Konflikte. Sechs Faktoren haben zum Stillstand geführt – nur einer kann zum Schlüssel werden.

Es sollte ein Jahr des Aufbruchs, des Aufschwungs werden. Ein Jahr, in dem die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land die „Sommermärchen“-Stimmung der Weltmeisterschaft 2006 wiederbringt. Ein Jahr, in dem die Wirtschaft wieder deutlich wächst, vielleicht sogar um jene 1,3 Prozent, die die Bundesregierung trotz vieler Negativprognosen trotzig weiter propagiert.

Doch das vorgebliche Jahr des Aufbruchs begann mit Chaos-Tagen, mit einer Protest- und Streikwelle, wie sie Deutschland lange nicht erlebt hat – Winter-Albtraum statt Sommermärchen. Diese Woche gab vielen das Gefühl, nicht mehr in einem zukunftsorientierten Industrie- und Dienstleistungsstaat zu leben, sondern in einer „Abstiegsgesellschaft“, wie sie der Soziologe Oliver Nachtwey beschrieben hat – inklusive einer großen Polarisierung.

Den aggressiven Ton der Auseinandersetzung hatten Anfang Januar 300 erboste Landwirte am nordfriesischen Hafen Schlüttsiel gesetzt. Der Mob zwang den grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zurück auf die Hallig Hooge – Jagdszenen aus Deutschland.

Am Montag dann verwandelten agrarische Fahrgemeinschaften gegen die geplante Wegnahme von Steuersubventionen viele Innenstädte in Leistungsschauen moderner Landwirtschaftstechnik. Bauern blockierten Auffahrten zu Autobahnen, rollten machtbewusst in Kolonne über die Landstraßen und hinterließen schon mal Mist und Silofutter auf dem Asphalt.

Die Produktion bei VW in Emden stockte durch die Proteste ebenso wie die Containerabfertigung in Bremerhaven. Vereinzelt waren stilisierte Galgen im Zug der Demonstranten zu sehen, die im Übrigen von Spediteuren und Handwerkern unterstützt wurden: eine Einheitsfront der Zornigen, die sich auch an gestiegenen Mautgebühren und Kohlendioxid-Abgaben störten.

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