Schaffhauser Rocker soll Sprengstoff für Attentat geliefert haben

Die Bundesanwaltschaft hat einen 33-jährigen Serben angeklagt: Der United Tribun soll Sprengstoff nach Deutschland geliefert und eine Frau auf den Strich gezwungen haben.

In Baden-Württemberg, nahe der Schweizer Grenze, tobten Ende der 2010er-Jahre immer wieder Bandenkämpfe zwischen Rockergangs, die sich offenbar die Vorherrschaft im Milieu sichern wollten. Dabei gingen die Mitglieder oft sehr unzimperlich vor – es kam nicht bloss zu Prügeleien, sondern auch zum Einsatz von Schusswaffen, dabei starben auch Beteiligte.

Besonders hervorgetan haben sich dabei die United Tribuns, eine Verbindung von Bodybuildern, Kampfsportlern und Türstehern, oft vom Balkan, die eine Art Rockergang ohne Motorräder ist. Gegen Mitglieder der Vereinigung laufen in Süddeutschland derzeit mehrere Verfahren, unter anderem wegen Schutzgelderpressung und Zwangsprostitution, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet (Bezahlartikel). Die Tribuns sind in Deutschland entsprechend seit 2022 verboten.

In einem Fall wollten Mitglieder der Tribuns in Heidenheim das Auto eines Discobesitzers in die Luft jagen. Dafür soll ein in Schaffhausen wohnhaftes Mitglied des Chapters Ulm/Heidenheim der Tribuns, ein 33 Jahre alter Serbe, zuvor in Frankreich beschafften Emulsionssprengstoff in die Schweiz geschmuggelt und danach etwa 800 Gramm davon nach Deutschland transportiert haben. Er habe im vollen Wissen um den Verwendungszweck gehandelt, wirft ihm die Schweizer Bundesanwaltschaft vor.

Ungarin auf den Strich gezwungen

Zum Anschlag auf das Auto kam es nicht mehr, 2017 wurde der Serbe verhaftet. Nach zwei Monaten kam er zwar wieder frei, wurde aber laut dem Bericht im Mai 2020 erneut festgenommen. In dieser Zeit soll er es wild getrieben haben: Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft gegen ihn umfassen Drogenhandel, Zwangsprostitution, Pornografie und Gewaltdarstellungen. Zudem soll er mit vorgetäuschten Unfällen die Suva um 50’000 Franken betrogen haben.

Besonders schwer wiegt laut Tagi-Bericht, dass der Mann zusammen mit einer Komplizin eine Frau aus Ungarn gezwungen haben soll, sich im Tösstal zu prostituieren. Die Ungarin, die nur über eine rudimentäre Schulbildung verfüge, soll er mit falschen Versprechungen in die Schweiz gelockt und anschliessend mit Drohungen gefügig gemacht haben. Für den Serben gilt die Unschuldsvermutung.

Gangkriege auch in der Schweiz ein Thema

In der Schweiz spielen die Tribuns offenbar keine grosse Rolle mehr. Allerdings wurde noch 2020 in Basel ein Mann mit einer Kutte mit dem Logo der Gruppe von Hells Angels niedergeschlagen. Und auch in der Schweiz toben bisweilen Bandenkriege, etwa zwischen den Hells Angels und den Bandidos. 2022 kam es vor dem Amthaus Bern zu Prügeleien zwischen Bandenmitgliedern, als drinnen ein Bandido vor Gericht stand. Er hatte einem Rivalen in den Bauch geschossen.

«Auch in der Schweiz war und ist immer noch ein ernst zu nehmendes Konfliktpotenzial in der Szene der Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen vorhanden», schreibt das Bundesamt für Polizei. Allerdings habe man bisher noch keine Intensität wie in Deutschland festgestellt.