Trans-Frau: "Meine Frau steht immer noch zu mir!"

Trans-Frau: “Meine Frau steht immer noch zu mir!”

Valerie traute sich erst spät, ihr “wahres Ich” preiszugeben. Ihre Frau ließ sie während der Transition nicht im Stich. Heute hilft sie anderen.

“Ich habe das Thema mein Leben lang verdrängt”, erzählt Valerie im Gespräch mit “Heute”. 50 Jahre lang versuchte die Wienerin, ihr Gefühle zu unterdrücken und zu verstecken. Gründe fand sie selbst genug: “Ich hatte Angst vor den Reaktionen aus meinem Umfeld, vor Diskriminierung. Es ist kein lustiger Weg, nichts das man anstrebt. Ich wollte es bis zum Schluss vermeiden.”

Mit dem Verstreichen der Jahre spielte auch das Alter für die Wienerin eine immer größere Rolle. “Ich hab mir gedacht, ich tu ich mir das nicht mehr an”, schmunzelt sie. Doch der innere Druck war größer. Vor fünf Jahren schlitterte Valerie in eine Krise. “Die psychische Kapazität war nicht mehr da. Ich habe meine eigene Natur weggeschoben, um etwas darzustellen, was die Gesellschaft von mir erwartet. Also begann ich mich damit zu beschäftigen und suchte mir therapeutische Unterstützung.”

2020 startete Valerie mit der Hormoneinnahme, 2022 folgte das offizielle Outing. Mit ihrer Entscheidung änderte sich alles. “Es gab keinen anderen Weg. Heute bin ich überglücklich. Das Leben ist aufregend und ich bin so stark wie noch nie. Es tut gut, so sein zu können wie ich bin. Das gibt mir Energie. Endlich macht alles Sinn”, sagt sie stolz.

Besonders schön: Auch ihre Ehe überstand die Phase der Transition. “Ich bin seit zehn Jahren mit einer Frau verheiratet, habe das Thema auch vor ihr geheim gehalten”, erzählt Valerie. “Aber natürlich sind immer wieder Sachen aufgepoppt, die zu Diskussionen führten. Es stand zwischen uns, aber wir sind immer noch glücklich. Das ist eben Liebe”, strahlt sie.

Ihre eigene Erfahrungen möchte Valerie nun teilen und andere unterstützen, denen es ähnlich ging. Sie gründete die Selbsthilfegruppe “Trans*ident Wien” für Trans-Personen über 30, zusätzlich gibt es auf jeweils eine Gruppe für Teilnehmer unter 30 und eine Englischsprachige. “Je nach Lebensabschnitt gibt es einen unterschiedlichen Fokus”, erklärt sie die Entscheidung. “Im Alter beschäftigen einen andere Themen als als Teenager, man hat vielleicht Familie, hat schon berufliche Schritte gesetzt. Und es fehlen die Angebote für diese Menschen.” Das Thema Selbsthilfe erfahre derzeit noch zu wenig Unterstützung, kritisiert die Wienerin.

Nicht zuletzt deshalb bietet sie seit Kurzem auch eine “Notrufnummer” für Trans-Personen an. Unter 0677 / 639 48 446 erfahren Betroffene Hilfe in Krisen oder bei Gewalterfahrungen. Die Nummer ist werktags von 9 bis 18 Uhr erreichbar.

Vor allem deshalb, weil immer mehr Trans-Personen mit Diskriminierung und Hass im Netz zu kämpfen haben – wie auch Valerie selbst. “Ich bin offen trans und bekomme immer wieder negative Kommentare zu meinen Fotos, erlebe Belästigung von Personen, die ich nicht kenne. Bei Bekannten war es noch schlimmer, das ging bis hin zu Morddrohungen.” Anfangs habe sie nicht damit umzugehen gewusst: “Aber jetzt konzentriere ich mich einfach auf Dinge, die mich beflügeln, nicht auf jene, die mich runterziehen.”

Um die Stigmatisierung zu bekämpfen braucht es für Valerie neben Aktionen wie einem Trans-Zebrastreifen (“Ich habe selbst mitgepinselt”) und mehr Ressourcenzuteilung im medizinischen Bereich (“dass am AKH keine genitalanpassenden OPs möglich sind, ist ein Skandal”) die Erkenntnis, dass “wir Menschen wie jeder andere sind”: “Ich sehe es als Bereicherung. Es gibt mir die Möglichkeit, das Leben aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen und in eine neue Haut zu schlüpfen.”

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