Junge aus Bremervörde verschwunden - „Wäre eine absolute Katastrophe“: Die große Gefahr bei Suche nach Arian
Ein Notfallmediziner erklärt die größten Gefahren im Fall des vermissten Arian, der noch immer nicht gefunden wurde. Die Suche nach dem vermissten Kind (6) wurde am Montag eingestellt. Picture Alliance / Polizei (Fotomontage)
Auch wenn die aktive Suche nach Arian (6) eingestellt worden ist, versuchen Ermittler weiterhin, den Jungen zu finden. Eine mutmaßliche Unterstützerin der Familie warnt Privatleute, die Suche selbst in die Hand zu nehmen.
Den vermissten Arian (6) mit einem Klavierkonzert aus seinem möglichen Versteck locken? Keine gute Idee, schreibt eine mutmaßliche Unterstützerin der Familie in einem Beitrag auf Facebook. Ein Pianist habe erst am Mittwoch ein entsprechendes Angebot gemacht. Als Musikliebhaberin könne sie den Gedankengang zwar nachvollziehen: „Aber die Aktion sollte von zuhause aus oder an anderen Orten in Deutschland geschehen.“
Seitdem der Junge sein Zuhause vor mehr als einer Woche in Bremervörde-Elm verlassen hat, fehlt von ihm jede Spur. Eine Überwachungskamera filmte noch, wie er durch sein Wohngebiet zu einem Feldweg in Richtung eines Waldes lief. Später verfolgten Personensuchhunde seine Spur in ein anderes Waldstück, Fußabdrücke deuteten laut Polizei darauf hin, dass sich Arian hier aufgehalten haben könnte. Doch eine der größten Personen-Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik blieb bislang erfolglos. Inzwischen ermittelt eine Sonderkommission.
“Wünschen uns, dass Arian in Ruhe den Weg zurück findet”
Nach wie vor habe die Familie die Hoffnung, dass Arian auftaucht. „Auch wenn eine Person länger vermisst wird, ist es immer möglich, dass sie irgendwann alleine wieder nach Hause findet“, schrieb die Unterstützerin noch am Dienstagabend. Der Sechsjährige sei als Autist menschenscheu und könnte den Suchtrupps deshalb ausgewichen sein: „Wir alle wünschen uns so sehr, dass Arian jetzt durch die Ruhe in der Region und das Abreisen der Retter selbst den Weg zurück zu seiner Familie findet.“
Wenn nun Privatpersonen in die Region kämen, könnte ihn das wieder verschrecken, so die Sorge. Immer wieder erhalte sie Nachrichten von Menschen, die sich große Sorgen um Arian machten oder von geplanten, privaten Suchaktionen hörten, schildert die Unterstützerin der Familie auf Facebook weiter. Im schlimmsten Fall könne das Arian jedoch in zusätzliche Gefahr bringen, hatte sie erst kürzlich ausgeführt: „Der Gedanke, dass Arian sich verstecken möchte, den Rettern ausweicht und dann ins Wasser fällt und ertrinkt, war von Anfang an eine große und wichtige Sorge der Retter.“
Die Polizei hat private Suchaktionen nach Arian auch kritisch gesehen. Schon in der Anfangsphase der Suche betonte Polizeisprecher Heiner van der Werp gegenüber “IppenMedia”, dass solche privaten Initiativen nicht zielführend seien.
“Es wäre eine absolute Katastrophe”
Deshalb hätten die Suchtrupps entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen, die Gewässer großflächig überwacht und abgesichert. Private Initiativen können das kaum leisten. „Es wäre eine absolute Katastrophe, wenn eine gut gemeinte Suche damit endet, dass Arian ins Wasser fällt“, betont die Unterstützerin.
Für Anwohner der Region gelte dagegen weiterhin der Appell, die Suche zu unterstützen. Sie sollten weiterhin regelmäßig auf ihren Privatgrundstücken nachsehen, ob sich Arian vielleicht dort versteckt hält. Genauso sollten sie bei Spaziergängen ein wachsames Auge haben. Nur: „Wir alle möchten derzeit überhaupt nicht, dass die Region von außerhalb besucht wird, um Arian zu suchen, damit Arian nicht trotz bester Absichten in weitere Gefahren gerät.“
Der Sechsjährige ist Autist und reagiert nicht auf Ansprache. Auch deshalb hatte die Polizei zunächst eine so aufwendige Suche eingeleitet und mehrere Hundert Bundeswehrsoldaten hinzugezogen. Die Retter könnten selbst Spuren hinterlassen haben, die Privatpersonen möglicherweise als Spur zu Arian interpretieren, warnt die Unterstützerin der Familie. Auch deshalb sollten Auswärtige nicht in die Region reisen, um nach Arian zu suchen.