Jetzt machen Aale Jagd auf die amerikanischen Sumpfkrebse
Drei Jahre alte und etwa 15 Zentimeter lange Jungaale: Sie werden ausgesetzt, um die amerikanischen Supfkrebe zu fressen.
Seit sieben Jahren ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs in Berlin auf dem Vormarsch. Er frisst alles, was ihm vor die Scheren kommt. Seitdem wird er bekämpft, wurde befischt und landete sogar als Delikatesse auf Tellern in Berliner Restaurants. Doch ausgerottet ist er noch immer nicht.
Die Invasion konnte bisher nicht gestoppt werden: Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) ist trotz Fangs nicht aus Berliner Gewässern verschwunden. „Ein ausschließlich mit Reusen vorgenommener Fang führte in den meisten Fällen zu keiner oder nur einer geringen Bestandsreduzierung“, erklärt Wildtierexperte Derk Ehlert von der Umweltverwaltung mit Verweis auf ein Gutachten.
Insbesondere junge Krebse seien mit dieser Fangmethode kaum zu entnehmen. In verschiedenen Gewässern würden daher bereits seit einigen Jahren junge Aale ausgesetzt, die auch Sumpfkrebse fressen. Bislang werde dies aber vor allem in Gewässern mit Zu- und Abläufen umgesetzt, die den Aalen eine Wanderung ermöglichten.
Die Verwaltung prüfe nun, ob man Aale auch in geschlossenen Gewässern, etwa im Britzer Garten, einsetzen kann. Dann müsse man aber alle fünf bis zehn Jahre ältere, wanderungsbereite Tier abfischen und junge Aale einsetzen.
Ein Berufsfischer hält einen gefangenen Roten Amerikanischen Sumpfkrebs im Britzer Garten.
Für den Fall eines stärkeren Massenvorkommens wurde laut Ehlert auch für das laufende Jahr eine Vereinbarung mit Dienstleistern geschlossen, die mit Sofortmaßnahmen wie etwa einer Befischung eine weitere Ausbreitung verhindern sollen.
Ein Monitoring des Fischereiamts hatte im Jahr 2022 in Berlin 31 nachgewiesene Vorkommen des Sumpfkrebses ergeben. Darunter sind etwa der Teltowkanal, die Unterhavel und der Landwehrkanal. An bisherigen Hotspots – Gewässer im Britzer Garten und im Tiergarten – wurden demnach voriges Jahr rund 840 Kilo Sumpf- und Kamberkrebse gefangen. Im Gegensatz zu den flachen Seen und Wasserläufen dort gelten viele andere Gewässer nicht als geeigneter Lebensraum. Die Krebse nutzen diese vielmehr zum Wandern.
Als Allesfresser hat der Sumpfkrebs laut Senatsverwaltung „ernsthaft nachteilige Auswirkungen“ auf Amphibien, Gewächse und Wirbellose und die gesamte Artenzusammensetzung eines Gewässers.
Die etwa handtellergroßen Sumpfkrebse sind vermutlich Nachkommen ausgesetzter Tiere, etwa aus Aquarien. Sie gelten als extrem gefräßig und vermehren sich zügig. Ihr Vorkommen blieb in Berlin lange weitestgehend unbemerkt, bis im August 2017 im Tiergarten wandernde Sumpfkrebse gesichtet wurden.
Der Procambarus clarkii, wie der Ami-Krebs mit wissenschaftlichem Namen heißt, ist zum Problem zum Problem geworden. „Er ist als Träger der Krebspest eine Gefahr für einheimische Krebse“, heißt es beim Umweltschutzverein Nabu. Und weiter: „Die Tiere selbst sind gegen diese Erkrankung immun. Für europäische Flusskrebsarten ist die Krebspest aber tödlich.“
Die Tiere kommen eigentlich im Süden der Vereinigten Staaten und in Nordmexiko vor. Ihre Eindämmung ist EU-weit geboten. Da die Krebse essbar sind, wurden sie in Berlin in den vergangenen Jahren auch als regionale Delikatesse vermarktet. â–