Japan: Fujikawaguchiko will Touristen mit Sichtschutz fernhalten
Ein typisches japanisches Geschäft, dahinter das Bergpanorama des Fuji: Touristen fluten Fujikawaguchiko in Japan und hinterlassen schlechte Laune bei den Anwohnern. Nun reagieren die Verantwortlichen.
Japan: Fujikawaguchiko will Touristen mit Sichtschutz fernhalten
Die japanische Regierung wollte die Touristen. Jetzt müssen die Menschen in dem Land damit klarkommen. Das ist zumindest eine Lesart der Medienberichte, dass Anwohnerinnen und Anwohner in der Kleinstadt Fujikawaguchiko unter den Menschenmassen leiden.
Wie der Name nahelegt, zeichnet sich der Ort nämlich durch seine Nähe zum legendären Mount Fuji aus, an dessen Fuß er liegt. Aus verschiedenen Bereichen von Fujikawaguchiko lässt sich der Vulkan bewundern – und fotografieren. Viele Touristinnen und Touristen haben es auf ein besonderes Motiv abgesehen: Einer der landestypischen Einzelhandelläden im Vordergrund, dahinter ragt der Fuji in die Höhe. Als wüchse der Fuji aus dem Laden heraus.
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In den sozialen Netzwerken wird der Spot gefeiert. Selbst ausländische Medien berichteten über den »atemberaubenden« Ort.
Dieser Blick soll jedoch verdeckt werden. Dafür soll kommende Woche ein 2,5 mal 20 Meter langer Sichtschutz gespannt werden. »Es ist bedauerlich, dass wir das tun müssen. Einige Touristen können sich aber nicht an die Regeln halten«, sagte ein Beamter der Stadt der Nachrichtenagentur AFP. Demnach hätten Besucherinnen und Besucher immer wieder Müll hinterlassen und die Verkehrsregeln an der Stelle missachtet. Zwischen dem laut Behörden häufig überfüllten Bürgersteig, auf dem die Fotos geschossen werden, und dem Laden liegt eine Straße.
Touri-Boom in Japan
Seit dem Ende der Coronarestriktionen boomt der Tourismus nach Japan. Angekurbelt durch die japanische Regierung. Im vergangenen Jahr kamen nach offiziellen Angaben 22 Millionen Menschen für ihren Urlaub nach Japan; viele reisen in die touristischen Hotspots nach Kyoto, Tokio oder zum Fuji. Landesweit sind so viele Menschen rund um die Attraktionen unterwegs, dass die Behörden in Fujikawaguchiko mit ihren Maßnahmen nicht allein dastehen.
Wer etwa den Fuji über die bei Touristen beliebteste Route besteigen will, muss inzwischen eine Gebühr zahlen: 2000 Yen werden dafür fällig, knapp zwölf Euro. In Kyoto kündigten die Stadtverantwortlichen im März an, Touristen den Zugang bestimmter Gassen des berühmten Geisha-Viertels Gion zu verbieten. »Wir möchten das nicht tun, aber wir wissen nicht mehr weiter«, hatte ein Stadtrat der AFP gesagt. Touristengruppen benähmen sich in Gion oft »wie Paparazzi«.
Doch nicht nur in Japan haben die Menschen mit dem ansteigenden Touristenzahlen zu kämpfen. Auch im italienischen Venedig ergreifen die Behörden Maßnahmen. Tagestouristen müssen in der Lagunenstadt neuerdings eine Gebühr von fünf Euro entrichten.