Der Adidas Terrex Agravic Speed Ultra hat alle Eigenschaften eines Wettkampfschuhs für die Straße, ist aber für lange Trailrennen konzipiert. Wie er sich läuft, haben wir getestet.
Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
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Das Wichtigste in Kürze
Mir fällt kein Laufschuh ein, von dem länger diverse Fotos von Prototypen durchs Internet geisterten als vom neuen Agravic Speed Ultra. Ich sah den Trailwettkampfschuh von Adidas Terrex zum ersten Mal an den Füßen von Tom Evans, im Februar 2022 bei einem Trainingslager auf Fuerteventura. Erst jetzt, mehr als zwei Jahre später, kann man den Schuh kaufen. Längst haben Adidas-Terrex-Athleten darin die bedeutendsten Trailrennen der Welt gewonnen: Tom den Western States Endurance Run, Toni McCann den OCC (das 50-km-Rennen beim Ultra-Trail du Mont Blanc) und Petter Engdahl den CCC (das 100-km-Rennen beim UTMB). Ich habe den Schuh seit vergangenen August testen können und kann bestätigen, dass er sehr schnell ist. Kein anderer Trailschuh, den ich bislang an den Füßen hatte, hat auch nur annähernd eine derart vorwärtstreibende Sohlenkonstruktion wie der Adidas Terrex Agravic Speed Ultra. Wie er sich läuft und für welchen Einsatzzweck ich ihn empfehlen kann, verrate ich in diesem Test.
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Reaktive Mittelsohle und versteifende Elemente
Adidas Terrex setzt beim Agravic Speed Ultra, wie wir es von Superschuhen für die Straße kennen, auf eine reaktive Mittelsohle (Lightstrike Pro) und versteifende Stäbe (Energy Rods). Letztere bestehen zwar nicht aus Carbon, sondern aus einem Kunststoff, haben aber denselben Effekt: Die Mittelsohle wird durch die Stäbe deutlich steifer, was die Abrollbewegung unterstützt und effizienter macht. In Kombination mit der starken Vorbiegung im Vorfuß- und Rückfußbereich (Rocker-Konstruktion), sorgt das vor allem im flachen Gelände, wo man ein gleichmäßiges Tempo läuft, für spürbare Dynamik. Der Agravic Speed Ultra fühlt sich im Grunde genauso an wie ein Carbonwettkampfschuh für die Straße – nur, dass Adidas Terrex ihn fürs Gelände konzipiert hat.
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So gibt die federnde Mittelsohle auch bergauf ein dynamisches Gefühl. Bergab sorgt die hohe, weiche Mittelsohle hingegen für komfortable Dämpfung, welche die Oberschenkel entlastet. Kurzum: Der Schuh kann sowohl schnell als auch lang – der Name Speed Ultra passt also. Angemerkt sei jedoch, dass die hohe Mittelsohle (unter dem Rückfuß stecken 38 Millimeter Schaum, unter dem Vorfuß 30 Millimeter) jegliche Rückmeldung des Bodens schluckt. Wem auf Trails ein direktes Laufgefühl wichtig ist, bekommt das beim Agravic Speed Ultra nicht. Unebenheiten wie Steine und Wurzeln werden, sofern sie nicht zu groß sind, einfach weggebügelt.
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Das hat einen Vorteil, aber auch einen Nachteil: Einerseits ist die muskuläre Ermüdung geringer, sodass mit dem Schuh längere Strecken in höherem Tempo absolviert werden können. Andererseits wird die Propriozeption ein Stück weit ausgeschaltet. Bedeutet: Der Körper spürt nicht direkt, was unter dem Schuh passiert, wodurch er nicht entsprechend auf Unebenheiten reagieren kann. Durch die eher schmalen Silhouette speziell unter dem Mittelfuß kann das zu Instabilität führen. Ich selbst neige eher zum Umknicken und habe mich, wenn das Gelände technischer wurde, stellenweise im Agravic Speed Ultra etwas unsicher gefühlt. Während eines Rennens bin ich im Downhill auch zweimal umgeknickt, weil mein Körper die Unebenheit des Untergrunds zu spät wahrgenommen hat. Dieser Aspekt ist aber sehr individuell.
Minimalistisches Obermaterial und breite Zehenbox
Adidas Terrex hat den Agravic Speed Ultra als kompromisslosen Schuh für lange Ultratrailrennen konzipiert. Daher ist es auch nicht überraschend, wie minimalistisch, dünn und leicht das Obermaterial gestaltet ist. Das Mesh nimmt keinerlei Feuchtigkeit auf, lässt viel Luft an den Fuß und ist eher fest. Jegliche Form von Polsterung sucht man vergebens. Der Zehenschutz, der die Folgen eines Kontaktes mit Steinen oder Wurzeln abmildern soll, ist auf Nötigste reduziert. Auch eine feste Fersenkappe, die eventuell zu einer höheren Stabilität führen könnte, gibt es nicht.
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Trotz allem fühlt man sich im Schuh hervorragend aufgehoben, weil sich das Obermaterial durch die perforierten, flachen Schnürsenkel sehr fein justieren lässt. Die im Mittelfußbereich eher schmale Passform umschließt dabei den Spann, wodurch der Fuß sicher im Schuh gehalten wird und auch in steilen Abstiegen nicht nach vorn rutscht. Dennoch bietet der Vorfußbereich den Zehen vergleichsweise viel Platz, was bei vielen Stunden im Schuh, wenn die Füße etwas anschwellen, eine Wohltat sein kann.
Die längste Distanz, die ich im Agravic Speed Ultra gelaufen bin, war 50 Kilometer. Im Ziel hatte ich keine Druckstellen oder Blasen und auch nicht das Bedürfnis, die Schuhe sofort ausziehen zu wollen. Trotz der minimalistischen Gestaltung ist es Adidas Terrex gelungen, einen komfortablen Ultratrailschuh zu entwickeln.
Flaches Profil und haltbare Gummimischung
Für den Einsatz im Gelände ist die Außensohle ein entscheidender Punkt. Logisch, schließlich sorgt sie für die Verbindung zwischen Schuh und Untergrund. Adidas Terrex hat den Agravic Speed Ultra mit einem für einen Trailschuh überraschend flachen Profil versehen. Die einzelnen Stollen unter der gebogenen Sohle sind 2,5 bis 3,5 Millimeter tief. Im Matsch und in Sand kommt das Profil daher schnell an seine Grenzen, weil es sich nicht verzahnen kann, doch bei allen anderen Untergründen sorgt die Gestaltung für ausreichend Halt. Staubige Trails, feuchte Wurzeln oder raue Felsen macht der Schuh anstandslos mit, auch weil die Gummimischung von Continental bekanntermaßen gut funktioniert. Ich bin mit dem Schuh sogar bei Minusgeraden problemlos über Schnee und Eis gelaufen. Auffällig unauffällig verhält sich der Schuh auch auf Asphalt. Während andere Trailschuhe auf festen Untergründen schwammig wirken, weil sich die einzelnen Stollen bewegen, rollt der Agravic Speed Ultra fast genauso geschmeidig ab wie ein Straßenschuh.
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Zu erwähnen ist abschließend noch, dass der Agravic Speed Ultra vergleichsweise haltbar zu sein scheint. Ich bin meinen Testschuh etwa 250 Kilometer gelaufen und erkenne wirklich keinerlei Abnutzung. Obermaterial, Mittelsohle und Außensohle wirken trotz des harten Einsatzes im Gelände nahezu neuwertig. Die üblichen Carbonwettkampfschuhe sind bei dieser Laufleistung oft bereits weniger reaktiv – nicht so das Modell von Adidas Terrex.
Fazit
Der Adidas Terrex Agravic Speed Ultra ist als Superschuh fürs Gelände konzipiert und läuft sich tatsächlich ebenso dynamisch wie die Carbonwettkampfschuhe für die Straße. Gleichzeitig bietet er Dämpfung und Komfort für lange Distanzen. Trailprofis haben bewiesen, dass er sie bei 100-Kilometer- oder gar 100-Meilen-Rennen zum Sieg tragen kann. In meinen Augen ist er der perfekte Schuh für Landschaftsläufe und technisch leichtere Trailwettkämpfe. In hochalpinem Gelände wünsche ich mir persönlich aber mehr Stabilität.
Kategorie: Trailschuh
Gewicht: 270 Gramm (Männermodell), 225 Gramm (Frauenmodell)
Sprengung: 8 Millimeter (Höhe Ferse: 38 Millimeter, Vorfuß: 30 Millimeter)
UVP: 230 Euro
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