Trotz Signa-Abschreiber von über 600 Millionen: Aktionäre fressen Bär-Führung an GV aus der Hand

Julius Bär hat ein Jahr zum Vergessen hinter sich. Das Signa-Debakel kostet die Bank Millionen. Trotzdem fressen ihr die Aktionäre bei der Generalversammlung aus der Hand. Blick hat sich im Kongresshaus umgehört.

trotz signa-abschreiber von über 600 millionen: aktionäre fressen bär-führung an gv aus der hand

Aktionäre fressen Bär-Führung an GV aus der Hand

Generalversammlungen sind bekannt als Ort für die alljährliche «Chropfleerete». Wo die kleinen Aktionäre den grossen Managern einmal im Jahr die Meinung geigen. Wo am Rednerpult gerne auch mal Klassenkampf betrieben wird, flammende Reden gegen das «Abzockertum» in den Teppichetagen gehalten werden.

Besonders dann, wenn sich die Führungsriege im abgelaufenen Geschäftsjahr etwas hat zuschulden kommen lassen. Wie bei Julius Bär: Die traditionsreiche Zürcher Privatbank – ihres Zeichens die zweitgrösste börsenkotierte Bank des Landes – hat sich mit René Benko (46) verzockt. Die Bären gewährten dem österreichischen Immobilienunternehmer und seiner Signa Kredite über 606 Millionen Franken.

Das Signa-Debakel kostete die Bank schliesslich 586 Millionen und ihren CEO Philipp Rickenbacher (52) den Kopf, er trat im Februar zurück. Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher (64) dürfte mit einem mulmigen Gefühl an die GV gefahren sein, musste er sich doch darauf einstellen, dass ihm gehörig die Kappe gewaschen wird.

Von Gipfeli, Früchteplatten und Entschuldigungen

Doch es kam anders. Dass die Bär-Aktionäre nicht auf Krawall gebürstet waren, zeigte sich an diesem Donnerstagvormittag im Zürcher Kongresshaus schon vor Beginn der eigentlichen GV. «Wenn hier auch so ein grüner Aktivist eine Rede hält, gehe ich raus!», sagt ein Aktionär beim Kaffee im Foyer zum anderen. Auffallend viele Teilnehmer sind in schicken – und sichtlich teuren – Anzügen gekommen. Die Klientel hebt sich deutlich ab von jener an der GV einer UBS oder Novartis.

Während es an anderen Generalversammlungen im Maximum ein abgepacktes Sandwich gibt, stehen bei Julius Bär Etagèren voller Gipfeli. Es gibt Früchteplatten und frische Säfte. Den Aktionären der Privatbank wird der Hof gemacht.

Romeo Lacher kriecht für das millionen-teure Signa-Debakel vor versammeltem Aktionariat zu Kreuze. «Wir bedauern den Vorfall zutiefst. Im Namen von Julius Bär entschuldige ich mich aufrichtig.» Vereinzelt setzen Aktionäre zu Applaus an. Es bleibt bei wenigen, verhaltenen Klatschern.

Lacher versichert, es habe sich um einen «isolierten Vorfall» gehandelt, der aufgrund einer «unternehmerischen Fehleinschätzung» passiert sei. Man habe die nötigen Lehren daraus gezogen. Jetzt wolle die Bank einen «Schlussstrich» ziehen.

Das Motto lautet: «Schwamm drüber»

Dass der Sturm der Entrüstung ausbleibt, dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Verwaltungsrat und ein Teil der Geschäftsleitung für das vergangene Jahr auf ihre Boni verzichten. Der geschasste CEO Rickenbacher etwa kriegt 1,7 Millionen Franken – im Vorjahr hatte er noch 6 Millionen verdient.

Und damit, dass die Bären trotz Millionenabschreiber einen satten Gewinn von 454 Millionen Franken einfuhren. Ohne Signa-Debakel wäre er doppelt so hoch ausgefallen. «Dann wäre es auch möglich gewesen, uns Aktionären eine doppelt so hohe Dividende zu bezahlen!», findet Peter Vollmer, einer von zwei Aktionären, die an der GV dann doch noch das Wort ergreifen.

Die zweite, Gertrud Blatter, lobt zwar den Boni-Verzicht – würde aber gerne noch weiter gehen. «Welche grosse Bank hat einmal den Mut, bescheidener zu werden? Was machen Sie mit diesen hohen Löhnen?» Die Aktionärin erntet dafür Lachen und Applaus.

Berner Mandelbären für Zürcher Privatbanker

Trotz leiser Kritik: Präsident Lacher bringt sämtliche Anträge mit satter Mehrheit durch. Von der Entlastung der Bär-Spitze über die Vergütungen bis zu den Zusatzmillionen, welche die Bank für die Suche nach einem neuen CEO zur Seite legt.

Am überraschendsten ist da noch die Probeabstimmung, bei der die elektronischen Abstimmungsgeräte getestet werden. «Wollen Sie der Zusammenlegung von Ostern und Weihnachten zustimmen?» 99,58 Prozent sagen Ja zur Testfrage.

Ganz am Ende wird Romeo Lacher als Verwaltungsratspräsident wiedergewählt. Viele Aktionäre warten nicht einmal, bis er sich für die Wahl und das Vertrauen bedankt hat. Sie verlassen den Saal bereits in Richtung Apéro Riche. Serviert werden Fisch, Kartoffeln – und Mandelbären.

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