Israels Eden Golan soll ihr Hotel nicht verlassen
Wegen ihrer Teilnahme am Song Contest wird die Israelin Eden Golan massiv bedroht.
Der Eurovision Song Contest soll ein Fest für Musikfans sein. Eine fröhliche Party ohne Politik. Und in diesem Jahr ist das Rennen so spannend und schwungvoll wie kaum je zuvor. Doch leider liegt auch ein bedrohlicher Schatten auf dem Kult-Event in Malmö. Israels Teilnehmerin Eden Golan wird massiv bedroht und Islamisten drohen mit Terror.
Eden Golan soll vom Geheimdienst Shin Bet gebeten worden sein, ihr Hotelzimmer zur eigenen Sicherheit so wenig wie möglich zu verlassen. Sie hat eigene Leibwächter.
Großeinsatz der Polizei
Wenn sie am Donnerstag beim zweiten Halbfinale antritt, in dem auch unsere Kandidatin Kaleen um einen Platz im Finale singt, werden Ausschreitungen zwischen proisraelischen und propalästinensischen Demonstranten befürchtet. Angeblich 40.000 Menschen sind zu Demos angemeldet.
Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor. Dänemark und Norwegen soll Verstärkung versprochen haben. Auch, weil islamistische Terroristen mit Anschlägen auf die Arena gedroht haben sollen. Israel hat wegen befürchteter Angriffe auf Israelis am Donnerstag seine Reisewarnung für die südschwedische Stadt verschärft.
Tausende Musiker auf der ganzen Welt hatten vor dem Song Contest gefordert, Israel wegen seines Krieges gegen die Hamas vom ESC auszuschließen, da – so die Begründung – auch Russland nach seinem Einmarsch in die Ukraine 2022 nicht an dem Wettbewerb teilnehmen hatte dürfen.
Song umgeschrieben
„Hurricane“ heißt der Song, mit dem Golan beim ESC antritt. Die ursprüngliche Version mit dem Titel „October Rain“ (Oktoberregen) hatte die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den Wettbewerb organisiert, als zu politisch und damit als Verstoß gegen die ESC-Regeln eingestuft. Er musste umgeschrieben werden.
Viele verstanden den Text als Anspielung auf die Opfer des grausamen Angriffs der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober, der den Krieg im Gazastreifen auslöste. „Ich war etwas schockiert, als die Europäische Rundfunkunion das Lied nicht genehmigte“, sagt Golan in ihrer Wohnung in Tel Aviv im AFP-Gespräch: „In dem Song geht es um ein Mädchen, das seine eigenen Probleme und Gefühle durchlebt, das hat nichts mit dem 7. Oktober zu tun.“
Kommentatoren sehen das anders. Zeilen wie „Es gibt keine Luft zum Atmen mehr“ oder „Sie waren alle gute Kinder, jedes einzelne von ihnen“ beziehen sich ihrer Auffassung nach eindeutig auf die Opfer der Hamas. „Hurricane“ hat dieselbe Melodie, aber einen neuen Text.
Auch in dieser Version finden sich Zeilen, die sich als Verweis auf das kollektive Trauma der Israelis verstehen lassen. „Ich bin immer noch gebrochen von diesem Hurrikan“, heißt es darin beispielsweise. Der neue Text lasse verschiedene Interpretationen zu, sagt Golan. „Jeder, der es hört, kann sich auf seiner Ebene mit dem Lied identifizieren.“
„Bekomme viel Unterstützung“
Die Auswahl der Teilnehmer beim Eurovision Song Contest ist immer wieder umstritten. In der Vergangenheit wurden Beiträge trotz klarer politischer Aussagen für den ESC zugelassen, darunter 1982 der deutsche Siegertitel „Ein bisschen Frieden“ der Sängerin Nicole oder das ukrainische Lied „1944“ von Gewinnerin Jamala 2016, das sich auf die Deportation der Krim-Tataren bezieht.