Israel: US-Außenminister Blinken sieht "grundlegende Veränderung in der Dynamik" - Israel bereit zu Zugeständnissen für Waffenruhe
Es ist sein siebter Besuch in der Region seit Kriegsbeginn – und US-Außenminister Blinken sieht »eine grundlegende Veränderung in der Dynamik«: Israel ist offenbar zu weitgehenden Zugeständnissen für eine Waffenruhe bereit.
Israel: US-Außenminister Blinken sieht “grundlegende Veränderung in der Dynamik” – Israel bereit zu Zugeständnissen für Waffenruhe
US-Außenminister Antony Blinken ist am Dienstagabend in Israel eingetroffen. Es ist seine siebte Reise in die Region seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas – und diesmal ist er »hoffnungsvoll«, dass es zu einer Einigung über eine Feuerpause kommen wird.
Laut der »Times of Israel« erwartet die israelische Regierung am Mittwochabend eine Antwort der Hamas auf das jüngste Verhandlungsangebot. Wie das »Wall Street Journal« unter Berufung auf ägyptische Beamte berichtete, sieht der Vorschlag zwei Stufen vor:
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Die erste Stufe würde demnach die Freilassung von mindestens 20 Geiseln innerhalb von drei Wochen im Austausch gegen fast tausend palästinensische Häftlinge beinhalten.
Eine zweite Stufe würde einen zehnwöchigen Waffenstillstand umfassen, in dem sich die Hamas und Israel auf eine umfangreichere Freilassung von Geiseln und eine längere Kampfpause einigen würden, die bis zu einem Jahr dauern könnte.
Der »Times of Israel« zufolge hat Israel mit diesem Vorschlag mehrere Zugeständnisse gemacht. Zum einen sei die Zahl der im ersten Schritt von der Hamas freizulassenden Geiseln gesenkt worden. Zum anderen sei Israel offen für die Möglichkeit, Palästinenser, die in den Süden des abgeriegelten Gazastreifens geflüchteten sind, auch ohne israelische Sicherheitskontrollen in den Norden zurückzulassen. Derzeit werde geprüft, ob Ägypten die Sicherheitskontrollen übernehme könne, heißt es in dem Bericht der Zeitung. »Israel hat sich mehr als nur flexibel gezeigt, um eine Einigung zu erzielen«, wird ein israelischer Beamter zitiert.
Auch US-Außenminister Blinken sprach von einem Vorschlag, »der von israelischer Seite außerordentlich, außerordentlich großzügig ist«. Nach mehr als einem halben Jahr Krieg gebe es eine »grundlegende Veränderung in der Dynamik«, sagte Blinken am Montag beim Sondertreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Riad: »Im Moment ist das einzige, was zwischen den Menschen in Gaza und einer Feuerpause steht, die Hamas.«
Uch der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte am Dienstag, die Israelis hätten »in guter Absicht« verhandelt. Die Hamas sollte den Vorschlag annehmen. Beide Seiten verhandeln nicht direkt, sondern über die Vermittler Ägypten, Katar und USA. Israel sei bereit, in den kommenden Tagen eine Delegation zu den indirekten Verhandlungen nach Kairo zu entsenden, zitierte das »Wall Street Journal« israelische und ägyptische Beamte.
Israel sehe den jüngsten Vorschlag als »letzte Chance«. Sollte es nicht bald zu einer Einigung mit der Hamas kommen, werde man mit der angekündigten Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden Gazas beginnen. Die Vorbereitungen dafür würden fortgesetzt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte zuvor angekündigt, dass die geplante Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens mit oder ohne Geiseldeal mit der Hamas stattfinden werde.