Israel ordnet Evakuierung von Rafah an – Hamas meldet Luftangriffe
Israel hat 100.000 Einwohner in der Stadt Rafah dazu aufgerufen, ein Lager in der Mitte des Gaza-Streifens aufzusuchen. Rafah ist die letzte Hochburg der Hamas. Diese meldete gegen Mittag Luftangriffe auf die Stadt.
Israel ordnet Evakuierung von Rafah an – Hamas meldet Luftangriffe
Vor einem erwarteten Militäreinsatz hat Israels Armee am Montag mit der Evakuierung der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen begonnen. Das Militär rief die Einwohner des östlichen Teils der Stadt an der Grenze zu Ägypten dazu auf, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Gebiet Al-Mawasi am Mittelmeer zu begeben. Die Hilfe in diesem Gebiet sei ausgeweitet worden, es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit, teilten die Streitkräfte mit.
Militärsprecher Nadav Schoschani sagte, die Anordnung betreffe etwa 100.000 Menschen. Israel bereite einen Einsatz von begrenztem Umfang vor, sagte er, wollte sich aber nicht dazu äußern, ob dies der Beginn einer umfassenderen Offensive sei. Israel veröffentlichte dem Sprecher zufolge eine Karte des Evakuierungsgebiets, zudem wurde die Aufforderung über Flugblätter, Textnachrichten und Radiosendungen verbreitet.
Gegen Mittag hat die Hamas Luftangriffe auf Rafah gemeldet. Israel greife östliche Teile der Grenzstadt an, in denen es die Einwohner zur Evakuierung aufgefordert habe, berichtet der zu der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation gehörende Fernsehsender Al-Aksa TV. Israels Verbündete hatten seit Monaten eindringlich vor einer Offensive in Rafah gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge aufhalten. Israel hält den Einsatz jedoch für unumgänglich, um eine Zerstörung der Kampffähigkeiten der Hamas sicherzustellen. Anderenfalls könne sie nach Kriegsende wiedererstarken.
In der Stadt an der Grenze zu Ägypten werden auch Geiseln vermutet. Die Zahl der Wächter für die Geiseln ist nach Medienberichten verstärkt worden. Die Hamas habe ihre Kämpfer in Rafah auf den Einsatz gegen Israel vorbereitet und sie mit Proviant und Waffen versorgt, hieß es aus Israel.
Vor Kampfeinsätzen will Israel Rafah nach eigenen Angaben zunächst evakuieren. Es wird erwartet, dass dies mehrere Wochen dauern könnte. Das „Wall Street Journal“ schreibt, Israel werde die Offensive in Etappen durchführen – zwei bis drei Wochen Evakuierung und sechs Wochen Offensive.
Hamas-Kämpfer beschießen Grenzübergang für Hilfslieferungen
Indirekte Verhandlungen Israels mit der islamistischen Terrororganisation Hamas in Kairo über eine neue Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge waren zuvor ohne Ergebnis geblieben.
Mitglieder des militärischen Hamas-Arms hatten am Sonntag Raketen auf den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom gefeuert und dabei drei israelische Soldaten getötet. Kerem Schalom ist der wichtigste Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen. Die Armee schloss ihn nach dem Raketenangriff vorübergehend für humanitäre Transporte. Das Militär bombardierte im Anschluss nach eigenen Angaben im Gazastreifen den Ort in der Nähe des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten, von dem der Angriff ausgegangen war.
Ranghohe israelische Geheimdienst- und Militärbeamte waren im vergangenen Monat in Kairo unter anderem mit dem ägyptischen Geheimdienstchef zusammengetroffen, um Israels geplanten Einsatz seiner Armee in Rafah zu besprechen. Zuvor hatte der Vorsitzende des ägyptischen Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, noch erklärt, man führe keine Gespräche mit Israel über dessen mögliche Militäroffensive in Rafah. Ägypten lehne Pläne für solch eine Offensive entschieden ab und habe diese Position auch mehrfach klargestellt.
Ägypten befürchtet unter anderem, es könnte bei einem Einsatz Israels in Rafah zu einem Ansturm von Palästinensern über die Grenze kommen. In Rafah liegt auch der Grenzübergang vom Gazastreifen nach Ägypten, es ist auch ein wichtiges Tor für humanitäre Hilfslieferungen in den abgeriegelten Küstenstreifen. Heftige Kämpfe in Rafah könnten zudem die Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoff weiter erschweren.