Israel-Gaza-Krieg: Hamas-Anführer in Gaza traut Verhandlungsangebot offenbar nicht
Zu viele Fallstricke: Laut einem israelischen TV-Sender sieht die Hamas den neuen Vorschlag zur Feuerpause skeptisch. Ohne Einigung könnte die Offensive auf Rafah sehr bald beginnen.
Der Anführer der islamistischen Hamas im umkämpften Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, sieht das jüngste Verhandlungsangebot für einen Geiseldeal einem Medienbericht zufolge skeptisch. Es handele sich nicht um ein Angebot der ägyptischen Vermittler, sondern um ein israelisches »in amerikanischem Gewand«, das eine Reihe von Fallstricken enthalte, sagte eine dem Hamas-Anführer nahestehende Quelle dem israelischen Fernsehsender Channel 12 am Mittwochabend. So enthalte der gegenwärtige Entwurf keine Garantie, dass der Krieg beendet wird.
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Im Rahmen von Vermittlungsbemühungen in Kairo war der Hamas ein Vorschlag für eine Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln unterbreitet worden. Eine Antwort steht noch aus. Die Islamistenorganisation bestand bislang auf einem Ende des Krieges, was Israel aber ablehnt.
Der im Libanon ansässige Hamas-Vertreter Osama Hamdan sagte dem von der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon kontrollierten Fernsehsender Al-Manar: »Unsere Position zum aktuellen Verhandlungspapier ist negativ«, wie die »Times of Israel« in der Nacht zum Donnerstag berichtete.
Laut der Pressestelle der Hamas bedeute dies jedoch keinen Abbruch der Verhandlungen. Der Zeitung zufolge wollte die Organisation in den nächsten Stunden eine Antwort auf den jüngsten Vorschlag vorlegen.
Äußerungen von Hamas-Führern im Exil sollten nicht als offizielle Positionen der Islamistenorganisation betrachtet werden, sagte der Vertraute al-Sinwars dem israelischen Sender Channel 12. Der Gaza-Anführer verlasse sich bei seinen Entscheidungen nur noch auf zwei enge Gefolgsleute, die den Gazastreifen auf seinen Befehl hin vor dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres verlassen hätten.
Israel plant weiter für Offensive in Rafah
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe am Mittwoch US-Außenminister Antony Blinken unter vier Augen gesagt, dass Israel mit einer Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens beginnen werde, sollte die Hamas weiterhin ein Geiselabkommen von der Beendigung des Krieges abhängig machen. Das berichtet das Nachrichtenportal »Axios« unter Berufung auf zwei israelische und amerikanische Beamte. Blinken hatte von einem »sehr, sehr großzügigen« Vorschlag Israels für einen Deal gesprochen. Die Hamas bestand bislang auf einem Ende des Krieges, was Israel aber ablehnt.
Die israelische Regierung hat mehrfach einen raschen Beginn der umstrittenen Offensive in Rafah an der Grenze zu Ägypten angekündigt, sollte es nicht zur Einigung kommen. Allerdings hatte Netanyahu Ende April auch erklärt, dass es in der Stadt eine Militäraktion gegen die Hamas geben werde – »mit Deal oder ohne Deal.«
In der Stadt haben Hunderttausende Zivilisten Schutz gesucht. Blinken sagte am Mittwoch in Tel Aviv: »Wir sind entschlossen, eine Waffenruhe zu erzielen, die die Geiseln nach Hause bringt, und zwar jetzt. Und der einzige Grund, warum dies nicht erzielt werden könnte, ist wegen der Hamas.« Es liege ein Vorschlag auf dem Tisch. »Und wie wir gesagt haben, keine Verzögerungen, keine Ausreden.«