Chef des Bundeswehrverbandes: Der Mann, der von Scholz ein Machtwort fordert

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Mit offenem Visier: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Oberst André Wüstner

Oberst André Wüstner legt gerne den Finger in die Wunde – zumindest was die schleppende Aufrüstung der Bundeswehr angeht. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes fordert ein „Machtwort“ von Bundeskanzler Olaf Scholz im Streit über die weitere Finanzierung der Bundeswehr. „Wenn für unsere Regierung Worte wie Verteidigungsfähigkeit, Schutz oder Wehrhaftigkeit nicht bloße Worthülsen sein sollen, muss Bundeskanzler Scholz seine Richtlinienkompetenz wahrnehmen und ein Machtwort sprechen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Falls Scholz das nicht tue, „muss die Zeitenwende zumindest in der Bundeswehr für beendet erklärt werden“.

Wüstner, 50 Jahre alt, ist ein Mann klarer Worte, sucht die Öffentlichkeit – und weicht vor Konflikten mit politischen Größen nicht zurück. 2017 legte er sich mit der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) an. Deren Äußerungen, die Armee habe ein Führungsproblem, seien „unglaublich“, sagte Wüstner. Niemand könne nachvollziehen, wie sich die Ministerin „sozusagen auf die Tribüne verabschiedet und über ihre Mannschaft urteilt“. Von der Leyen entschuldigte sich später.

Kritik an der Zeitenwende

Auch Wüstners Kritik an der „Zeitenwende“ ist nicht neu. Das Sondervermögen für die Bundeswehr habe „leider Gottes“ nichts verbessert, sagte er im März. „Wir haben in allen Teilstreitkräften massive Probleme gemessen am Auftrag, an der Lage“, keine einzige Heeresbrigade sei einsatzbereit. Anders als viele seiner Vorgänger äußert sich Wüstner nicht nur zu Personalfragen, sondern auch zur Ausrüstung und Strategie der Truppe.

Der gebürtige Unterfranke ist seit 1994 Soldat des Heeres. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Panzergrenadier war sowohl im Kosovo als auch in Afghanistan im Einsatz. Besonders Afghanistan hat ihn geprägt: 2005 war er als Kompaniechef einer der ersten am Tatort eines Selbstmordanschlags auf ein Bundeswehrfahrzeug; ein Kamerad wurde dabei getötet, zwei weitere schwer verletzt. Der „Welt“ sagte Wüstner später: „Wir gehen rein, und ich sehe jemanden dort liegen: total verschmaucht, verbrannt, voller Blut – und ich erkenne ihn nicht. Er hat viel Blut verloren, es sieht nicht gut aus.“ Tino Käßner überlebte, verlor durch den Anschlag seinen rechten Unterschenkel. Wüstner, nun Sachverständiger in der Enquetekommission des Bundestags zu Afghanistan, warnte schon früh vor einem Scheitern des Einsatzes – er sollte recht behalten.

2013 wurde Wüstner Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes – mit 39 Jahren der jüngste der Geschichte und der erste mit Einsatzerfahrung. Zweimal wurde er im Amt bestätigt, zuletzt 2021 mit 91 Prozent der Delegiertenstimmen. Sein letztes Machtwort ist wohl noch nicht gefallen.

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