Gazakrieg: Warum die Tunnel der Hamas für Israel so schwer zu zerstören sind

Israels Armee weiß: Erst wenn die Tunnel unter dem Gazastreifen zerstört sind, wird die Terror-Miliz besiegt sein. Doch wie erfolgreich verläuft der Kampf im Untergrund?

Wo ist Jahia al-Sinwar? Israel vermutet den Hamas-Führer und seinen engsten Stab in dem weitverzweigten Tunnelnetzwerk der Terrororganisation. Es ist dieses unterirdische System, auf das sich Israels Streitkräfte derzeit konzentrieren: Israelische Bodentruppen operieren jetzt im Untergrund, fluten Gänge mit Meerwasser, sprengen Schächte und Zugänge. Doch al-Sinwar könnte über das Tunnelnetz bereits nach Rafah im südlichen Gazastreifen entkommen sein, vermuten Militärexperten.

Israels Verteidigungsminister Joaw Galant verströmte Montagabend Zuversicht. Der Führer der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen werde nirgendwo vor dem Zugriff der israelischen Streitkräfte sicher seien, sagte er während einer Pressekonferenz.

Das gelte selbst für die letzten verbliebenen Gebiete im Küstenstreifen, in denen – wie in der südlichen Stadt Rafah – noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz sind. „Jeder Terrorist, der sich in Rafah versteckt, sollte wissen, dass er ebenso enden wird wie diejenigen in Chan Junis und der Stadt Gaza“, sagte er.

Galant spielte darauf an, dass die Armee in Gaza und Chan Junis zahlreiche Kampfverbände der Hamas zerschlagen und Tausende ihrer Kämpfer getötet hatte. Einen möglichen Vorstoß der Armee auf Rafah hatte Galant erstmals am vergangenen Freitag angesprochen. Das Vorhaben gilt als äußerst heikel. In Rafah, wo vor dem Krieg etwa 200.000 Menschen lebten, drängen sich derzeit mehr als eine Million Palästinenser zusammen, die vor den Kampfhandlungen aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin geflohen sind.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte Israel vor einer solchen Militäroffensive. „Ich mache seit einiger Zeit mit unseren amerikanischen Partnern gegenüber der israelischen Regierung deutlich, dass sich die Menschen in Gaza nicht in Luft auflösen können“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Trotz aller kritischen Töne aus Washington und Europa drängt das israelische Militär aber darauf, die Kontrolle im Süden zu übernehmen. Es vermutet, dass unter der Grenze zu Ägypten immer noch Tunnel verlaufen, über die sich die Hamas Nachschub an Waffen verschaffen könne.

Israels Premier Benjamin Netanjahu weiß: Ohne die komplette Zerstörung des unterirdischen Gangsystems lässt sich die Hamas nicht besiegen. Er geht davon aus, dass der Krieg bis weit in das Jahr 2025 andauern wird, in diesem Jahr werde er den Verteidigungshaushalt fast verdoppeln. Damit reagiert er auch auf die Erkenntnis der Armee, dass das Labyrinth größer und widerstandsfähiger ist als bisher angenommen.

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