INTERVIEW - Ernesto Bertarelli segelt bei Alinghi am nächsten America’s Cup zwar nicht mehr mit – doch er sagt: «Wir werden gewinnen!»

interview - ernesto bertarelli segelt bei alinghi am nächsten america’s cup zwar nicht mehr mit – doch er sagt: «wir werden gewinnen!»

«Alinghi war zehn Jahre lang weg vom Cup, aber Alinghi hat nie aufgehört zu segeln», sagt Ernesto Bertarelli. Die nächste Ausgabe des Cups wird vor Barcelona ausgetragen. ; Jean-Christophe Bott / Keystone

Ernesto Bertarelli, Ihr Team hat letzte Woche in Barcelona das sechste Alinghi-Boot getauft, das in der Schweiz konstruiert wurde. War dieses Ereignis für Sie Routine?

Diese Taufe war speziell. Die Boote mit Foils sind grundsätzlich extremer als die Boote der Vergangenheit, und unser «Boat-One» ist in seiner Form radikaler als die anderen AC75. Wir haben den Innovationen, die das Boot schneller machen, mehr Raum gegeben. Haben Sie die Fotos und Zeichnungen von den anderen Booten gesehen? Wir hatten mehr Entwicklung erwartet.

Das heisst, Alinghi Red Bull Racing ist punkto Design weiter gegangen als die Konkurrenz?

Ich weiss es nicht genau. Was sicher ist: Das «Boat-One» ist anders als die Konkurrenz, anders als zum Beispiel die AC75 des italienischen Challengers Luna Rossa oder jene vom Team New Zealand. Es wird interessant sein, wie sich unser Boot gegen die anderen America’s-Cup-Teilnehmer verhält. Im Moment sind wir auf jeden Fall sehr zufrieden mit unserem Boot.

Es heisst ja, dass im America’s Cup immer das schnellste Boot gewinnt.

Das stimmt, aber man muss auch wissen, wie man es schnell macht. Wenn man ein Boot hat, das schon in seiner Basis schnell ist, dann hat man sicherlich einen Vorsprung. Aber der menschliche Faktor darf nicht vernachlässigt werden.

Wo liegen die Vorteile von «Boat-One»?

Vor allem der hintere Teil unseres AC-75-Cuppers ist ziemlich anders, das sticht sofort ins Auge. Generell würde ich sagen, dass wir in den meisten Bereichen unseres Bootes etwas weiter gegangen sind als die anderen. Es war unsere Überzeugung, das Design zu forcieren. Das Ergebnis ist eine ziemlich aggressive Form.

Wie kam es zu dieser Überzeugung?

Die Erfahrung aus früheren America’s-Cup-Kampagnen zeigt: Die Teams, die gewonnen haben, waren diejenigen, die ein Risiko eingegangen sind. Unsere Philosophie war von Anfang an, keine Angst zu haben, diese gewissen Risiken einzugehen und unsere Überzeugung konsequent zu verfolgen. Der Ausdruck dieser Haltung ist unser «Boat-One». Wir hoffen, dass dieses Design uns den entscheidenden Vorteil bringt, wenn es Anfang September mit den Regatten losgeht.

Jetzt beginnen die Testfahrten. Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich davon?

Einer der wichtigsten Faktoren hier in Barcelona sind die Wellen. An diesem Aspekt haben wir sehr viel gearbeitet. Es ist wichtig, zu wissen, wie sich das Boot in den Wellen verhält. Es wird vorkommen, dass wir auf die Wellen fallen, und da wird es entscheidend sein, wieder rauszukommen. Je weniger man auf den Wellen aufschlägt, desto besser.

Wenn man Ihnen zuhört, hat man den Eindruck, dass Sie wieder voll im America’s Cup involviert sind. Was für einen Stellenwert hat heute der Segelsport in Ihrem Leben?

Segeln ist mir immer noch sehr wichtig, sonst wäre ich keine neue Challenge eingegangen. Es macht mir immer noch grosse Freude, an der Konstruktion einer Mannschaft teilzunehmen, meine Erfahrungen einzubringen und dazu beizutragen, dass die richtigen Entscheide gefällt werden. Klar, es gibt ein kleines Bedauern, dass ich nicht mehr an Bord sein kann, aber heute wäre ich überflüssig, denn alle Positionen an Bord sind extrem technisch und anforderungsreich geworden.

Könnten Sie heute im America’s Cup noch mitsegeln?

Vielleicht hätte ich mit meinen vielen Jahren Erfahrung als Steuermann die Qualitäten dazu, aber das hätte auch bedeutet, mich drei Jahre lang voll zu engagieren. Das erlaubt meine Agenda nicht. Ich werde aber während der Trainingsfahrten einige Male an Bord sein, das ist sicher.

Trainieren Sie noch mit der Mannschaft?

Ja, ich nehme recht oft an den Trainings teil. Ich war mit dem Team bei zwei der Einheiten dabei, die wir diesen Winter in Jidda absolviert haben. Aber ich bin leider nicht immer in Barcelona. Das wird sich im Spätsommer ändern, wenn der Cup beginnt. Da werde ich häufiger präsent sein. Das Team wird fast jeden Tag trainieren.

Wie umschreiben Sie Ihre Rolle in dieser Kampagne?

Ich höre viel zu und fälle Entscheide, wenn es notwendig ist, um die Leistung der Equipe zu verbessern. Aufgrund meiner Erfahrung mit zwei Siegen und einer Niederlage im America’s Cup habe ich einiges Wissen über die Dynamik innerhalb eines Teams. Und meine Rolle bedeutet, manchmal schwierige Entscheide zu fällen.

Hat die verlorene Kampagne 2010 gegen Oracle rückblickend gleich viel gebracht wie die beiden Cup-Siege?

Ja, absolut. Die grosse Erkenntnis aus dieser Niederlage war, dass alle Kampagnen verschieden sind. Die Herausforderungen, die Regeln und die Konkurrenten sind jeweils anders. Dem muss man Rechnung tragen. Und man muss bedenken, dass eine Kampagne hart und keine Vergnügungsparty ist. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die das Team geleistet hat, wenn ich sehe, wo wir heute stehen.

Welche Entscheidungen haben Sie aufgrund der Erkenntnisse aus der letzten Kampagne getroffen?

Wir waren das erste Team in Barcelona, wir wählten den besten Platz für die Basis, wir konnten das Trainingsboot der Neuseeländer kaufen und so mit dem «Boat-Zero» grosse Erfahrungen in den Wellen vor Barcelona sammeln. Und wir hatten und haben ein sehr gutes Trainingsprogramm für die Segler, insbesondere auch mit den beiden AC40, die wir erworben hatten. Unser Entscheid, in Jidda mehrere Trainingscamps zu organisieren, war goldrichtig. Dort konnten wir den Teamgedanken forcieren, und die Segler sammelten Erfahrungen im Match-Racing. Und sie konnten von internationalen Seglern profitieren, die wir engagiert hatten, um sie zu coachen.

Sie haben ja auch Elitesportler aus dem Bereich Rudern und Velofahren in der Equipe eingebaut.

Ja, dieses Selektionsprogramm war sehr erfolgreich. Wir haben die Qualität der Power-Group laufend verbessert, indem wir besonders auf das internationale Leistungszentrum für Athleten unseres Partners Red Bull zurückgegriffen haben. Und die Segler, die wir vom Genfersee her kannten, sind gereift. Heute bin ich sehr zufrieden und zuversichtlich, dass wir gute Chancen haben, den America’s Cup zu gewinnen.

Stichwort Schweizer: Im Gegensatz zu früheren Cup-Teilnahmen sind jetzt – bedingt durch das Reglement – ausschliesslich Schweizer Segler an Bord. Freut Sie diese Tatsache?

Alinghi war zehn Jahre lang weg vom Cup, aber Alinghi hat nie aufgehört zu segeln. Das Aufrechterhalten einer, wenn auch reduzierten, Alinghi-Crew hat dazu geführt, dass wir eine ganze Generation von Seglern nachziehen konnten. Das betrachte ich als meine Investition in den Schweizer Segelsport. So ist es möglich, dass wir heute acht kompetitive Schweizer Segler stellen können. Das kann nicht jede Nation von sich sagen.

Viele der Teammitglieder loben Ihren Managementstil. Wie würden Sie ihn umschreiben?

Ich bin präsent und stehe zur Verfügung. Ich höre mehr zu, als ich rede. Ich vertraue den Leuten, die mehr wissen als ich und ihre Fachgebiete besser verstehen als ich.

Aber Sie müssen auch Entscheide fällen.

So wenig wie möglich. Wenn ich einen Entscheid fällen muss, dann heisst das, dass es ein Problem gibt. Ich ziehe es aber vor, möglichst wenig Probleme zu haben.

In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie in den zehn Jahren Abwesenheit vom America’s Cup gereift sind. Wie meinten Sie das?

Einer der Gründe, warum wir 2010 gegen Oracle verloren haben, war die Tatsache, dass es uns nicht gelungen war, auf eine komplett neue und andere Herausforderung zu reagieren. Wir hätten in dieser Situation ganz anders handeln müssen. Ich hatte zwar eine Idee (Anmerkung der Redaktion: eine Defence mit einem kleinen foilenden Katamaran, der dank gebogenen Schwertern schon 2008 foilen konnte), aber ich habe es nicht gewagt, sie zu realisieren, weil die wichtigsten Leute des Segelteams damals nicht daran glaubten, da sie die leichten und schnellen Boote nicht kannten, die wir bereits in der Schweiz entwickelt hatten. Deshalb ist es wichtig, ein Risiko einzugehen. Und ich glaube, das ist uns mit unserem «Boat-One» gelungen.

Möglicherweise ein sehr schnelles Boot, aber doch ein junges Schweizer Team, das über keine Cup-Erfahrung verfügt. Ist das ein Nachteil?

Nein, das ist eher ein Vorteil. Junge Segler, die keine Vorurteile haben, sind in einer solchen komplexen Kampagne, die von einem weissen Blatt ausgeht, eher im Vorteil. Wir haben natürlich auch gewisse Prinzipien und gewisse Strukturen im Verwalten einer Kampagne aus der vorangegangenen Zeit mitgebracht. Heute haben wir sozusagen ein Alinghi-Skelett, das durch das Organ Red Bull ergänzt wird und frischen Wind in eine bereits erprobte Herangehensweise bringt.

Es ist ja auch eine neue Bootsklasse.

Ja, diese Boote unterscheiden sich sehr von den älteren Cup-Booten. Eine neue Generation von Booten mit einer neuen Generation von Seglern – das ergibt Sinn. Wenn man die Komplexität einer AC75 kennt, die Art, dieses Boot zu segeln, dann weiss man, dass die junge Generation bevorteilt ist, die es gewohnt ist, an Simulatoren zu arbeiten, und die praktisch mit einer Playstation geboren wurde. Sicher, der Druck der Medien, die Wettkampfbelastung, der Lärm der begleitenden Helikopter können zu einer Last für die Neulinge werden. Aber in Bezug auf die Kompetenz am Steuer sind sie gleichauf mit älteren Seglern, sie haben vielleicht sogar einen Vorsprung. Diese Jugend ist in der Lage, mit der Vielfalt der Systeme umzugehen. Und sie hat auf Foils segeln gelernt.

Foiling heisst also die Zukunft im professionellen Segelsport. Gibt es in dieser Domäne auch Grenzen?

Ja, es gibt Limiten, denn man muss die extreme Geschwindigkeit berücksichtigen. Es kann daher vorkommen, dass ein Foiler vor der Wendemarke bremsen muss. Man stelle sich das vor: Ein Segelboot, das auf Schnelligkeit getrimmt ist, muss bremsen – sehr ungewöhnlich. Man muss lernen, dass einige Manöver effizienter sind, wenn man bremst, wie beim Autofahren in einer Kurve.

Glauben Sie, dass der America’s Cup in Barcelona ein ebenso grosser Erfolg wird wie jener in Valencia 2007?

Ich hoffe es. Wir haben uns zwar gewünscht, dass der Organisator mehr Vorregatten in Barcelona veranstalten würde. Es wäre gut gewesen, wenn wir schon im Juni hätten segeln können, um auf den Cup aufmerksam zu machen. So oder so bin ich mir sicher, dass es spektakulär wird.

Denken Sie an eine weitere Kampagne nach diesem Cup?

Wenn es keine grossen Überraschungen gibt, sollte es möglich sein, eine zweite Kampagne zu machen.

Falls Sie gewinnen, müssen Sie ja den Cup verteidigen.

Nicht falls – wir werden gewinnen!

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