„Dune 2“: Was für ein großartiges Spektakel

„dune 2“: was für ein großartiges spektakel

„Dune 2“: Was für ein großartiges Spektakel

Gut und Böse unterscheiden sich sogar im Umgang mit den Toten. Die bleichen, blutrünstigen Schergen der Harkonnen-Anführer haben die Leichen ihrer Rivalen, die Soldaten des Adelshauses Atreides, im Sand des Wüstenplaneten Arrakis zu Hügeln gestapelt und richten die Flammenwerfer auf sie. Das in der Wüste ansässige Volk der Fremen sammelt aus den Körpern der Verstorbenen das kostbarste Gut dieses unwirtlichen Orts: nicht den wertvollen Rohstoff Spice, der für den Antrieb von Raketen gebraucht wird, sondern Wasser. Es wird in Lederbeuteln gesammelt und später in ein riesiges unterirdisches Becken geschüttet. Ein flüssiger Friedhof.

Zeuge dieses Bestattungsrituals wird Jessica (stark: Rebecca Ferguson), die mit ihrem Sohn Paul Atreides im ersten „Dune“-Film dem Massaker der Harkonnen entkam und zu den Fremen flüchtete. „Dune: Part Two“ schließt nahtlos an Teil eins an, der vor mittlerweile zweieinhalb Jahren ins Kino kam. Bei den Fremen müssen sich Mutter und Sohn nun beweisen. Paul, indem er Seite an Seite mit den Fremen ihren Guerillakampf gegen die Harkonnen führt, die den Planeten plündern.

Jessica muss sich einem Hexenritual unterziehen, das sie beinahe das Leben kostet. Sie gehört der Schwesternschaft Bene Gesserit an, mächtigen und machthungrigen Frauen mit übernatürlichen Kräften, und kämpft auf einer weiteren Ebene: Gezielt nährt sie das Gerücht, dass ihr Sohn ein ersehnter Messias sei, der die Fremen dereinst von den Besetzern befreien werde. Auf offene Ohren stößt sie damit etwa bei Fremen-Führer Stilgar (Javier Bardem).

Paul weigert sich, diese Rolle anzunehmen. Er will nicht als Fremder die Fremen anführen (die Postkolonialismus-Debatte lässt grüßen). Eine Sicht, die auch die Fremen-Kriegerin Chani teilt, zu der er zarte Liebesbande knüpft. Und Paul wird von Visionen geplagt, in denen Millionen Menschen sterben. Dieses Ringen um die Heldenrolle ist der zentrale Konflikt der Hauptfigur, dargestellt von Timothée Chalamet. Unlängst war die „Zeit“ in einen kleinen Shitstorm geraten, weil sie dem beliebten Jungstar unterstellte, er sei unerträglich, überschätzt und kein ernst zu nehmender Charakterdarsteller. Zwar zeigt er auch in „Dune: Part Two“ keine völlig neue Seite von sich, ist wie üblich selbstreflexiv und zweifelnd. Aber er stellt Pauls Entwicklung von anpassungswillig bis aggressiv feinfühlig dar. Zendayas Chani ist ihrem Partner – trotz deutlich weniger Screentime – ebenbürtig. Überhaupt spielen Frauen im Film interessante Rollen: Oft sind sie die Strippenzieherinnen hinter den kämpfenden Männern.

Regisseur Denis Villeneuve malt seine Version von Frank Herberts Science-Fiction-Story (ab 1965) als episches Spektakel. Die wuchtige, Gänsehaut erregende Musik dazu schrieb Hans Zimmer. Schön sind die Weiten der Wüste, sakral die Hallen, beängstigend die Sandwürmer, imposant die Actionsequenzen. Villeneuves Tableaus sind traumhaft, in beiden Bedeutungen des Wortes.

„Wie in einer Mikrowelle“

Die beiden Streitparteien im Film sind auch optisch gegensätzlich: In der Welt der Fremen wirkt alles organisch, ursprünglich und echt. In der Welt der Harkonnen dominieren Schwarz und Weiß, einmal wechselt der Film gar ins Monochrome. Zu den beiden glatzköpfigen Harkonnen-Bösewichten aus dem ersten Film – dem fetten, siechen Baron Vladimir, lustvoll dargestellt von Stellan Skarsgård, und dem kantigen, jähzornigen Glossu Rabban (Dave Bautista) – kommt diesmal der soziopathische Klingenschwinger Feyd-Rautha (agil: Austin Butler). Optisch weniger ins Gedächtnis brennen sich Christopher Walken und Florence Pugh als Emperor und dessen Tochter. Letztere trägt meist metallene Kopfbedeckungen, die sie als Alliierte der Schwesternschaft (u. a. Charlotte Rampling und Léa Seydoux) ausweisen.

Die schönen Bilder des Films hatten ihren Preis: „Wir benötigten vier Monate für eine nur zweiminütige Sequenz“, erzählte Chalamet kürzlich. Butler schilderte, dass bei den Dreharbeiten in der Wüste – unter anderem in Jordanien und Abu Dhabi – teilweise mehr als 40 Grad Celsius geherrscht haben und Leute ohnmächtig wurden: „Es war wie in einer Mikrowelle.“

Gottlob kein klassischer Dreiakter

Eindrucksvolle Bilder machen noch keinen guten Film (Zack Snyder muss das erst lernen). An „Dune“ besticht, dass er sich – wie schon der erste Teil – der klassischen Dreiakt-Struktur entzieht. Zu viele Filme bestehen aus Exposition, Konfrontation und Auflösung – und sind daher erwartbar. ­„Dune: Part Two“ ermüdet auch bei 167 Minuten Länge nicht, sondern fühlt sich eher an, als würde man drei Folgen einer Serie hintereinander schauen. Nur gegen Schluss hin wirkt die Handlung doch etwas gehetzt.

Einer aktuellen politischen Deutung entzieht sich der Film. Die Fremen sind sozialistisch ausgerichtet, teilweise auch fundamentalistisch, während die Adelshäuser Harkonnen und Atreides monarchisch gesinnt sind. Auf aktuelle Konflikte in der Ukraine oder in Nahost lässt sich das trotz Parallelen nicht umlegen. Zu anders ist diese Welt, zu diabolisch sind die Bösewichte.

Zu einem möglichen dritten „Dune“-Teil gibt es noch keine Informationen. Er hängt wohl vom Einspielergebnis ab. Gut 400 Millionen Dollar spielte Teil eins ein, und das in einem Coronajahr. Der Regisseur ist jedenfalls nicht abgeneigt, einen weiteren Teil zu drehen: „Es gibt schon ein paar Worte auf Papier“, verriet er dem Filmmagazin „Empire“. „Wenn es mir gelingt, eine Trilogie zu machen, wäre das ein Traum.“ Nicht nur für ihn.

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