Scholz pocht in China auf fairen Wettbewerb bei Autos

scholz pocht in china auf fairen wettbewerb bei autos

Bundeskanzler Olaf Scholz besucht eine Bosch-Fabrik für Wasserstoffantriebe in Chongqing, China, 14. April 2024. REUTERS/Andreas Rinke

– von Andreas Rinke

Shanghai (Reuters) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich in China zu offenen Automärkten bekannt. Dabei mahnte er allerdings gleiche Wettbewerbsbedingungen an.

“Das Einzige, was immer klar sein muss, ist, dass der Wettbewerb fair sein muss”, sagte Scholz am Montag in Shanghai bei einer Diskussion mit Studenten der Tongji-Universität. “Also, dass es kein Dumping gibt, dass es keine Überproduktion gibt, dass man keine Urheberrechte beeinträchtigt.”

Dabei äußerte er sich zurückhaltend zu Forderungen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wonach sich auch die Europäische Union gegen Überkapazitäten bei chinesischen Elektroautos schützen muss. Das Thema Wettbewerbsgleichheit werde er ansprechen, sagte Scholz. “Aber das muss aus einer Position selbstbewusster Wettbewerbsfähigkeit heraus geschehen und nicht aus protektionistischen Motiven.” Der Bundeskanzler wollte noch im Laufe des Tages in Peking mit der chinesischen Führung auch über Wirtschaftsthemen sprechen. Er wird von einer Wirtschaftsdelegation begleitet, zu der unter anderem auch die Vorstandschefs von BMW und Mercedes gehören.

EU PRÜFT ANTI-DUMPING-ZÖLLE

Die EU-Kommission sieht die heimische Autobranche durch billige Elektroautos aus China in Gefahr und prüft deshalb Anti-Dumping-Zölle. Von der Leyen sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), derzeit laufe eine “drastische Überproduktion elektrischer Fahrzeuge in China, gekoppelt mit massiven staatlichen Subventionen”. Die EU könne nicht der einzige Markt sein, der für die chinesische Überproduktion offen bleibe, sagte sie mit Blick auf Länder wie die USA, Brasilien, Mexiko oder die Türkei, die ihre Märkte abschotteten. Es dürfe nicht das gleiche passieren, was bei Solarpanels passiert sei: dass durch staatlich subventionierte Dumpingpreise europäische Hersteller aus dem Markt gedrängt würden und die Produktion dann nach China gehe. Vor allem Hersteller wie Renault oder die Opel-Mutter Stellantis gelten als Unterstützer von Zöllen.

Bei der Autobranche in Deutschland stoßen Strafzölle jedoch auf scharfe Kritik. Der Branchenverband VDA verwies auf mögliche Gegenreaktionen der chinesischen Regierung. “Antisubventionsmaßnahmen wie zusätzliche Zölle würden die Herausforderungen für die europäische und deutsche Automobilindustrie nicht lösen – im Gegenteil: Der von der EU-Kommission beabsichtigte Zweck von Ausgleichszöllen könnte sich bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken”, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Für die deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz ist China der wichtigste Einzelmarkt und zudem ein wichtiger Produktionsstandort. BMW importiert etwa den iX3 und den elektrischen Mini aus der Volksrepublik. BMW erklärte, freier Handel müsse das Leitprinzip bleiben. “Zur laufenden Antisubventionsuntersuchung der EU haben wir eine klare Position: Die europäische Automobilindustrie ist aus Sicht der BMW Group weder von einer bedeutenden Schädigung durch den Import chinesischer Elektrofahrzeuge bedroht, noch ist es im Interesse der EU, Zölle auf diese Importe zu erheben.”

Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) verwies auf den Preiskrieg bei Elektroautos in China. Die deutschen Hersteller müssten es schaffen, ihre Innovationskraft zu erhöhen und die Kosten insbesondere bei den Batterien zu reduzieren. “Da ist es das falsche Signal, wenn man sagt, wir schützen euch staatlicherseits und nehmen Druck heraus”, sagte er. “Wenn wir es nicht schaffen, innovativer zu werden, haben wir keine Chance.

(Bericht von Andreas Rinke und Christina Amann; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte).)

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World