Im Ausland wird bei OPs gepfuscht, zu Hause teuer korrigiert
Anbieter von Schönheitsoperationen im Ausland locken mit Niedrigpreisen, doch die Nachbehandlung kostet Patienten oft ein Vermögen. Zwei Experten warnen: Medizintourismus wird zum wachsenden Problem.
Eine Leserin leidet Wochen nach einer Schönheitsoperation in der Türkei noch immer unter starken Schmerzen. Ihre Brust sei verpfuscht. 20 Minuten hat bei mehreren Schweizer Schönheitskliniken nachgefragt. Die Resonanz ist eindeutig: Alle Ärzte und Kliniken warnen vor solchen Eingriffen im Ausland.
«Die Konkurrenz nimmt zu, das Niveau sinkt.»
«Wir operieren aktuell jährlich mehrere Dutzend Patientinnen mit verpfuschten Ergebnissen. Viele landen direkt nach dem Auslandsaufenthalt bei den Hausärzten oder auf einer Notfallstation. Anschliessend werden sie auf Kosten der Krankenkasse notfallmässig behandelt», sagt Facharzt Jürg Häcki. Auch der Schönheitschirurg Volker Wedler spricht von einem «grossen Problem»: «Seit über 25 Jahren existiert der Medizintourismus, seit zehn Jahren wird es nicht nur mehr, sondern auch schlimmer.» Die Konkurrenz nehme zu, das Niveau sinke.
Deshalb boomen Operationen im Ausland
Der grösste Anreiz, Schönheitsoperationen im Ausland durchzuführen, sei der Preis. Gehe aber etwas schief, werde es erst richtig teuer, etwa bei Brustvergrösserungen, so Häcki: «Die Kosten für die betroffenen Patienten und Patientinnen fallen schlussendlich viel höher aus, als wenn sie sich von Anfang an für eine OP in der Schweiz entschieden hätten.»
Wedler stört sich an dieser Entwicklung: «Es wird am Anfang nur aufs Geld und oder den Social-Media-Auftritt des Anbieters geschaut – doch am Ende ist die Empörung gross, wenn wir in der Schweiz zu hiesigen Preisen helfen müssen.»
Das sind die Risiken
Laut den Experten gibt es mehrere Faktoren, die eine OP im Ausland gefährlich machen. Es beginne bereits bei der Sprache: «Verständigungsprobleme vor Ort bergen das Risiko, dass nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann. Die gesundheitlichen Risiken einer OP im Ausland, etwa viel zu starke Narkosen, werden bei einer Entscheidung oft nicht berücksichtigt», sagt Häcki.
«In anderen Ländern gibt es andere Keime, was Infektionen begünstigt.»
Auch Wedler kennt die Risikofaktoren: «In anderen Ländern gibt es andere Keime, was Infektionen begünstigt.» Bei Problemen im weiteren Verlauf sei es zudem schwierig, den ursprünglichen Chirurgen zu erreichen oder sei dann mit teurer Fliegerei verbunden. «Die Nachsorge ist genauso wichtig und darf nicht unterschätzt werden.»
Der Markt ist überflutet
Laut Häcki ist der ausländische Markt sehr intransparent. Es kämen ständig neue Angebote hinzu, andere gebe es vom einen auf den anderen Tag nicht mehr. Hochburgen seien Anbieter in der Türkei und Kliniken im Osten. «Es scheint auch eine Strategie vieler zu sein, dass sie die Klinik schliessen, wenn sie viele negative Bewertungen haben – und eröffnen dann unter neuem Namen eine andere Klinik.»
«Wir legen allen ans Herz, sich für einen Anbieter in der Schweiz zu entscheiden.»
In der Regel seien die Dokumente dann plötzlich nicht mehr vorhanden und der Arzt nicht mehr erreichbar. «Es bleibt eine Blackbox, was genau operiert und welche Implantate eingesetzt wurden.» Häcki sieht nur eine Lösung: «Wir legen allen ans Herz, sich bei einem Eingriff für einen seriösen Anbieter in der Schweiz zu entscheiden.»
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