Hubschrauber fliegt ohne Rotor: Sein Rollen-Antrieb hat erhebliche Vorteile
Der Senkrechtstarter CruisUp von CycloTech.
Leonardo Da Vinci gilt vielen als Entwickler von Hubschraubern. Das Wirkprinzip, das er ansetzte, also Auftrieb durch eine Wendel- oder Schraubenform, war den Chinesen allerdings schon vor 2.500 Jahren bekannt: Die Rotation eines Körpers erzeugt eine Kraft in Richtung der Drehachse.
An der Grundidee hat sich seitdem wenig verändert, wobei heutige Hubschrauber durch einen erzeugten Druckunterschied abheben, genauso wie Flugzeuge. Ganz anders das Projekt von CycloTech aus Österreich. Statt einem Rotor auf dem Dach verwendet der Senkrechtstarter des Start-ups vier Rollen, angeordnet wie die Räder eines Autos. Wie das funktioniert, erklärt Jacob vom YouTube-Kanal Breaking Lab in einem Video.
Rotierende Flugzeugflügel
Heutige Hubschrauber verfügen über Rotoren, deren Flügel einen Querschnitt ähnlich einem Flugzeugflügel aufweisen. Auf der Unterseite ist der Flügel flach, auf der Oberseite hat er eine Rundung. Die Luft, die den Flügel umströmt, fließt auf der Oberseite schneller, wodurch ein Unterdruck entsteht. Durch den Druckunterschied zwischen diesen beiden Flügelseiten wirkt eine Kraft nach oben. Die Flügel gängiger Rotoren sind senkrecht zur Drehachse des Rotors ausgerichtet und zentral befestigt.
Auch CycloTech nutzt solch einen Flügelquerschnitt. Allerdings sind die Flügel entlang einer Kreisbahn und parallel zu ihrer Drehachse montiert, ähnlich einem Wasserrad. Die Flügel sind zusätzlich an einer weiteren Achse befestigt, welche beweglich ist und den Neigungswinkel der Rollen-Rotorblätter steuert. Dadurch kann ein gerichteter Luftstrom in radialer Richtung erzeugt werden, also von der Drehachse weg. Diese Steuerung des Luftstroms erlaubt dem Senkrechtstarter das Abheben und Fliegen mit großer Wendigkeit.
Senkrechtstarter kommt vergleichsweise spät
Diese Technologie sieht das österreichische Start-up für seine Vision eines Senkrechtstarters, den CruiseUp, vor. Das Fluggerät für den urbanen Personenverkehr soll dank seiner Technologie eine hohe Wendigkeit und gleichzeitig eine gute Stabilität bieten, auch bei starkem Wind.
Hinzu kommt die geringe Größe des CruiseUp. Mit einer Grundfläche von 6,7 Metern auf 3,3 Metern ist es, grob überschlagen, so groß wie zwei Autos. Damit ist er für enge Straßenschluchten gut geeignet und den Konkurrenzprodukten in diesem Punkt voraus. Die Senkrechtstarter der Wettbewerber setzen meist auf herkömmliche Horizontalrotoren und nehmen damit viel Platz ein.
Großes Manko des CruiseUp ist der Zeitplan des Unternehmens. CycloTech plant eine Markteinführung im Jahr 2035, wohingegen andere Unternehmen deutlich früher starten wollen. Namentlich nennt Jacob Beautemps von Breaking Lab das Unternehmen VoloCity, dessen Senkrechtstarter bereits Mitte dieses Jahres in Paris zum Einsatz kommen soll. Ob CycloTech diesen zeitlichen Nachteil durch seinen Technologieeinsatz wettmachen kann, bleibt abzuwarten.