So schützen sich Frachtschiffe vor Piraten
Video: watson/Michael Shepherd
Manche denken bei Piraten vielleicht nur an Geschichtsbücher und Filme. Doch auch im 21. Jahrhundert gibt es Regionen, in denen moderne Piraten immer noch Angst verbreiten. Um Fracht und Crew vor Angriffen zu schützen, greifen Schiffsbetreiber zu immer extremeren Mitteln, doch auch die Piraten rüsten mit auf.
Moderne Piraten
Die kleinen Boote, besetzt von Männern mit Maschinengewehren, die der Schifffahrt an der Küste von Somalia seit Jahrzehnten Probleme bereiten, sind wohl schon einigen ein Begriff. Die berühmte Besetzung der Maersk Alabama im Jahr 2009 und das daraus resultierende Geiseldrama wurde sogar mit Tom Hanks in der Hauptrolle verfilmt.
Auslöser für das Wiederaufleben von Piraten gibt es viele. In Somalia, einem der ärmsten und politisch instabilsten Ländern Ostafrikas, bot sich ein idealer Nährboden dafür. Industrielle Überfischung der lokalen Fischbestände durch andere Nationen nahm vielen Menschen die Lebensgrundlage weg. Die somalische Regierung war nicht in der Lage, ihre Gewässer zu patrouillieren und die illegale Fischerei aufzuhalten. Kleine bewaffnete Gruppen schlossen sich zusammen, um das Gebiet zu verteidigen. Zunehmend wandelte sich die Praktik aber in eine ganz neue Einnahmequelle. Durch Diebstahl und später durch Geiselnahmen und Erpressung der Reedereien flossen plötzlich riesige Geldbeträge in die Region. Lokale Warlords nutzen die Instabilität und investierten die Einnahmen wiederum in Waffen und Boote für immer gewagtere Angriffe.
Eine Wende brachte nur eine immer grössere Präsenz von Kriegsschiffen. Durch Luftüberwachung und das Eskortieren von Schiffen konnten viele Angriffe abgewehrt werden. Geiselnahmen wurden wiederholt durch Spezialkräfte gestoppt und keine Lösegelder ausbezahlt. Seither ist das Horn von Afrika, was Piratenangriffe betrifft, wieder sicherer geworden, doch auch in anderen Regionen sind immer noch Piraten aktiv. Regionen, in denen die Schiffe wieder mehr auf sich alleine gestellt sind.
So schützen sich die Schiffe
Die Crews von grossen Frachtschiffen wissen von der Gefahr durch Piraten. Durchquert eine Handelsroute ein gefährliches Gebiet, bereitet sich die Besatzung entsprechend vor. Die meisten Schiffe haben zumindest einfache Mittel, um Angriffe abzuwehren. Eines davon ist zum Beispiel Stacheldraht. Dieser wird rund um das Schiff an der Reling befestigt sowie zum Teil auch auf Treppen oder Durchgängen. Auch Wasserkanonen gehören oft zur Ausstattung. Diese lassen sich fernsteuern und befördern so viel Wasser, dass man kleine Boote sogar damit auffüllen und vorübergehend manövrierunfähig machen kann. Ein weiteres Mittel ist die sogenannte P-Trap. Ein Ausleger, an dem mehrere lange Stahlseile befestigt sind. Die Seile treiben parallel zum Schiff im Wasser. Will sich ein kleines Boot dem Schiff nähern, kann sich der Propeller in den Drähten verfangen und es stoppen.
So schützen sich Frachtschiffe vor PiratenVideo: watson/Michael Shepherd
Sollte ein Schiff dennoch geentert werden, kann sich die Besatzung in einen geschützten Raum zurückziehen. Die sogenannte Zitadelle ist von innen komplett verriegelbar und hat Vorräte und Medizin. Vermehrt befinden sich dort auch Kommunikationsmittel wie ein Satellitentelefon, um Hilfe zu rufen. Bei einigen Schiffen lässt sich sogar die Steuerung des Schiffes von dort überbrücken.
All diese Mittel dienen aber vor allem der Abschreckung und sind gezielt nicht tödlich. Weniger Hemmungen herrscht auf Seite der Piraten, diese sind längst nicht mehr nur mit Maschinengewehren bewaffnet. Vermehrt kommen auch Granatwerfer zum Einsatz. Gut ausgerüstete Piraten verfügen zudem über mittelgrosse Mutterschiffe, die auch weit von der Küste entfernt Angriffe mit kleinen Booten starten können. Um dieser neuen Gefahr Stirn zu bieten, stellen manche Reedereien bewaffnete private Söldner ein, um ihre Schiffe zu beschützen.
Gleiches Problem, neue Hotspots
Das International Maritime Bureau (IMB) eine auf Kriminalitätsbekämpfung spezialisierte Abteilung der internationalen Handelskammer, vermeldete im Jahr 2023 120 Vorfälle von Piraterie.
Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Überfällen auf Schiffe im Jahr 2023
Ein Grossteil davon in Südostasien um die Strasse von Malakka. Auch im Golf von Guinea an der Küsten von Nigeria, Benin und weiteren Nationen wurden 22 Vorfälle vermeldet. Besonders Nigeria hat ein zunehmendes Piratenproblem. Die Ursachen sind ähnlich wie in Somalia. Seit Jahrzehnten fördern Ölkonzerne lokale Vorkommen. Dabei kam es zu wiederholten Umweltkatastrophen. Die Fischbestände sind bedroht und die lokalen Anwohner sehen keine andere Perspektive, als ihren Lebensunterhalt gewaltsam zu verteidigen. Diese vermischen sich wie in Somalia mit opportunistischen anderen Fraktionen.
Neuste Gefahr in der Meerenge von Bab el-Mandeb
Seit zwei Monaten werden Frachtschiffe von einer weiteren Gefahr bedroht. Die Angriffe durch Huthi-Rebellen in der Meerenge von Bab el-Mandeb stellen Reedereien vor eine ganz neue Herausforderung. Ob man dabei noch von Piraten, Terroristen oder etwas anderem spricht seit dahingestellt. Klar ist, einfache Mittel, die vielleicht vor opportunistischen Piraten schützen, werden einer organisierten Miliz wie der Huthi nicht standhalten.
(msh)
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