Am Dienstag wurde die Terroristin Daniela Klette verhaftet. Die in Zürich lebende Journalistin Sylke Gruhnwald hatte bereits im Dezember Hinweise auf den Aufenthaltsort der gesuchten Deutschen.
War der RAF-Terroristin Daniela Klette auf der Spur: Die in Zürich lebende Journalistin Sylke Gruhnwald.
Seit Dienstagmorgen herrscht Überraschung, dass die Terroristin Daniela Klette verhaftet werden konnte. Und dies nach über dreissig Jahren, in denen nach der heute 65-Jährigen gefahndet wurde. Es wird angenommen, dass Klette als Teil der dritten RAF-Generation an mehreren Sprengstoffanschlägen und Banküberfällen beteiligt war.
Ein geradezu surrealer Moment war die Verhaftung für Sylke Gruhnwald: Die in Zürich lebende Recherche-Journalistin war bereits vor einigen Monaten auf der Spur der RAF-Terroristin. Mit Sicherheit weiss Gruhnwald dies erst seit diesem Dienstag, als die Terroristin in Berlin verhaftet werden konnte und weitere Details über das Leben Klettes im Untergrund bekannt wurden.
Alles begann mit einer Partybekanntschaft
Die Suche nach Daniela Klette begann für Gruhnwald im Herbst des vergangenen Jahres: Zusammen mit einem Team um den vielfach ausgezeichneten Podcast-Produzenten Khesrau Behroz ging sie dem Hinweis eines Hörers nach, der glaubte, in einer Kölner Partybekanntschaft Daniela Klette erkannt zu haben. Der Hinweisgeber übergab dem Podcast-Team mehrere Fotos der Frau, von der er vermutete, bei ihr handle es sich um die gesuchte RAF-Terroristin.
Gruhnwald, die bei SRF das Datenteam geleitet hatte und heute als freie Journalistin und Dozentin tätig ist, interessiert sich seit längerem für Bildforensik: Sie kontaktierte den Kanadier Michael Colborne vom Recherche-Kollektiv Bellingcat, dem sie Bilder von Daniela Klette und von der Kölner Partybekanntschaft übergab.
Bilderabgleich und Probetraining
Colborne glich nicht nur die Bilder des Hinweisgebers mit Fotos von Daniela Klette ab. Er fütterte auch ein im Internet verfügbares Tool mit den Fahndungsfotos der RAF-Terroristin.
Die damals bekannten Bilder von Daniela Klette stammten alle aus den 1980er-Jahren. Dennoch schlug das Tool an – aber nicht bei der Kölner Partybekanntschaft des Hinweisgebers. Stattdessen bei der Website eines Berliner Kulturvereins, der Kurse in der Tanz- und Kampfkunst Capoeira anbietet – und dort bei einer Frau, die sich auf Facebook Claudia nannte.
Zwei Mitglieder aus dem Podcast-Team von Gruhnwald und Behroz besuchten darauf ein Probentraining des Berliner Capoeira-Vereins. Sie sprachen auch mit dem Leiter der Tanzkurse. Auf mehreren Fotos ist er zusammen mit der Frau zu sehen, von der wir heute wissen, dass es sich um Daniela Klette handelt. Doch der Kursleiter gab an, er habe «Claudia» schon seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen.
Weitere Recherchen waren zeitlich nicht möglich
Das Podcast-Team verfolgte die Spur darauf nicht weiter. Dafür fehlte ihnen die Zeit: Der zweiteilige Podcast war für die Dezembertage eingeplant, erzählt Sylke Gruhnwald am Telefon. Es war auch ein geradezu absurder Gedanke, dass eine im Untergrund lebende Terroristin Fotos von sich im Internet veröffentlichen lässt. Und dass eine RAF-Terroristin sich damit ganz anders verhält als das aktivistische Kollektiv «Anonymous», zu dem das Team von Gruhnwald und Behroz zuvor einen sechsteiligen Podcast produziert hatte.
So sieht sie aus: Die RAF-Terroristin Daniela Klette.
Sylke Gruhnwald ärgert sich nicht, dass sie damals der Spur der RAF-Terroristin nicht weiter nachgehen konnten. «Wir wollten mit unserem Podcast zeigen, welche Möglichkeiten Journalistinnen und Journalisten haben, wenn sie den Hinweis zu einer Person erhalten.»
Dass sie dabei mit einem simplen Bildabgleich die Spur einer seit mehreren Jahrzehnten gesuchten Terroristin aufnehmen konnten, überrascht Gruhnwald noch heute. Das Beispiel zeigt aber, wie effizient frei im Internet verfügbare Tools sind – «auch wenn ich die Gesichtserkennung natürlich nicht unkritisch sehe, wenn sie etwa zu kommerziellen Zwecken eingesetzt werden», wie Sylke Gruhnwald sagt.
Dann muss die Journalistin weiter: Sie besucht gerade eine Weiterbildung des Bellingcat-Teams, um mehr über die Möglichkeit der Bildforensik zu lernen. Da geht es aber aktuell nicht um Gesichtserkennung, sondern um Satellitenbilder, die bei der Berichterstattung über Kriegs- und Krisengebiete genutzt werden können.
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