Bayer macht aus zwei Rückständen in Leipzig einen Sieg

Leipzig. Im frostigen Sachsen steigert sich Bayer Leverkusen nach der Halbzeit und dreht eine packende Partie. Nathan Tella, Jonathan Tah und Piero Hincapie erzielen beim 3:2 (0:1) die Tore, Jeremie Frimpong muss nach einer halben Stunde verletzt vom Platz.

bayer macht aus zwei rückständen in leipzig einen sieg

Granit Xhaka (l.) jubelt mit Jonathan Tah über dessen Tor zum zwischenzeitlichen 2:2.

Bayer Leverkusen hat auch das 27. Pflichtspiel in dieser Saison nicht verloren und kehrt mit einem 3:2 (0:1)-Erfolg bei RB Leipzig im Gepäck zurück ins Rheinland. Die drei Punkte beim Pokalsieger waren allerdings hart umkämpft. Die Werkself lag zwei Mal hinten und glich jeweils aus, ehe Piero Hincapie kurz vor dem Abpfiff den Siegtreffer erzielte – ein weiterer Beleg für die Widerstandsfähigkeit der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso, die den Nimbus der Unbesiegbarkeit in dieser Saison wahrt.

Florian Wirtz kehrte für das Topspiel erwartungsgemäß in Bayers Anfangsformation zurück. Beim 1:0 in Augsburg kam der Ausnahmekönner noch angeschlagen von der Bank, nun konnte er wieder von Anfang an mitmischen – ebenso wie Jonathan Tah, der mit vier Gelben Karten auf dem Konto beim Last-Minute-Sieg im Südwesten Bayerns geschont wurde, damit er in Leipzig auf jeden Fall dabei sein kann. Bei den Gastgebern gab Dani Olmo nach überstandener Schulterverletzung sein Comeback in der Startelf.

Ohne großes Vorgeplänkel ging es gleich zur Sache. Leipzig erwischte den deutlich besseren Start und setzte Bayer gehörig unter Druck. Zunächst konnte Piero Hincapie im Duell mit Benjamin Sesko noch Schlimmeres verhindern, doch nach einem schnellen Ballverlust von Exequiel Palacios kam Lois Openda aus etwa 16 Metern zum Schuss – Lukas Hradecky konnte den von Granit Xhaka noch abgefälschten Versuch aber abwehren (5.).

Die Szene war eine Art Vorwarnung für die Werkself, denn zwei Minuten später stand es bereits 0:1. Sesko ließ Tah auf der linken Seite gekonnt aussteigen und spielte den Ball auf Xaver Schlager, der ihn wiederum geistesgegenwärtig auf Xavi Simons weiterleitete. Was der Niederländer dann veranstaltete, war Fußballkunst auf höchstem Niveau. Nach einer technisch anspruchsollen, aber sehenswert gelungenen Annahme, legte sich der 20-Jährige den Ball mit dem rechten Fuß auf seinen linken, drehte sich um die eigene Achse und schloss wie aus einem Guss aus rund 15 Metern sauber ins rechte untere Eck ab (7.).

Dass Tah kurz danach seine fünfte Gelbe Karte in dieser Saison sah, machte den unglücklichen Start in die Partie perfekt. Der Nationalspieler wird am kommenden Samstag gegen Mönchengladbach (18.30 Uhr) auf jeden Fall fehlen. Ob das auch für Jeremie Frimpong gilt, werden die kommenden Tage zeigen. Für den 23-Jährigen war nach einem schmerzhaften Schlag auf den Unterschenkel schon deutlich vor der Halbzeitpause Schluss. Für ihn kam Nathan Tella ins Spiel. (31.).

Da zuvor Hradecky gegen Mohamed Simakan (21./22.) gleich zwei Mal das durchaus mögliche 0:2 durch sein Eingreifen verhinderte, ging es mit einem für die Leverkusener fast schon schmeichelhaften 0:1 in die Kabine. Bis dahin blieben viele Angriffe des Tabellenführers bereits im Ansatz stecken, manchmal fehlte es schlicht an Präzision, manchmal wurde ein Schuss geblockt, und bei der besten Gelegenheit durch Alejandro Grimaldo stand in der Entstehung über die rechte Seite Jonas Hofmann im Abseits (17.). Ins Rollen kamen die Rheinländer bis zur Halbzeit also nicht, was vor allem, aber nicht nur am konzentrierten und griffigen Auftritt der Sachsen lag. Denn Alonso Team wirkte im Gegensatz zur bisherigen Saison nicht wirklich stabil, teilweise gar wackelig und ein bisschen fahrig – ein ungewohntes Gefühl für die etwa 2900 mitgereisten Fans in Schwarz-Rot.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich der Gesamteindruck allerdings postwendend. Was auch immer Alonso seinem Team in der Kabine als Marschroute für die zweiten 45 Minuten mit auf den Weg gab, ging auf. Über Wirtz landete der Ball bei Grimaldo auf der linken Seite, der den Ball Richtung zweiten Pfosten flankte. Der bis dahin unauffällige Patrik Schick verpasste im Zentrum, doch am zweiten Pfosten lief Nathan Tella ein und netzte unbedrängt zum 1:1 ein (47.). Nachdem Schick aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf (53.), ließ Wirtz beinahe das 2:1 folgen, aber RB-Keeper Janis Blaswich war bei dem Schlenzer auf dem Posten (55.).

Gerade als Leipzig komplett den Faden zu verlieren drohte, ließ sich Leverkusen zum ersten mal in dieser Spielzeit klassisch auskontern – nach einer Ecke. Die war viel zu schludrig ausgeführt, Xavi fing den Ball ab und ab ging es Richtung Hradeckys Kasten. Olmo kam an den Ball, bediente Openda und der vollstreckte gnadenlos zum 2:1 für die Gastgeber (56.). Doch so halbherzig die Ecke zuvor war, so gut war sie von Hofmann auf Tah, der daraus per Kopfball das 2:2 machte (63.).

Längst hatte sich der Schlagabtausch entwickelt, den wohl viele vor der Partie von beiden Team erwartet haben. Klare Torchancen gab es zwar vorerst nicht, aber dafür jede Menge Intensität auf hohem spielerischen Niveau. Die Werkself war aber noch nicht fertig – und in der Nachspielzeit traf Hincapie nach einer Ecke von Grimaldo zum 3:2. Während Leipzigs Trainer Marco Rose entnervt den Kopf schüttelte, bejubelte Alonso den zweiten Last-Minute-Sieg in Serie.

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