Putin nennt Baerbock „feindselig“ – und wünscht sich weitere Amtszeit von Biden

In einem Fernsehinterview kritisiert Kremlchef Wladimir Putin Außenministerin Annalena Baerbock. Gefragt nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA nennt Putin überraschend Joe Biden den besseren Präsidenten für Russlands Interessen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in einem Fernsehinterview kritisiert. Die Grünen-Politikerin sei nicht nur feindselig gegen Russland eingestellt, sagte er in Moskau. „Sie verhält sich auch feindselig gegen das eigene Land“, sagte er und bezog dies auf die Energiepolitik der Grünen.

Der Kreml veröffentlichte am Mittwochabend auf seinem Telegram-Kanal vorab Auszüge des Interviews für die Sendung „Moskau. Kreml. Putin“. Die Grünen schürten die Furcht der Menschen vor dem Klimawandel. Sie seien dank dieser Angst an die Macht gekommen, verfolgten nun aber eine ganz andere Politik: In Deutschland werde jetzt mehr Energie aus Kohle erzeugt, sagte Putin.

Zu Baerbocks behaupteter Feindschaft gegen das eigene Land behauptete der Kremlchef: „Es ist schwer sich vorzustellen, dass eine Politikerin dieses Ranges sich so geringschätzig zu den wirtschaftlichen Interessen ihres Landes, ihres Volkes verhält.“

Er führte dies nicht näher aus. Als Hintergrund lässt sich die Politik der Ampel-Regierung vermuten, Deutschland wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unabhängig von russischem Gas zu machen. Baerbock macht aus ihrer Kritik an Russland keinen Hehl und tritt für eine starke europäische Unterstützung der Ukraine ein.

An einer anderen Stelle nimmt Putin Baerbock in Schutz

Putin musste sich in dem Interview erst vergewissern, dass er den Namen Baerbock richtig ausspricht. Anlass der Äußerungen über die deutsche Außenministerin war, dass der Journalist Pawel Sarubin ihn nach der Verstrickung von Baerbocks Großvater in den Nationalsozialismus fragte. Die Grünen-Politikerin spricht offen über ihren Großvater, der Offizier der Wehrmacht im Einsatz an der Ostfront war.

Hier nahm Putin Baerbock und die jüngere Generation in Deutschland in Schutz. „Ich glaube nicht, dass die heutige Generation von Deutschen die volle politische Verantwortung tragen sollte für das, was Nazi-Deutschland angerichtet hat“, sagte der Kremlchef.

Gefragt nach der US-Präsidentschaftswahl in diesem Jahr und der Bedeutung für Russland, wäre nach Worten des Kremlchefs ein Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl der beste mögliche Ausgang. In den Vorab-Clips des Interviews für das russische Fernsehen kritisierte Putin die US-Regierung: „Ich denke, dass die Haltung der jetzigen Administration in höchstem Maße schädlich und falsch“ sei.

putin nennt baerbock „feindselig“ – und wünscht sich weitere amtszeit von biden

Liebesgrüße aus Moskau? Dass Putin Joe Biden für einen besseren US-Präsidenten hält, dürfte nicht am Valentinstag liegen dpa/Mark Schiefelbein

Die beiden großen Atommächte liegen in fast allen internationalen Fragen über Kreuz, vor allem aber wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Dennoch sei ein Sieg Bidens vorzuziehen, sagte Putin. „Er ist der Erfahrenere, er ist berechenbar, er ist ein Politiker alter Schule.“ Allerdings werde Russland mit jedem Präsidenten arbeiten, den das Volk der Vereinigten Staaten wähle.

Putin nahm den 81-jährigen Biden auch in Schutz vor Vermutungen, dass dieser nicht mehr gesund genug für sein Amt sei. Schon bei einem Gipfeltreffen in der Schweiz 2021 habe es geheißen, dass Biden nicht mehr handlungsfähig sei, sagte Putin. „Ich habe nichts dergleichen gesehen.“

Donald Trump habe „eigene Sicht“ auf die Dinge, sagt Putin

Die Äußerungen Putins passen nicht recht zur Politik Russlands in den vergangenen Jahren, die auf den Republikaner Donald Trump gesetzt hatte. Trump rühmt sich seines angeblich guten Drahtes zu Putin. In dem Interview ging der Kremlchef auf Trumps viel kritisierte Äußerung ein, dass er Nato-Bündnispartnern mit geringen Verteidigungsausgaben im Fall eines russischen Angriffs keine amerikanische Unterstützung gewähren würde.

Trump habe seine eigene Sicht darauf, wie sich das Verhältnis der USA und ihrer Verbündeten entwickeln sollte, sagte Putin. Unlogisch daran sei nur die Haltung der Europäer: „Sie wollen, dass die USA sie weiter umsonst beschützen“. Bei der US-Wahl im kommenden November zeichnet sich eine Neuauflage des Duells Biden gegen Trump von 2020 ab.

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