Häuser kontrolliert – Mädchen (6) alleine in verwahrloster Wohnung zurückgelassen
In Gelsenkirchen
Häuser kontrolliert – Mädchen (6) alleine in verwahrloster Wohnung zurückgelassen
19 Wohnungen hat ein Spezialteam der Stadt Gelsenkirchen kürzlich kontrolliert. Sie fanden Baumängel, Müllberge – und eine alleingelassene 6-Jährige.
Gelsenkirchen – Rattenbefall, gefährliche Baumängel oder ein Trockenboden, der unerlaubterweise als Wohnung genutzt wird: Regelmäßig kontrolliert ein Spezialteam der Stadt Gelsenkirchen Häuser in der Ruhrgebietsstadt. Teilweise liegt bei den überprüften Unterkünften so viel im Argen, dass sie für die Bewohner unbenutzbar sind. Bei den jüngsten Kontrollen nahm das Team insgesamt 19 Wohnungen unter die Lupe – in einer davon wurde ein 6-jähriges Mädchen alleine zurückgelassen.
Schrotthaus-Kontrollen in Gelsenkirchen: Mädchen in verwahrloster Wohnung gefunden
Die 19 kontrollierten Wohnungen befanden sich in vier Häusern in den Gelsenkirchener Stadtteilen Neustadt und Bismarck, heißt es in einer Mitteilung. Behördenübergreifend waren neben dem sogenannten Interventionsteam EU-Ost unter anderem auch Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), der Wohnaufsicht und des Jobcenters an den Maßnahmen am Donnerstag (25. April) beteiligt. Zuletzt geriet beispielsweise auch ein Supermarkt wegen Hygienemängeln in den Fokus der Kontrolleure.
Ein Mann klingelt an einem Haus.
Das sechsjährige Mädchen fanden die Kontrolleure in einer Wohnung eines Hauses in der Jakobstraße. Die Wohnung wirkte verwahrlost, schreibt die Stadt. Das Jugendamt sei über den Vorfall informiert worden. Eine Bewohnerin einer anderen Wohnung gab zudem an, dass sie ihre Miete in bar an den Vermieter zahlen würde. Der Verdacht: Steuerhinterziehung. Auch hier wurde die zuständige Behörde informiert, in diesem Fall gab es einen Hinweis an die Finanzverwaltung.
Anwohnerin verweist Vermieter auf Müll im Innenhof – doch bekommt keine Hilfe
Auch an dem Haus selbst stellten die Kontrolleure immense Mängel fest. Glaselemente an der Eingangstür waren zersplittert und im Dachgeschoss stellte die Wohnungsaufsicht „einen extremen Feuchtigkeitsschaden“ fest, so die Stadt Gelsenkirchen. In beiden Fällen muss der Eigentümer die Mängel beseitigen. Eine Mieterin zeigte sich dankbar für den Besuch des Interventionsteams – und führte die Kontrolleure in den Innenhof, wo weitere Vergehen entdeckt wurden.
Demnach war der Innenhof des Hauses „voller Unrat“, wie die Stadt schreibt. Es sei bereits versucht worden, den Vermieter um Unterstützung zu bitten, berichtete die Frau den Kontrolleuren. Doch alle Versuche seien bislang fruchtlos geblieben. Die Gelsendienste leiteten deshalb ein Verfahren wegen Müll auf Privatflächen ein.
Gebäude darf wegen zahlreicher baulicher Mängel nicht mehr genutzt werden
In einem Haus im Wiehagen fielen den Kontrolleuren beim Betreten zahlreiche bauliche und elektronische Mängel auf. Der Eigentümer muss die Mängel beseitigen. Gegen eine siebenköpfige Familie besteht zudem eine offene Rückforderung des Jobcenters. Die Familie war zwischenzeitlich unbekannt nach Rumänien verzogen. Die Finanzverwaltung wird über den Verdacht einer möglichen Steuerhinterziehung des Vermieters informiert, weil dieser Mietzahlungen in bar entgegengenommen haben soll.
In einem Haus im Alhlmannshof fielen so viele bauliche Mängel und illegale Anbauten im Haus und auf dem Hof auf, dass die Kontrolleure die Nutzung des gesamten Gebäudes im gestreckten Verfahren untersagten. Über ein Haus in der Bismarckstraße gingen bereits zahlreiche Beschwerden aus der Anwohnerschaft ein. Dort stießen die Kontrolleure auf „diverse Auffälligkeiten“, weshalb es zeitnah Nachkontrollen unter anderem wegen eines Meldeverstoßes geben wird.
Anwohner zeigen sich dankbar über Maßnahmen des Interventionsteams
Im unmittelbaren Umfeld der überprüften Häuser sprach der Verkehrsüberwachungsdienst insgesamt 26 Verkehrsverwarnungen aus, leitete 17 Bußgeldverfahren wegen fehlenden beziehungsweise fehlerhaften Feinstaubplaketten aus und ließ zwei Fahrzeuge wegen Verkehrsbehinderungen abschleppen. Drei Fahrzeuge ließ der KOD wegen mangelndem Versicherungsschutz vom Ordnungsdienst abschleppen, drei weitere Schrottfahrzeuge müssen zudem vom jeweiligen Eigentümer beseitigt werden.
Beim Verlassen des Gebäudes an der Bismarckstraße fiel den Kontrolleuren zudem ein nicht fahrbereiter Transporter mit britischem Kennzeichen auf, der mit Unrat beladen war. Auch hier fehlte ein gültiger Versicherungsschutz. Der KOD ließ das Fahrzeug abschleppen. Während der Maßnahme zeigte sich einer der Gründe, warum das Interventionsteam die regelmäßigen Kontrollen macht: Gleich mehrere vorbeilaufende Anwohner der benachbarten Ottostraße äußerten ihre Dankbarkeit über das Eingreifen. (mg)