Hamas akzeptiert Vermittler-Vorschlag für Waffenruhe – Israel prüft Plan
Seit Wochen laufen die Gespräche über eine Feuerpause im Gaza-Streifen. Jetzt hat die Terrororganisation Hamas einem ägyptisch-katarischen Vorschlag zugestimmt. Israel zufolge weicht der Plan jedoch von einem früheren israelischen Entwurf ab.
Die palästinensische Terrororganisation Hamas hat einem ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe akzeptiert. Dies habe Hamas-Chef Ismail Hanija dem Regierungschef von Katar und dem ägyptischen Geheimdienstminister am Telefon gesagt, teilte die Hamas am Montag mit.
Israel prüft einem Regierungsvertreter zufolge den Vorschlag. Allerdings weiche der Plan der Palästinenserorganisation von einem früheren israelischen Entwurf ab, auf den sich Israel und Ägypten vor zehn Tagen geeinigt hätten und der die Grundlage indirekter Verhandlungen gewesen sei.
Laut dem israelischen Fernsehsender Channel 12 wurden „alle möglichen Klauseln“ eingefügt. Es handele sich um einen einseitigen Vorschlag ohne Einbeziehung Israels, stand in einem weiteren Bericht. Ägypten habe die Bestimmungen einseitig gelockert, damit die Hamas zustimme. Der Vorschlag sei in dieser Form für Israel nicht akzeptabel. Zuletzt war von einem mehrstufigen Plan die Rede gewesen, der die Freilassung von Geiseln und einen Abzug israelischer Soldaten beinhaltete.
Auch die US-Regierung teilte mit, den Vorschlag zu prüfen und sich mit den Partnern abzustimmen. Ein Sprecher des US-Außenministeriums verwies darauf, dass sich der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, Bill Burns, derzeit im Nahen Osten aufhalte, um auf eine Waffenruhe hinzuarbeiten.
Israel spricht Insidern zufolge von Täuschungsmanöver der Hamas
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf einen israelischen Insider, Israel werde dem Vermittler-Vorschlag nicht zustimmen. Ein namentlich nicht genanntes Kabinettsmitglied sprach Berichten zufolge von einem Täuschungsmanöver der Hamas, um Israel als Verweigerer darzustellen.
Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir sprach im Online-Dienst von „Spielen“ der Hamas. Es solle darauf nur eine Antwort geben: die Eroberung der Stadt Rafah und den Sieg über die Hamas, schrieb der rechtsextreme Politiker.
Jubel in Rafah
Die Hamas forderte bis zuletzt einen umfassenden Waffenstillstand, einschließlich eines vollständigen Abzugs der israelischen Armee aus dem Gaza-Streifen. Israel lehnte dies bisher ab. Außenminister Israel Katz hatte zuletzt erklärt, sein Land sei bereit, den angekündigten Militäreinsatz in der Stadt Rafah zu verschieben, sollte ein Deal zur Freilassung von Geiseln zustande kommen. Erst am Montag hatte das israelische Militär Menschen in Rafah im südlichen Gaza-Streifen zur Evakuierung aufgerufen.
Menschen jubeln auf den Straßen in Rafah REUTERS
Nach der Nachricht von der Annahme des Waffenruhevorschlags gingen Menschen in Rafah jubelnd auf die Straßen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Nach Angaben eines AFP-Reporters riefen die Menschen Parolen, weinten Freudentränen und schossen in die Luft.
OpenStreetMap; Infografik WELT
Israel bekräftigt Aufruf zu Evakuierung von Rafah
Die israelische Armee bekräftigte derweil ihren Aufruf zur Evakuierung des Ostteils der Stadt Rafah. „Wir rufen die Bewohner auch heute Abend zur Evakuierung auf“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Abend in einer Rundfunkansprache. Die Evakuierung diene der Vorbereitung einer „Bodenoperation“.
Laut Israel ist die Stadt im Süden des Gaza-Streifens die letzte Hochburg der Hamas. Israel hat sich zum Ziel gesetzt, die militant-islamistische Organisation zu zerschlagen, die bei einem Terrorangriff mit Verbündeten Anfang Oktober mehr als 1200 Israelis getötet und etwa 250 entführt hatte. US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu seine Sorge über die Folgen einer möglichen Militäroffensive auf Rafah.